Heinrich Riethmüller und Alexander Skipis zum Vereinsjahr 2017 „Die wachsende Unlust am Lesen trifft nicht nur unsere Branche, sondern den Kern unserer Gesellschaft“

Heinrich Riethmüller

Im Hotel Ellington in Berlin wurde heute Vormittag die 194. Jahreshauptversammlung des Börsenvereins eröffnet. Angesichts rechter Tendenzen komme es darauf an, den richtigen Umgang mit lauten gesellschaftlichen Gruppierungen zu finden, betonte Vorsteher Heinrich Riethmüller. Meinungsfreiheit gelte auch für diejenigen deren Meinung wir nicht teilen.

Im Kindergarten und in der Grundschule entscheide sich die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. In diesem Zusammenhang seien die Leistungen der Branche nicht zu unterschätzen. „Wir haben einen leistungsfähigen Buchmarkt, der seines gleichen sucht.

Im Hinblick auf die Buchpreisbindung riet Riethmüller nicht nur kulturpolitisch, sondern auch betriebswirtschaftlich zu argumentieren. „Es geht nicht darum, ein nettes Biotop aufrechtzuerhalten“, sagte er. Es gehe darum, das Kulturgut Buch jenseits der Internetportale zu erhalten.

Wenn wir weiterhin das engmaschige Netz an Buchhandlungen erhalten wollen, müsse mehr Geld in dieses System fließen. Potenzial gebe es. „Die wachsende Unlust am Lesen trifft nicht nur unsere Branche, sondern den Kern unserer Gesellschaft“, warnte Riethmüller. Im Buchhandel reiche es nicht mehr aus, Bücher zu lesen und zu lieben, man müsse mit Begeisterung verkaufen. „Das Verkaufenwollen wird immer mehr zum Erfolgsfaktor“, so Riethmüller. „Lassen wir uns nicht beirren. Erzählen wir unseren Kunden gute Geschichten. Wir haben das richtige Produkt, die Kunden wollen und schätzen es.“ Es komme darauf an, das Buch wieder stärker in der Gesellschaft zu verankern und seine Stärken gegenüber anderen Medien wieder in den Fokus zu rücken.

Alexander Skipis

„Sind wir eigentlich noch auf der Höhe der Zeit?“, provozierte Geschäftsführer Alexander Skipis und riet, im Umgang mit der Politik anders zu argumentieren. Man müsse die Politik für die Leistungen der Banche begeistern, wenn es etwa um das Urheberrecht geht. Hier gebe es Nachholbedarf.

Das Urteil der Monopolkommission zur Buchpreisbindung nannte Skipis „einen Skandal“, weil es die irreversible Beschädigung des Kulturguts Buch in Kauf nehme. Die Branche leiste einen wesentlichen Beitrag zu einem Gelingen der demokratischen Gesellschaft. „Daher haben wir auch so viel Rückhalt in der Politik“, sagte Skipis. Er erwähnte auch, dass der Börsenverein eine Studie in Auftrag gegeben hat, die auf internationaler Ebene die Kausalität zwischen der Preisbindung und dem Kulturgut Buch belegen soll.

„Wir haben große Aufgaben in einem schwierigen Umfeld zu erledigen“, betonte Skipis, der im Börsenverein auf ein Klima für Begeisterung und Innovationskraft setzt. Dabei komme es darauf an, den zentrifugalen Kräften im Verband mit Kraft entgegenzutreten.

 

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