Ausstellungen Buchmesse-Rahmenprogramm: Ausstellung „Hybrid Tbilisi“ im Deutschen Architekturmuseum

Am 29. September wird im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt die Exposition Hybrid Tbilisi eröffnet. Vorab gab es Gelegenheit für eine Preview.

Peter Cachola Schmal und Rebekka Rass

Georgien hat etwa 3,7 Millionen Einwohner. 1,2 Millionen davon leben in der Hauptstadt Tbilisi. „Mario Lorenz und ich waren bei unserem Besuch in Tiflis überwältigt“, sagte der Direktor des Deutschen Architekturmuseums Peter Cachola Schmal.

Wer eine Eindruck vom Schicksal Georgiens erhalten möchte, lese am besten Das achte Leben von Nino Haratischwili, riet Schmal. Auch Die vergessene Mitte der Welt von Stephan Wackwitz, Autor und Leiter des Goethe-Instituts in Tiflis sei empfehlenswert. Ein Büchertisch in der Mitte der Ausstellung lädt zum Blättern ein.

Der Legende nach kam König Vakhtang Gorgasalo auf die Jagd in der Gegend des späteren Tiflis und erlegte einen Fasan, der in eine heiße Quelle fiel und gekocht wurde. An dieser Stelle entstand um 458 nach Christus die Stadt Tbilisi (auf Georgisch „warm“).

Leicht hatte es Georgien, umzingelt von kriegerischen Nachbarn, nie. In der Not suchte es im 18. Jahrhundert Schutz bei Russland, bekam ihn und wurde eingemeindet. Im Mai 1918 erklärte Georgien seine Unabhängigkeit, die bis 1921 anhielt – da marschierte die Rote Armee ein, das Land wurde Sowjetrepublik.

„Stalin, Beria, Schewardnadse – alle kamen aus Georgien“, bemerkte Schmal. Das Land an der Nahtstelle von Europa und Asien, Okzident und Orient, war das Florida der Sowjetunion, das Schwarze Meer beliebter Urlaubsort – und ist es bis heute.

In der Mitte der Ausstellung, im Haus im Haus, gibt es eine alle Wände bedeckende Fotocollage, die eine ungeheure Vielfalt von Eindrücken widerspiegelt. Altes und Neues, verfallende Jugendstilpaläste – mehr als 300 gibt es, rigorose Bauwut, leerstehende Hallen, Individualität auf engstem Raum oder in oligarchischer Breite.

„Von der Vergangenheit ist in der georgischen Hauptstadt nicht mehr viel zu sehen, es gibt praktisch kein ziviles Gebäude, das vor 1790 gebaut wurde“, erläuterte Schmal. Signifikant sind Kamikaze-Loggias, in der Übergangszeit zwischen 1990 und 2003 an- und überbaute Behausungen. Da fragte wohl keiner nach Baurecht, Statik, Brandschutz.

Peter Cachola Schmal und Irina Kurtishvili

Nach 1990 kamen internationale Investoren nach Georgien, ließen von renommierten internationalen Architekten spektakuläre Bauten errichten. „So entstanden in kürzester Zeit die wildesten Sachen“, sagte Schmal und riet: „Reisen Sie nach Georgien. Es ist faszinierend und chaotisch und verändert sich täglich.“

Wer nicht gleich die Koffer packen möchte, gewinnt erste Eindrücke in der von Veranstaltungen begleiteten Ausstellung, die bis zum 13. Januar 2019 zu sehen ist. Kurator ist neben Schmal die in Georgien geborene und in Köln lebende Irina Kurtishvili, die auch viel Material aus ihrem Archiv beisteuerte.

Oder der Interessierte schaut sich zunächst auf der Frankfurter Buchmesse um.

JF

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