Buchmessen Eröffnungspressekonferenz: Die Freiheit des Wortes/Diskussion über Inhalte/David Hockney

Heinrich RiethmüllerVorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, knüpfte an seine Worte zur Pressekonferenz 2015 an: „Die Welt ist in Aufruhr.“ Ein Jahr später sagte er: „Und das ist zu einem Dauerzustand geworden.“
„Gerade jetzt braucht die Gesellschaft starke und unabhängige Ideen- und Inhaltsvermittler, die Informationen und Geschehnisse einordnen, hinterfragen und differenzieren. Bücher verbreiten Wissen, Geschichten und Erfahrungen. Nie waren Buchmenschen und Kulturschaffende wichtiger als heute.“

An vielen Orten der Welt seien Meinungs- und Publikationsfreiheit bedroht, beispielsweise in China, Saudi-Arabien und Ungarn. „Die Freiheit des Wortes ist für uns ein Menschenrecht und nicht verhandelbar. Doch die Politik schweigt, schaut zu und handelt nicht“, kritisierte Riethmüller.


Die Online-Petition www.freewordsturkey.de/petition haben bereits 80.000 Menschen unterzeichnet. „Wir setzen diese Petition, in der das Aktionsbündnis Börsenverein und PEN-Zentrum Deutschland sowie Reporter ohne Grenzen die EU-Kommission auffordert, die Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit kompromisslos zu verteidigen, fort“, bekräftigte der Vorsteher. Über 130 Autoren und Journalisten befänden sich in türkischen Gefängnissen. Zeitungen und Verlage – darunter sogar Kinderbuchverlage – seien in der Türkei geschlossen worden.

In Deutschland lege die Gesetzgebung der Buchbranche massive Steine in den Weg: „Im Urheberrecht werden Reformen geplant, die die einzigartige deutsche Verlagslandschaft in ihrer Qualität und Vielfalt gefährden und damit deren gesellschaftlichen Auftrag in Frage stellen“, betonte Riethmüller.

Die 350 Millionen Euro umfassenden Rückforderungen der VG Wort bedrohten gerade kleine und mittlere Verlage, die von der Bundesregierung geplante Bildungs- und Wissenschaftsschranke gefährden die auf diesem Gebiet tätigen Editionshäuser.

Trotzdem gehe es dem deutschen Buchmarkt gut. Die Umsätze seien in den letzten zehn Jahren stabil geblieben. Auf dem E-Book-Sektor sei eine leichte Stagnierung zu beobachten.

Messedirektor Juergen Boos bekannte vor seinen Ausführungen: „Ich bin total gespannt auf unseren Ehrengast David Hockney.“
Dann ging er zu aktuellen Branchenthemen über. Eine immer komplexere Welt stelle die Menschen vor neue Herausforderungen. Boos zitierte Timothy Garton Ash: „Kulturen sind schon immer durch Vermischung entstanden, und Kreativität gedeiht durch irritierende Unterschiede und die Überraschung des Neuen.“

Rund 7.100 Aussteller aus über 100 Ländern werden zur 68. Frankfurter Buchmesse erwartet, darunter auch sechs Aussteller aus Syrien mit sehr unterschiedlichen Programmen. Zwar fehlten in diesem Jahr Saudi-Arabien und Kuweit, wieder dabei sei jedoch der Iran. Kolumbien überrasche mit mehr Ausstellern, Italien sei in diesem Jahr besonders stark vertreten.
Neu ist, dass die 700 Agenten bereits heute, vor dem offiziellen Messebeginn, mit ihren Verhandlungen beginnen.

Darüber hinaus gebe es viele Messeteilnehmer, die sich erstmals beteiligen, darunter Museen, die Deutsche Bank, Künstler, Designer, Fotografen. Dafür wurde The Arts+ als Messe in der Messe eingerichtet.

Dann erschien David Hockney, der 79-Jährige Brite wurde von einem Blitzlichtgewitter empfangen. Der Maler, Grafiker, Bühnenbildner und Fotograf nahm es gelassen, setzte sich auf seinen Platz im Podium und erklärte schlicht: „Das Malen mit dem iPad macht vieles einfacher.“ In den 1980er Jahren habe er erstmals mit einem Computer gearbeitet, 2010 habe er sein erstes iPad gehabt und ist noch immer begeistert „von der enormen Farben- und Formenvielfalt, man braucht kein Wasser und keine Pinsel, kann viel schneller arbeiten.“ Er zeigte an diversen Beispielen, die von Sonnenblumen über den Eifelturm, einen Glasaschenbecher, Steckdosen, eine Silberkanne und Porzellangeschirr bis hin zu Kakteen und dem großen Buch reichten, wie seine iPad-Malereien entstehen. „Für den Eifelturm habe ich vielleicht eine Stunde gebraucht – nun baut sich das Bild in zwei Minuten auf“, erklärte er. „Das Pad ist wie ein endloses Blatt Papier.“

JF

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