Uwe Kalkowski im Sonntagsgespräch über die 1. Kölner Literaturnacht und die Frage „Braucht Köln noch einen Literaturevent?“

Am 4. Mai 2019 findet die 1. Kölner Literaturnacht statt. Ausgerichtet wird sie vom Verein Literaturszene Köln e.V. Wir sprachen mit Uwe Kalkowski, der als Literaturblogger Gründungsmitglied des Vereins ist und sich dort im Vorstand engagiert. 

Uwe Kalkowski: „Wir wollen die ganze Bandbreite des literarischen Schaffens in Köln zeigen“

 

BuchMarkt:Es gibt mit der lit.COLOGNE, der Crime Cologne, der phil.cologne und zahlreichen kleineren Veranstaltungsreihen bereits eine Menge Literaturevents in Köln. Braucht die Stadt ein weiteres Literaturfestival?

Uwe Kalkowski: Zurückgefragt: Kann es im öffentlichen Raum ein Zuviel an Literatur geben? Die aufgeführten Lesefestivals sind großartige Formate, die unglaublich viel in unserer Stadt – und weit darüber hinaus – bewirken. Und sie zeigen, dass sich Menschen für Literatur begeistern lassen, dass es in Köln ein sehr großes Publikum für Literaturveranstaltungen gibt. Gleichzeitig ist Köln eine Stadt, in der zahlreiche Literaturschaffende leben, in der eine lebendige und vielfältige Literaturszene existiert. In der man an gleich zwei Orten literarisches Schreiben studieren kann und die momentan einen deutlichen Zuzug von jungen Autorinnen und Autoren erlebt. Dieses lebendige literarische Leben könnte in der Öffentlichkeit noch deutlicher wahrgenommen werden, als es bisher der Fall ist; vieles geschieht ein wenig verborgen unter der Oberfläche. Und genau da setzt die 1. Kölner Literaturnacht an: Wir wollen die ganze Bandbreite des literarischen Schaffens in Köln zeigen, bekannte Namen neben Autorinnen und Autoren, die gerade ihren ersten Roman veröffentlicht haben, es wird um die Arbeit von Übersetzerinnen und Übersetzern gehen, es gibt Lesungen, Workshops, Diskussionen, man kann erleben, wie ein Hörbuch produziert wird, die Kölner Comic-Szene präsentiert sich, es gibt ein eigenes Kinder- und Jugendbuchprogramm; kurz: Von Lyrik bis zum Krimi – bei den 137 Terminen an 42 Orten ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Wer genau ist „wir“?

„Wir“ ist der Verein Literaturszene Köln e.V., der im April 2018 von Literaturschaffenden aus den unterschiedlichsten Bereichen gegründet wurde. Die Ziele des Vereins sind es, die vielfältige Arbeit Kölner Literaturschaffender sichtbarer zu machen, Netzwerke zu bilden und letztendlich die Arbeitsbedingungen für das Entstehen von Literatur in Köln zu verbessern. Vor diesem Hintergrund ist die Kölner Literaturnacht das erste große Projekt des Vereins. Ich bin eines der Gründungsmitglieder und bilde mit Bettina Fischer und Paula Döring den Vereinsvorstand – gemeinsam mit den beisitzenden Vorstandsmitgliedern Helga Frese-Resch, Anja Fröhlich, Christa Morgenrath, Wolfgang Schiffer und Ute Wegmann.

137 Termine an 42 Orten – eine Literaturnacht in diesem Umfang organisiert sich nicht von alleine. Wie hat das Organisationsteam dies alles gemanagt? Und dazu noch ehrenamtlich, neben dem eigentlichen Job?

Ohne die Fördermittel der Stadt Köln, der KunstStiftung NRW und der RheinEnergie Stiftung Kultur ließe sich solch ein Projekt wie die Literaturnacht nicht realisieren. So konnten wir mit Sonja Hofmann eine freiberufliche Projektkoordinatorin engagieren, die viel Erfahrung mit dem Managen ähnlicher Vorhaben mitbrachte. Bei ihr liefen die organisatorischen Fäden zusammen, aber trotzdem waren die Abende der letzten drei Monate ausgefüllt mit gefühlt hunderttausend E-Mails schreiben und beantworten, man musste Absprachen treffen, sich über zahllose Details austauschen und sich um zig Dinge kümmern, deren Dringlichkeit sich erst mit der Arbeit daran abzeichnete. Das gesamte Literaturnacht-Team besteht aus dreizehn Personen, im engeren Abstimmungskreis waren wir dann meist zu fünft oder zu sechst. Von der ersten Kuratoriumssitzung am 3. Januar 2019, in der wir die eingegangenen Veranstaltungsvorschläge und -konzepte sichteten bis zur Anlieferung der gedruckten Programmbroschüren vergingen keine drei Monate – und das zeigt, wie gut unsere Teamarbeit funktionierte.

Ihre persönlichen Highlights der 1. Kölner Literaturnacht?

Als Mitglied des Organisationsteams steckt man in dem Dilemma, gar nicht so viel von dem ganzen Angebot wahrnehmen zu können. Ich werde wohl den gesamten Abend im Comedia-Theater als Ansprechpartner vor Ort sein, habe dort aber das große Vergnügen, Navid Kermani und Melanie Raabe erleben zu dürfen. Und bin gespannt was Andreas Helweg dort über seine Arbeit erzählt. Er ist der Übersetzer der Romane George R.R. Martins und lebt in Köln.

Wäre ich nicht Mitausrichtender, sondern Besucher der Kölner Literaturnacht, würde ich mich einfach durch die Nacht treiben lassen. Vielleicht in der Buchhandlung Klaus Bittner vorbeischauen, wo sich der kleine, aber feine Lyrik-Verlag parasitenpresse präsentiert. Wäre gerne bei Lesung von Julia Trompeter in der Maternus-Buchhandlung dabei, oder würde Husch Josten und Alexander Paeffgen in der Buchhandlung Goltsteinstraße lauschen. Erleben, wie Ute Wegmann in der artothek von ihrer Übersetzung der Autobiographie Judith Kerrs berichtet oder einen Abstecher zu den Lübbe-Tonstudios machen, um gezeigt zu bekommen, wie ein Hörbuch produziert wird. Im Theater im Bauturm würde mich mir gerne die Literaturshow Books & Friends von und mit Dorian Steinhoff anschauen, der Martin Becker zu Gast hat. Ich wäre gerne dabei, wenn Selim Özdogan und Michel Birbæk in der Kneipe „Zum scheuen Reh“ über das Schreiben und den Literaturbetrieb sprechen. Oder würde gerne bei Rom e.V. vom Autor Ruždija Russo Sejdović und der Übersetzerin Melitta Depner etwas über die Romaliteratur erfahren. Und hätte großen Spaß, wenn im Hostel Weltempfänger Gunther Geltinger und Ulrike Anna Bleier in der literarischen Fuckup Night sich über gescheiterte Romanprojekte austauschen, moderiert von Tilman Strasser und Yannic Han Biao Federer.

So könnte ich jetzt noch ziemlich lange weitermachen, aber ich befürchte, das sprengt den Rahmen. Doch wer neugierig geworden ist: Das gesamte Programm gibt es unter koelner-literaturnacht.de. 

Wird es eine 2. Kölner Literaturnacht geben?

Natürlich haben wir die Eins bei „1. Kölner Literaturnacht“ ganz bewusst vorweg gestellt und wir hoffen sehr, dass es eine Wiederholung geben wird. Aber jetzt sind wir erst einmal sehr, sehr gespannt auf den 4. Mai 2019. Kommt alle!

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