Preisverleihung am 7. Juni im Schloss Genshagen bei Berlin Franz-Hessel-Preis für Susanne Röckel und Anne-Marie Garat

Der deutsch-französische Franz-Hessel-Preis für zeitgenössische Literatur geht in diesem Jahr an Susanne Röckel (Foto) für Der Vogelgott (Jung und Jung Verlag, 2018) und Anne-Marie Garat für Le Grand Nord-Ouest (Éditions Actes Sud, 2018). Die Auszeichnung ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Kulturstaatsministerin Monika Grütters und der französische Minister für Kultur, Franck Riester, übergeben den Preis am 7. Juni in den Räumen der Stiftung Genshagen verleihen.

Susanne Röckel

In Der Vogelgott entwickle Susanne Röckel eine ebenso poetische wie spannungsreiche Geschichte zwischen Mythos und Familienroman, Kunstbeschreibung und Reisebericht, Zivilisationskritik und Schauergeschichte, so die Begründung. „Mit Der Vogelgott ist Susanne Röckel ein großartiger Roman gelungen, der danach fragt, was uns jenseits alltäglicher Umtriebigkeit antreibt, welche Formen Angst, Sehnsucht und das Andere – womöglich Göttliche – in unserer Gegenwart annehmen, und welche Macht wir dem zugestehen.“

Anne-Marie Garat

Mit Le Grand Nord-Ouest lege Anne-Marie Garat ein episches Roadmovie in eisigen Grenzregionen vor, eine literarische Flucht durch Alaska und Kanada. Aus der Sicht einer Sechsjährigen werde die Geschichte von der späteren jungen Frau erzählt, die verstehen möchte, warum sie dem „verlorenen Paradies“ des Indianerstammes, bei dem sie Zuflucht gefunden hatte, entrissen worden ist, heißt es in der Begründung der Jury. „Anne-Marie Garat schreibt lustvoll und kreativ, mit einer zugleich ungestümen und sensiblen Freiheit, ohne sich dabei zu ernst zu nehmen. Eine Schriftstellerin, wie man sie liebt. Im Grunde vereint Anne-Marie Garat die drei Eigenschaften, die Vladimir Nabokov zufolge einen großen Schriftsteller ausmachen: Sie ist gleichzeitig Geschichtenerzählerin, Pädagogin und Zauberin. Autorin von gut zwanzig Romanen – darunter einige Jugendromane – und1992 für Aden mit dem Prix Femina ausgezeichnet, hat Anne-Marie Garat erstaunlicherweise noch immer kein Publikum in Deutschland finden können. Die Verleihung des Franz-Hessel-Preises, so die Hoffnung der Jury, wird diese Lücke nun vielleicht schließen.“

Die deutsche Jury: Thorsten Dönges (Literarisches Colloquium Berlin), Hans-Peter Kunisch (Journalist und Autor), Petra Metz (Literaturkritikerin) und Ulrike Vedder (Professorin an der Humboldt-Universität zu Berlin)

Die französische Jury: Nils C. Ahl (Journalist und Literaturkritiker), Francesca Isidori (Journalistin und Literaturkritikerin), Christine de Mazières (Beamtin am französischen Rechnungshof), Augustin Trapenard (Journalist und Literaturkritiker) und Guy Walter (Direktor der Villa Gillet und der Subsistances)

Mit dem Franz-Hessel-Preis werden jedes Jahr eine deutsch- und eine französischsprachige Autorin oder ein Autor ausgezeichnet, die im Nachbarland noch nicht bekannt sind und deren Werke weitestgehend noch nicht übersetzt wurden. Der Preis trägt dazu bei, herausragende Literatur über die Grenzen hinweg bekannt zu machen und regt den literarischen und intellektuellen Dialog zwischen Deutschland und Frankreich an. Namensgeber ist der Schriftsteller und Übersetzer Franz Hessel (1880 -1941), der mit seinem Leben und Werk ein Mittler zwischen beiden Ländern und Kulturen war. Der Preis ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten zudem die Möglichkeit zu einer Schriftstellerresidenz im Schloss Genshagen.

Die Stiftung Genshagen (D) und die Villa Gillet (FR) vergeben den Preis gemeinsam. Er wurde in Deutschland von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und in Frankreich vom Ministère de la Culture initiiert und wird von ihnen finanziert.

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