Offener Brief der Bildungsdirektorin zur Ausbildung in Krisenzeiten „Gerade in schwierigen Zeiten braucht es eine aktive Nachwuchsarbeit, um die Zukunft zu sichern“

Monika Kolb

Monika Kolb, Bildungsdirektorin Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. hat einen offenen Brief zur Ausbildungssituation in Krisenzeiten geschrieben:

Liebe Buchhandlungen, liebe Verlage, liebe Ausbildungsunternehmen, liebe Branche, die Folgen der Coronakrise treffen uns mit aller Härte – persönlich, gesellschaftlich und ökonomisch. Die Wirtschaft sieht sich der größten Herausforderung der vergangenen Jahrzehnte gegenüber. Auch die meisten Buchhandlungen hatten mit Umsatzrückgängen im zweistelligen Prozentbereich zu kämpfen – besonders die Zeit des Lockdowns hinterließ tiefe wirtschaftliche Spuren. Nach der Wiedereröffnung der Ladengeschäfte verlangen strenge Hygieneauflagen allen Buchhändler*innen und Beteiligten maximale Ausdauer und Geduld ab. Die Innenstädte beleben sich nur langsam wieder, viele Kund*innen sind zögerlich. Was uns positiv stimmen lässt: Das Jahresminus liegt zwar nach aktuellen Zahlen von Media Control mit Stand 21. Kalenderwoche immer noch bei 12,4 Prozent im Gesamtmarkt und 18,2 Prozent im Buchhandel vor Ort, der Rückstand verringert sich aber von Woche zu Woche. Das macht Mut und Zuversicht.

Das zentrale Ziel vieler mit Herzblut arbeitenden Inhaber*innen und Geschäftsführer*innen ist, die Finanzen des Betriebes zu sichern und ihn lauffähig zu halten. Dabei ist verständlich, dass das auch ein Hinterfragen aller betriebswirtschaftlichen Positionen mit sich bringt. War vor einigen Wochen noch die Gewinnung von Fach- und Führungskräften das führende Thema, geraten nun zwangsläufig auch die Personal- und Ausbildungskosten sowie geplante Ausbildungsinitiativen in den Fokus und auf den Prüfstand.

Was aber sind die Konsequenzen, wenn es im Zuge der Auswirkungen der Corona-Pandemie zur gängigen Praxis werden würde, im Bereich des Nachwuchses zu sparen? Wenn beispielsweise für dieses Jahr keine Auszubildenden mehr eingestellt würden, man die Verträge dieser jungen Menschen auslaufen ließe oder gar vorzeitig beendete?

Sowohl das Signal als auch die Auswirkungen wären verheerend für die gesamte Branche und für unsere Gesellschaft. Junge Nachwuchskräfte sind es, denen mit ihren vielfältigen Kompetenzen – insbesondere im Digitalen – die Zukunft gehört: Mit großartigem Engagement, beeindruckender Flexibilität und leuchtender Kreativität bringen sie sich ein. Und sobald die gegenwärtige Krise abflacht, werden die Themen in der Branche wieder an den sich zuspitzenden Personalmangel anknüpfen. Jede und jeder dieser jungen Menschen wird gebraucht!

Das Thema wird auch über Branchengrenzen hinweg diskutiert: Die Allianz für Aus- und Weiterbildung, bestehend aus Vertreter*innen der Politik und Verwaltung, führender Wirtschaftsverbände und der Gewerkschaften, hat es sich ausdrücklich zum Ziel gesetzt, den mittel- und langfristigen Auswirkungen der Pandemie stabilisierende Maßnahmen für den gesamten Ausbildungsmarkt entgegenzusetzen. Es werden Mittel in beträchtlichem Umfang bereitgestellt. Konkret sollen zum Beispiel Verbundausbildungen gestärkt und vielfältige Prämien zur Unterstützung von Ausbildungsverhältnissen ausbezahlt werden.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und das Sozialwerk des Deutschen Buchhandels unterstützen Betriebe mit Zuschüssen zur Gehaltszahlung für ihre Auszubildenden. Der Förderverein Berufsbildung fördert den Vorbereitungskurs zur Ausbildereignungsprüfung. Nutzen Sie die bereitgestellten Hilfen – derzeit sind so viele exzellente Bewerber*innen und Nachwuchskräfte auf dem Markt wie selten.

Mein brennender Appell lautet also: Lassen Sie uns mit ihnen gemeinsam die Zukunft gestalten!

Herzliche Grüße

Monika Kolb

 

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