Auszeichnungen Eva Menasse erhält den Friedrich-Hölderlin-Preis 2017 / Förderpreis für Nele Pollatschek

Die in Berlin lebende Schriftstellerin Eva Menasse erhält den mit 20.000 Euro dotierten Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg.

Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Eva Menasses literarisches Œuvre umfasst ganz unterschiedliche erzählerische Formen. Mit jedem Werk setzt sie neu an. Dem hinreißenden Debüt, einem Roman über eine jüdische Familie im Wien des letzten Jahrhunderts, lapidar mit ‚Vienna‘ überschrieben, folgen streng komponierte Erzählbände und ein Roman, der unter dem Titel ‚Quasikristalle‘ chemische Strukturen in multiperspektivisches Erzählen übersetzt. Eva Menasse schreibt eine unverwechselbare Prosa, die wortgewaltige und zarte Töne, Komisches und Melancholisches, einen forschenden Blick und Empathie mit ihren Figuren verbindet. Ihre Themen von der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts bis in die aktuelle Gegenwart mit den Patchworkfamilien, der Reproduktionsmedizin oder der Digitalisierung führt sie unaufdringlich zu den Fragen, was wir sind und was wir wirklich über uns wissen.“

Den mit 7.500 Euro dotierten Friedrich-Hölderlin-Förderpreis erhält Nele Pollatschek. Die Jury begründete ihre Entscheidung für den Förderpreis wie folgt: „Mit ihrem Debüt ‚Das Unglück anderer Leute‘ hat Nele Pollatschek einen Anti-Familienroman verfasst, der das Verhältnis von unentrinnbaren Verwandtschaftsbeziehungen und individuellem Schicksal ebenso unterhaltsam wie intellektuell reizvoll auslotet. Mit frechem Witz, erfrischender Unbefangenheit und rasanten Dialogen ist ihr eine ausgesprochen originelle erzählerische Antwort auf die altehrwürdige philosophische Frage nach der Möglichkeit von Freiheit in einer vielfach vorherbestimmten Welt gelungen. Nele Pollatschek hat einen Roman geschrieben, der mindestens so viel Spaß macht, wie er zu denken gibt.“ Der Debütroman der Preisträgerin ist im Verlag Galiani Berlin erschienen.

Oberbürgermeister Alexander Hetjes wird die Auszeichnung am 11. Juni überreichen. Die Laudatio auf Eva Menasse hält Jury-Vorsitzende Sandra Kegel (F.A.Z.). Benno Führmann liest einen Text der Preisträgerin. Zur Förderpreisträgerin spricht Alf Mentzer (Hessischer Rundfunk). Die Matinee zur Preisverleihung findet in der Schlosskirche statt, Beginn ist um 11:00 Uhr.

Eva Menasse stammt aus Wien, wo sie Germanistik und Geschichte studierte. Sie arbeitete zunächst als Journalistin für die österreichische Zeitung Profil und später für die Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für diese begleitete sie den Prozess um David Irving, den sie in ihrem Buch Der Holocaust vor Gericht. Der Prozess um David Irving aufarbeitete. Mit Vienna erschien 2005 Menasses erster Roman. Mit dem 432 Seiten starken Erinnerungsbuch um eine Wiener Familie mit jüdischen Wurzeln gelang ihr ein fulminantes und von den Feuilletons hoch gelobtes Debut. Es folgten der Roman Lässliche Todsünden (2009) und Wien. Küss die Hand, Moderne“ (2011), mit dem sie Eigenheiten der Sprache ihrer Geburtsstadt aufgriff. Viel Lob bei der Kritik erhielt ihr 2013 erschienenes Buch Quasikristalle. Das jüngste Werk ist das 2017 erschienene Tiere für Fortgeschrittene. Eva Menasse Romane sind m Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen.

Nele Pollatschek lebt im Odenwald. Sie wurde 1988 in Ost-Berlin geboren, hat einige Zeit später Englische Literatur und Philosophie in Heidelberg, Cambridge und Oxford studiert. Sie arbeitet als Dozentin und promoviert gerade über das Problem des Bösen in der Literatur.

Der Friedrich-Hölderlin-Preis wird seit 1983 jährlich von der Stadt Bad Homburg v.d.Höhe gemeinsam mit der Stiftung Cläre Jannsen als allgemeiner Literaturpreis vergeben.

 

 

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