Vielfache Auszeichnungen für Schott Music Deutscher Musikeditionspreis 2017

Beim diesjährigen Deutschen Musikeditionspreis Best Edition darf sich der Verlag Schott Music gleich dreifach freuen.

Drei von acht ausgezeichneten Produktionen gehen an den im Jahre 1770 gegründeten Traditionsverlag. Auch die Verlagsgruppe Hermann, für die Schott Music exklusiv den weltweiten Vertrieb übernimmt, darf sich über eine Auszeichnung freuen.

Der Deutsche Musikeditionspreis Best Edition wird im Rahmen der Frankfurter Musikmesse 2017 am 7. April um 13 Uhr auf dem Classic & Future Forum in Halle 8.0 Stand E 50 verliehen.

Die ausgezeichneten Produktionen:

Richard StraussSpäte Aufzeichnungen

Begründung der Jury:

Die bei Schott als Band 21 der Veröffentlichungen der Richard-Strauss-Gesellschaft herausgekommenen „Späten Aufzeichnungen“ des Komponisten sind ein schönes und nachhaltiges Buch im besten Sinne. Als Ergebnis sorgfältigster philologischer Editionsarbeit liegen uns nun die Notizhefte vor, die Strauss in der immer wieder so heiß diskutierten Zeit zwischen 1932/33 und 1949 nutzte. Damit liegt ein biographisch nun in höchstem Maße relevantes Quellenkorpus vor, das u.a. offenlegt, wie Strauss auf die ihn betreffende Publizistik Einfluss nahm – mit Recht weisen die Herausgeber auf die zahlreichen Indizien dafür hin, dass Strauss seine hier niedergelegten Überlegungen nicht selten an spätere Biographen adressierte (teilweise ganz konkret im Blick auf Willi Schuh geschrieben hat).

Gerade weil Teile dieser Aufzeichnungen bereits – mit unkenntlichen editorischen Eingriffen – veröffentlicht sind, ist es so wertvoll, diese Quelle in einer kritischen Edition vorliegen zu haben. Dass dies in einer in jeder Beziehung handwerklich hochwertigen und sich jeder Aufmerksamkeit heischende modischer Zutat enthaltenden Ausstattung geschieht, wird die Nachhaltigkeit dieser Publikation in dieser Dimension gerecht. Entstanden ist ein Buch, dass man auch in vielen Jahren noch gern zur Hand nehmen wird, in dem sich das Lesen wie das Forschen, die Freude am Buch und das Interesse am Inhalt auf das schönste verbindet. Gut, dass solche Bücher heute noch gemacht werden können!

Piéces de ConcoursIssues du répertoire du Conservatoire de Paris

Begründung der Jury:

Über Bratscher gibt es viele Klischees. Eines besagt, dass sie die Intellektuellen unter den Musikern seien – da sie Zeit haben, so die Fama, weil sie im Ensemble nicht die schwierigsten Parts haben, also ihre Tage nicht zum Üben brauchen. Aber die Zeit benötigen sie auch, weil sie ständig an den entlegensten Orten stöbern müssen und dabei immer auch die interessantesten und eigenartigsten musikhistorischen Kenntnisse anhäufen, um ihr relativ schmales Repertoire an originalen Solo-Werken zu erweitern.

Die bei Schott nun vorliegende Edition kontert beide Aspekte aufs Schönste: In einer sehr schön gesetzten, in einer Balance von pragmatischen und ästhetischen Aspekten ausgestatteten praktischen Ausgabe werden hier Werke zugänglich gemacht, die für die Abschlussprüfungen der ersten Bratschen-Klasse des Pariser Conservatoire komponiert wurde, deren erste 1896 stattfand. Neben kurzen, aber durchaus substantiellen Informationen zu diesen Wettbewerben und der Entwicklung des dort verlangten Repertoires, sowie zu den in die Sammlung aufgenommenen Komponisten, teilt die Ausgabe im Inhaltsverzeichnis überdies mit, in welchen Jahren die jeweiligen Werke als Pflichtstücke vorgesehen waren – die Spanne reicht immerhin von 1897 bis 1969.

Die in Montreal lehrende Bratschen-Professorin Jutta Puchhammer-Sédillot, die diese Stücke eher zufällig – durch eine Erbschaft – fand, aber schnell ihren Wert erkannte, erweitert mit dieser Auswahlausgabe jedoch nicht einfach nur das Repertoire an technisch anspruchsvoller, ja virtuoser und musikalische interessanter Solo-Literatur, sondern ihre Edition fügt sich überdies in ein aktuelles Forschungsinteresse an der Geschichte der musikalischen Interpretation und der akademischen Ausbildung von Musikern, sodass sich hier praktische und wissenschaftliche Perspektiven auf das gelungenste verbinden und hoffentlich in beiden Richtungen fruchtbar werden. Vielleicht kann auch die Auszeichnung dazu beitragen, dass diese Saat aufgeht.

Veronika, der Lenz ist daSchlager der Weimarer Republik – Berlin 1928-1933

Begründung der Jury:

Das Songbook „Veronika der Lenz ist da“ herausgegeben von Yvonne Jurmann lässt die Weimarer Republik in Berlin um 1930 wiederaufleben. In den Liedtexten von Walter Jurmann wechseln sich Komik, Tragik aber auch Sarkasmus und Zweideutigkeiten in leichten und beschwingten Melodien ab. Der ursprünglich aus Wien stammende Jurmann prägte die Berliner Musikszene in den späten Zwanziger- bis zu den frühen Dreißiger-Jahren mit seinen Liedern. Einige seiner Stücke sind heute noch so bekannt, dass sie als Volkslieder angesehen werden.

Nun hat Yvonne Jurmann beim Schott-Verlag eine schöne Sammlung mit 60 Liedern von Walter Jurmann zusammengestellt. Auch das Layout des Buches gibt den Charme dieser Zeit wieder. Auf dem Cover ist ein typisches Bild dieser Zeit von Berlin zu sehen, welches mit einem passenden Rahmen und einer passenden Typo abgerundet wird.

Auch fast 90 Jahre nach der Komposition dieser Lieder machen Sie immer noch Spaß und lassen einen in eine Zeit abtauchen, in der die Menschen das Leben genossen haben, bevor der Schrecken der Nationalsozialisten über Deutschland hereinbrach und damit nicht nur dem blühenden kulturellen Leben Berlins ein Ende bereitet hat.


Verlagsgruppe Hermann

Wiener BlutOperette in 3 Akten – Neue Johann Strauss Gesamtausgabe – Serie I/2/17

Begründung der Jury:
„Ein großer Genius kann nicht würdiger geehrt werden, als durch eine correcte Ausgabe seiner sämtlichen Werke.“ Nach diesem Motto des Ritters von Köchel lässt die „Neue Johann Strauss Gesamtausgabe/Strauss Edition Wien“ unter der Editionsleitung des Musikwissenschaftlers und Pädagogen Michael Rot seit 1999 Werke der Strauss-Dynastie in quellenkritischen Neuausgaben erscheinen ‒ und ersetzt damit peu à peu die roten Hefte von Doblinger/UE. Mit welchen Qualitäten die neue Strauß-Ausgabe aufwartet, zeigt die Edition einer Operette mit Musik von Johann Strauss, die in ihrer Gesamtanlage gar nicht vom Walzerkönig stammt. Kurz vor seinem Tod gab Strauss offenbar die Einwilligung für die Bearbeitung etlicher Orchesterwerke zu einem dreiaktigen Bühnenwerk, in dem das Librettistengespann Victor Léon und Leo Stein das zeittypische Personal von der Probiermamsell bis zum amüsiernärrischen Grafen von Reuß-Schleiz-Greiz auftreten lässt. Im Oktober 1899, knapp fünf Monate nach Strauss‘ Tod, fand im Wiener Carltheater die Uraufführung unter dem Titel Wiener Blut statt, der sich dem gleichnamigen Walzer verdankt.

Die Musik wurde von Adolf Müller junior, Kapellmeister am Theater an der Wien, mit der Souveränität des Theaterpraktikers arrangiert. In der Partitur gelingt dem Herausgeber der Husarenritt, die drei wesentlichen Überlieferungen (autographer Klavierauszug, Uraufführungsfassung und Druckfassung) samt nach­träglicher Änderungen sinnvoll und übersichtlich zusammenzufassen; eine acht­seitige Kompilationstabelle listet penibel die Herkunft der einzelnen Nummern bis zu kleinsten Überleitung auf. Im Vorwort wird das kulturelle Umfeld des Projekts Wiener Blut, aber auch die Leistung von Adolf Müller diskutiert, der ein paar der bekannten Melodien wohl selbst beisteuerte. So galt die Sorgfalt der „Strauss Edition Wien“ diesmal einem Werk, das weniger die Originalität von Strauss selbst als ein besonders populäres Beispiel zeitgenössischer Strauss-Re­zeption in den Vordergrund rückt. Eine praktische Umsetzung mit dem leihweise erhältlichen Aufführungsmaterial wäre willkommen.

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