Auszeichnungen Frankfurter Buchmesse: Autonomie und das Lieblingsbuch der Unabhängigen

Gestern fand im Frankfurt Pavilion ein Gespräch über den Wert von Autonomie in der Buchbranche statt. Am Ende der Talkrunde wurde das Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen bekannt gegeben. Am Voting hatten sich über 660 Buchhandlungen beteiligt.

Wibke Ludwig, Knut Cordsen, Uwe Kalkowski und Lucia Bornhofen

Im Podium sprach Moderator Knut Cordsen mit Lucia Bornhofen, Geschäftsführerin der Buchhandlung Bornhofen, Gernsheim; Uwe Kalkowski, Blogger von Kaffeehaussitzer, und Wibke Ladwig, Social Web Ranger.

Zunächst fragte Cordsen nach der ungewöhnlichen Berufsbezeichnung von Ladwig. Die gelernte Buchhändlerin antwortete, dass sie eigentlich dasselbe mache, wie ein Park Ranger – nur eben digital.

„Was macht für Sie die Unabhängigkeit aus?“, wandte sich Cordsen an die Chefin der Buchhandlung Bornhofen. „Wir nehmen beispielsweise mit einer besonderen Veranstaltung an der Woche der unabhängigen Buchhandlungen (WUB) teil. Der Abend heißt Feine Bücher für schöne Stunden, da werden Bücher vorgestellt, und es gibt ein Abendessen.“ Die Idee sei nicht von irgendeinem „oben“ gekommen, sondern selbst entwickelt worden. „Wir sind freier als Filialisten, freier für unsere Kunden, treffen unsere Entscheidungen selbst. Die Kundschaft bestimmt einen Teil meiner Unabhängigkeit“, sagte Bornhofen.

Für Ladwig bedeutet Autonomie, das zu tun, was ihr wichtig ist. Ähnlich sieht das Kalkowski, der in seinem Blog die Bücher vorstellen kann, die er möchte – gleich, ob es sich um Novitäten oder etwas aus der Backlist handelt. „Und ich durfte als erster Blogger an der Jury für den Deutschen Buchpreis teilnehmen“, fügte Kalkowski hinzu.

„Haben die Unabhängigen Bedeutung für die Gesellschaft?“, wollte Cordsen weiter wissen. „Ja, wir engagieren uns in der Lese- und Schreibförderung, nehmen an lokalen Festen teil und sorgen für Diversität im Angebot“, sagte Bornhofen. „Normierte Gesellschaften sind instabil, Gesellschaften, in denen Vielfalt herrscht, stabiler“, bemerkte Ladwig.

Zudem wurde nochmals auf die WUB, die vom 3. bis zum 10. November stattfindet, hingewiesen.

Dann wurde verkündet, welches Buch aus fünf Vorschlägen – übrigens alles Bücher von Autorinnen – das Lieblingsbuch der Unabhängigen geworden ist.

Nominiert waren: Der Zopf, Laetitia Colombani, Übersetzung Claudia Marquard, S. FischerDunkelgrün fast schwarz, Mareike Fallwickl, Frankfurter VerlagsanstaltAlle, außer mir, Francesca Melandri, Übersetzung Esther Hansen, WagenbachKleine Feuer überall, Celeste Ng, Übersetzung Brigitte Jakobsen, dtv; Leinsee, Anne Reinecke, Diogenes.

Gewonnen hat Alle, außer mir. David Mesche übergab den großen roten Luftballon und die Urkunde an Susanne Schüssler, Leiterin des Wagenbach Verlags. „Danke für die Wahl eines literarischen und politischen Buches“, sagte Schüssler, „und danke auch an die Autorin für die Wahl eines unabhängigen Verlages.“

JF

Susanne Schüssler und Jörg Engelbrecht am Stand von Wagenbach

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