Vorhang auf für „Georgia – Made by Characters“ Das Blaue Sofa präsentierte mit Nino Haratischwili, Lasha Bugadze und Nana Ekvitimishvili den Ehrengast der Frankfurter Buchmesse

Gestern Abend holte das Das Blaue Sofa bereits zum vierten Mal das Gastland in die Berliner Bertelsmann Repräsentanz um dem Publikum einen Vorgeschmack auf den Ehrengast der Frankfurter Buchmesse zu geben.

Juergen Boos, Medea Metreveli, Daniel Fiedler (©Bertelsmann Fotograf Frederic Schweitzer)

Gastgeberin Helen Müller begrüßte rund 160 Gäste aus Politik, Kultur und Medien. In seinem Grußwort betonte der georgische Botschafter Elguja Khokrishvili, dass der kulturelle Austausch zwischen Georgien und Deutschland aufs Schönste gelinge: „Das liegt wohl auch daran, dass Politik und Diplomatie beider Länder gut funktionieren.“

Medea Metreveli, die Direktorin des Georgian National Book Center, und Messedirektor Juergen Boos erklärten im Gespräch mit Daniel Fiedler, dem Leiter von ZDF-Kultur Berlin, dass sie bereits vor sechs Jahren erste Kontakte aufgenommen haben.

Mit dem Ehrengast-Programm wolle man die Menschen hinter den Büchern sichtbar machen, so Juergen Boos. „Zuerst habe ich mich in die Menschen des Landes verliebt, dann ihre Bücher gelesen und ihre Kultur kennengelernt und das ist noch nicht zu Ende“, sagte er. „Wir wollen überraschen und Trendsetter sein Ich glaube, das gelingt uns mit Georgien.“

Auch Medea Metreveli äußerte sich zufrieden: „Ich bin froh, dass die Buchmesse Georgien eine Bühne bietet.“ Die Rolle des Ehrengastes bezeichnete sie als Meilenstein. Georgien reise mit rund 70 Autoren an und habe 160 ins Deutsche übersetzte Bücher im Gepäck. Georgien werde aber nicht nur Einblick in die Literatur des Landes geben, sondern auch andere Facetten der vielfältigen Kulturlandschaft zeigen. Den Auftritt in Frankfurt sei für sie ein Türöffner, der ganz Westeuropa auf die Literatur und Kultur Georgiens aufmerksam machen könne. Zum Schluss riet sie den Besuchern der Buchmesse: „Verpassen Sie nichts!“

Nino Haratischwili

Nino Haratischwili ist hierzulande wohl die bekannteste Autorin aus Georgien. Sie wurde in Tiflis geboren, lebt seit vielen Jahren in Deutschland und schreibt ihre Romane und Theaterstücke auf Deutsch. Vor vier Jahren begeisterte sie Kritiker und Leser mit Das achte Leben. Der 1.200 Seiten-Roman erzählt über mehrere Generationen hinweg das Schicksal einer georgischen Familie. Gestern Abend stellte sie im Gespräch mit Eva Schmidt (3sat) ihr neues Buch Die Katze und der General (beide Frankfurter Verlagsanstalt) vor, das es auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis geschafft hat. Texte der 2006 ermordeten russischen Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Anna Politkovskaja hätten den Anstoß zur Entstehung des Romans gegeben, der den Ersten Tschetschenienkrieg thematisiert, so Nino Haratischwili.

Auch Lasha Bugadzes Der erste Russe ist in der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen (übersetzt von Rachel Gratzfeld und Sybilla Heinze). Bugadze, einer der wichtigsten Autoren Georgiens, hat eine eigene Literatursendung im Fernsehen. Im Gespräch mit Daniel Fiedler begeisterte er das Publikum und hatte die Lacher auf seiner Seite, als er humorvoll seine Geschichte vorstellte, in der er Einblick in die Zensur und die Rolle der Kirche in Goergien gibt.

Nana Ektvimishvili ist Filmemacherin und Autorin. Sie studierte an der Filmhochschule Babelsberg und lebt in Berlin und Tiflis. Gestern Abend sprach sie mit Jörg Plath (Deutschlandfunk Kultur) über ihren Roman Das Birnenfeld (Suhrkamp), den Ekaterine Teti und Julia Dengg übersetzt haben. Im Mittelpunkt steht ein Heim für geistig behinderte Kinder, in dem aber auch gesunde Kinder verwahrt wurden, die im Krieg ihre Eltern verloren hatten. Damit zeigt die Autorin eine dunkle Seite der postsowjetischen Gesellschaft und gibt vor allem Frauen eine Stimme.

Mit georgischem Wein und landestypischen Speisen klang der Abend aus. Wer diese Autoren erleben möchte, kann Teile der Gespräche am 30. September, 00:05 Uhr bei Deutschlandfunk Kultur hören. Danach ist die einstündige Sendung in der Mediathek abrufbar.

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