Veranstaltungen Frankfurt liest „Das siebte Kreuz“ von Anna Sehgers

Erst im April 2018 steht die inzwischen neunte Auflage von Frankfurt liest ein Buch ins Haus. Doch bereits vorgestern fand dazu eine Informationsveranstaltung im Historischen Museum statt. Außerdem hat es seit dem 30. August 2017 Veränderungen im 2010 gegründeten Verein Frankfurt liest ein Buch gegeben: Der bisherige Vorsitzende Klaus Schöffling wollte das Amt nicht wieder übernehmen. Acht Jahre, so scherzte der Verleger, seien auch für Barack Obama genug gewesen, Schöffling mache das genauso, wurde jedoch Ehrenvorsitzender. Zur neuen Vorsitzenden wurde Sabine Baumann, Cheflektorin des Verlags Schöffling & Co. gewählt. Auch Eldad Stobezki, bisher zweiter Vorsitzender, nahm den Hut. Als neue stellvertretende Vorsitzende fungiert nun Silke Haug, Schatzmeisterin bleibt Silke Tabbert, das Programm des Lesefestes organisiert weiterhin Lothar Ruske.

Sabine Baumann und Sonja Gülk mit dem Roman und der Ausgabe in Bildern – ein Plakat für das Lesefest 2018 gibt es allerdings noch nicht

 

„Ich habe mit Freude für den Vorstand kandidiert, war ja von Anfang an dabei. 14 Tage Zeit für ein Buch zu haben und gemeinsam mit der ganzen Stadt zu lesen ist eine wunderbare Sache“, kommentierte Baumann. Schon bei den Büchern, die in den letzten Jahren im Mittelpunkt des Lesemarathons standen, ging das Fest über die Stadtgrenzen hinaus. Das siebte Kreuz von Anna Seghers erweitert den Bereich nochmals: Die Handlung spielt im KZ Westhofen, eine literarische Verfremdung, denn das Lager befand sich in Osthofen bei Worms, dort ist eine Gedenkstätte eingerichtet worden. Die Flucht des Protagonisten Georg Heisler geht über Mainz-Mombach, Frankfurt-Höchst bis nach Niederrad, Bockenheim und zum Riederwald. Nicht zu vergessen: Anna Seghers wurde 1900 als Netty Reiling in einer jüdischen Familie in Mainz geboren. Selbst in Mammolshain gibt es Spuren des Romans. Somit liegen die Schauplätze in Rheinland-Pfalz und Hessen in einem Bereich von etwa 80 Kilometern.

Anna Seghers schrieb das Buch zwischen Mai 1938 bis zum Spätsommer 1939 in Paris nach Berichten eines Geflohenen. 1942 erschien Das siebte Kreuz zuerst in englischer Sprache, kurz darauf im mexikanischen Exilverlag El Libro Libre auf Deutsch. Bis heute wurde es in mehr als 30 Sprachen übersetzt. 1942 gab es eine Comic-Fassung und 1944 die erste Verfilmung. 1946 veröffentlichte Querido den Roman in einer weiteren deutschen Ausgabe.

„Das Buch gehörte vor vielen Jahren zur Schullektüre. Aber die an der Informationsveranstaltung teilnehmenden Lehrer berichteten, dass es schon lange nicht mehr im Lehrplan steht“, erläuterte Sabine Baumann. „Ich habe das Buch in der Schule gelesen, doch erst jetzt, bei der wiederholten Lektüre, fiel mir richtig auf, wie packend diese Geschichte ist. Man kann sich damit identifizieren.“ Es gehe dabei vordergründig um freie Meinungsäußerung, für die man in der NS-Zeit schnell ins KZ kam. Es geht aber auch um Solidarität und Hoffnung.

Der Aufbau Verlag veröffentlichte das Buch 2015 mit einem Nachwort von Thomas von Steinaecker – diese Ausgabe wird beim Lesefest im Mittelpunkt stehen. „Wir sind sicher, dass der Roman und die Autorin viel Diskussionsstoff bieten“, äußerte Baumann. Zudem publizierte Aufbau ebenfalls 2015 Das siebte Kreuz in Bildern mit den Illustrationen von William Sharp.

Auch Anna Seghers, von 1951 bis 1978 Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR, polarisiert. Wilhelm von Sternburg beschreibt in Anna Seghers. Ein Porträt, 2012 im Aufbau Verlag erschienen, viele Facetten der Schriftstellerin – eine lohnende Ergänzungslektüre, empfahl Baumann.

Noch sind es acht Monate bis zum Lesesfest, sich so zeitig vorher schon zusammenzusetzen, sei beflügelnd gewesen. Eine Erfahrung aus dem Vorjahr, die sich erneut bestätigt hat. Wieder seien viele Ideen zur Gestaltung des Lesemarathons entwickelt worden.

Sabine Baumann weiß: Der Stoff für Frankfurt liest ein Buch wird nicht so schnell ausgehen, auf der geheimnisumwitterten Vorschlagsliste finden sich rund 40 weitere Empfehlungen. „Aber Lesen ist die eine Sache, die notwendige Kooperation mit einem Verlag – Aufbau ist zum ersten Mal dabei – auf die Beine zu stellen, eine andere“, erläuterte die neue Vorsitzende und verweist in dieser Angelegenheit auf die Verdienste ihres Vorgängers Klaus Schöffling.

„Wir hoffen, dass im nächsten Jahr noch mehr Schulen dabei sind, erfahren schon jetzt viele positive Rückmeldungen zur Wahl des Buches“, ergänzte Sonja Gülk, die Frankfurt liest ein Buch maßgeblich mit organisiert. Und die Orrganisatoren hoffen weiter, dass Pierre Radvanyi, Sohn von Anna Seghers, trotz seines hohen Alters zum Lesefest aus Paris an den Main (oder Rhein) kommt.

JF

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