Ausstellungen Buchmesse-Rahmenprogramm: Mythen um Medea und Jason im Liebieghaus Frankfurt

Unter dem Titel Medeas Liebe und die Jagd nach dem Goldenen Vlies ist vom 5. Oktober bis zum 10. Februar 2019 eine Sonderausstellung in der Liebieghaus Skulpturensammlung in Frankfurt zu sehen.

„Nationalschätze Georgiens, die das Land sonst nicht verlassen, werden in dieser Ausstellung aus Anlass des Ehrengastauftritts zur Frankfurter Buchmesse gezeigt“, sagte Liebieghaus-Direktor Philipp Demandt. Medea wurde im antiken Kutaia geboren, der Hauptstadt von Kolchis, einem heute zum westlichen Georgien zählenden Gebiet. „Sie ist eine der inspirierendsten Frauen der griechischen Mythologie“, unterstrich Demandt. 13 Opern thematisieren ihr Schicksal. „Dabei ist die griechische Mythologie nichts für Zimperliche; es wird gemordet, zerstückelt, gekocht“, bemerkte der Direktor.

Kopf des Thermenherrschers

Außerdem verwies er auf einen besonderen Höhepunkt – die berühmten Bronzen vom Quirinal, 1885 aufgefunden. Die Deutung des sogenannten Thermenherrschers und des sogenannten Faustkämpfers ist umstritten. Ein aufwendiger Nachguss beider Statuen ist zu bewundern. Seit 35 Jahren beschäftigt sich das Liebieghaus mit Polychromie und gehört damit zu den weltweit führenden Instituten auf diesem Feld. Die Forschungsergebnisse untermauern, dass die Bronzen wohl zur Argonautensage gehören.

Kurator Vinzenz Brinkmann lobte die „wunderbare Kooperation mit Georgien“. Zur Geschichte von Medea und den Argonauten orientiere man sich an antiken Schriftquellen, wie zum Beispiel die Tragödien von Euripides, Die Fahrt der Argonauten von Apollonios von Rhodos und an diversen Monumenten. „Es gibt viele Abzweigungen in diesen Mythen“, fügte Brinkmann hinzu.

Bevor Medea ins Spiel kommt, fliehen die Geschwister Phrixos und Helle aus Theben auf dem Rücken des geflügelten Widders Chrysomallos, der ein goldenes Fell hat. Helle fällt ins Meer, ihr Name lebt in der Bezeichnung Hellespont (Dardanellen) weiter. Phrixos erreicht glücklich Kutaia in Kolchis, der Widder Chrysomallos wird geopfert, sein goldenes Fell über den Ast einer alten Eiche gehängt. König Aietes, Vater von Medea, lässt das Goldene Vlies von einem Drachen bewachen. „Kolchis ist gewissermaßen das Ende der damals bekannten Welt, das goldene Fell hat die Bedeutung eines heiligen Grals“, erläuterte Brinkmann.

Jason, dessen Vater Aison von Jasons Onkel Pelias getötet wurde, kehrt als junger Mann in seine griechische Heimatstadt Iolkos zurück und fordert als rechtmäßiger Nachfolger den Thron. Doch Pelias stellt ihm eine anscheinend unlösbare Aufgabe: Er soll das Goldene Vlies holen. „Jason hat beim Bau des Schiffes Argo dreifache göttliche weibliche Unterstützung durch Hera, Athene und Aphrodite. Seine 50 Begleiter – also das mehrfache von Ocean’s Eleven – haben außergewöhnliche Fähigkeiten. Zu all dem wird im Bug des Schiffes ein sprechender Orakelbaum, praktisch das erste Navi, eingebaut“, erklärte Brinkmann.

Auf ihrer Reise müssen die Argonauten zahlreiche Abenteuer bestehen. Der Argonaut Polydeukes wird von König Amykos zum Faustkampf herausgefordert und besiegt den Herrscher. Nicht weit von diesem Schauplatz entfernt begegnen die Abenteurer dem blinden König Phineus, dem die gefräßigen Harpyien, geflügelte Mischwesen, das Essen rauben und sogar noch die Reste verpesten. Die Argonauten Zetes und Kalais besiegen die Harpyien, der dankbare Phineus berät die Seefahrer auf ihrem Weg durch den Bosporus. „Die Söhne des Nordwindes jagten die Harpyien, dagegen ist Harry Potter ein Waisenknabe“, formulierte Brinkmann.

Projektion auf der Wand der Ausstellung
Ariadne auf dem Panther – Medeas Cousine

Medea ist übrigens als Königstochter keine Fremde in der damaligen Mythologie. „Wir tragen dieser Tatsache Rechnung und haben am Sockel unserer Skulptur Ariadne auf dem Panther von Johann Heinrich von Dannecker ein Schild angebracht – Medeas Cousine“, bemerkte der Kurator.

Medea verliebt sich in Jason und opfert viel für ihn, damit dieser das Goldene Vlies erlangen kann.

Medea tötet ihre Nebenbuhlerin und die eigenen Kinder, Gefäß aus Apulien, um 330 v. Chr.

Nach einem weiteren grausamen Mord an Pelias und zehn glücklichen Jahren in Korinth sowie zwei gemeinsamen Söhnen bietet Kreon, König von Korinth, Jason die Hand seiner Tochter Kreusa und den Thron an. Jason zögert keinen Moment. Medeas Rache ist umfassend und furchtbar; sie tötet nicht nur Kreusa und König Kreon, sondern auch ihre eigenen Söhne, um Jason zu bestrafen. Letztendlich schickt ihr der Großvater, der Sonnengott Helios, seinen Sonnenwagen, mit dem sie flieht. Sowohl Medea als auch Jason finden nach Mord und Totschlag neue Partner, doch die Spuren verlieren sich an dieser Stelle, die Mythen sind nicht eindeutig im Fortgang der Geschichten.

Schreibset

Daredschan Katscharava aus Georgien ergänzte: „Die Ausstellung hat mehrere Aspekte; einen mythologischen, einen realistischen und einen literarischen. Zu den Exponaten gehört beispielsweise ein Schreibset aus dem dritten bis vierten Jahrhundert nach Christus.“ Im vierten Jahrhundert ist auch die außergewöhnliche georgische Schrift entstanden, die ältesten Zeugnisse stammen aus dem fünften Jahrhundert mit Das Martyrium der heiligen Schuschanik von Jakob Zurtaveli.

JF

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