Buchhandel Branchen-Monitor Buch meldet: Umsatzeinbrüche durch Corona-Krise

Die Mitte März erfolgten, nahezu flächendeckenden Ladenschließungen im Zuge der Eindämmung der Corona-Pandemie reißen tiefe Löcher in die März-Bilanzen des Buchhandels, wie eben der Branchen-Monitor Buch des Börsenvereins meldet: Zwar verkaufen Buchhandlungen weiter Bücher online und bauen etwa mit viel Kreativität Lieferservices aus. Doch unterm Strich bleibt durch die geschlossenen Läden ein deutliches Minus: Im März 2020 bewegten sich die Umsätze in den Vertriebswegen Sortimentsbuchhandel, E-Commerce, Bahnhofsbuchhandel, Kauf-/Warenhaus sowie Elektro- und Drogeriemarkt zusammen 20,2 Prozent unter denen des Vorjahresmonats.
Um das veränderte Kauf- und Lieferverhalten in Zeiten von Shutdown und „social distancing“ abbilden zu können, werden hier erstmals auch Umsätze berücksichtigt, die die stationären Vertriebswege im Rechnungsgeschäft mit Privatpersonen erwirtschaften. Üblicherweise werden diese Verkäufe im Branchen-Monitor BUCH nicht einbezogen, ihre Bedeutung hat aber im Zuge der Krise signifikant zugenommen. Der Absatz – also die Zahl verkaufter Exemplare – ging im Vergleich zum Vorjahresmonat um 20,3 Prozent zurück. Im Schnitt bezahlten die Käufer im vergangenen Monat 13,72 Euro pro Buch und damit genau so viel wie im März 2019.
Noch deutlicher zeigt sich der Rückgang naturgemäß bei den stationären Umsätzen. Im Sortimentsbuchhandel lagen die Umsätze im März 30,3 Prozent unter denen des Vergleichsmonats (einschließlich Privatkunden-Rechnungsgeschäft). Beim Absatz musste das Sortiment einen Rückgang um 32,0 Prozent verkraften. Die bezahlten Preise stiegen im Schnitt um 2,5 Prozent.

 

Die Umsatzrückgänge im März ziehen sich durch alle Warengruppen (auf alle Vertriebswege bezogen): Einziger Lichtblick sind die Kinder- und Jugendbücher (plus 3,4 Prozent), die unter anderem von einer deutlich gestiegenen Nachfrage in der Unterwarengruppe „Spielen, Lernen“ profitieren konnten. Meistverkaufter Titel war in den hier betrachteten Vertriebswegen wie in den Vormonaten „Das NEINhorn“ von Marc-Uwe Kling (Carlsen), gefolgt vom Auftaktband „Rico, Oskar und die Tieferschatten (Rico und Oskar 1)“ von Andreas Steinhöfel (Carlsen) in der Taschenbuchausgabe. Platz drei geht an „Löcher“ von Louis Sachar (Beltz).
Der Umsatz mit Belletristik lag dagegen deutlich unter dem Vergleichsmonat (minus 16,1 Prozent). Hier hält sich die Februar-Neuerscheinung „Ostfriesenhölle“ von Klaus-Peter Wolf (Fischer Taschenbuch) an der Spitze der Bestsellerliste, gefolgt von „Die Mondschwester (Die sieben Schwestern, Band 5)“ von Lucinda Riley (Goldmann) und „Stern 111“ von Lutz Seiler (Suhrkamp), das mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2020 ausgezeichnet wurde.
Noch deutlicher fallen die Umsatzrückgänge bei den Ratgebern (minus 29,7 Prozent) und beim Sachbuch (minus 31,6 Prozent) aus. Der Umsatz mit Reisebüchern brach, sicher aufgrund der weitreichenden Einschränkungen im Reiseverkehr, im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar um über die Hälfte ein (minus 57,3 Prozent). Auch das Geschäft mit wissenschaftlichen Titeln leidet unter der Krise: Die Warengruppe Geisteswissenschaften, Kunst, Musik liegt 19,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau und die Segmente Naturwissenschaften, Medizin, Informatik, Technik (minus 18,9 Prozent) sowie Sozialwissenschaften, Recht, Wirtschaft (minus 14,9 Prozent) generierten ebenfalls deutlich weniger Umsatz als im Vergleichsmonat.
Alle Editionsformen verbuchen im März Verluste: Die Hardcover/Softcover liegen 21,4 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahresmonats, die Taschenbücher liegen 14,3 Prozent darunter. Noch deutlicher waren die Verluste bei den Hörbüchern (minus 25,4 Prozent) sowie insbesondere bei den Kalendern (minus 52,2 Prozent) und Karten/Globen (minus 55,0 Prozent)

Kommentare (1)
  1. Diese Zahlen sind bedrückend; aber der Einbruch erfolgte ja erst Mitte des Monats. Wie werden die Zahlen wohl für den April ausssehen? Wie lange will die Buchwelt (Autoren, Verlage, Buchhandel, Leser) ihrer Ausradierung noch zusehen? Maßnahmen hinnehmen, die einen eklatanten Verfassungsbruch darstellen und unsere Demokratie gefährden? Und nicht zu vergessen das Gesundheitssystem, das nur von einer intakten Wirtschaft finanziert werden kann?

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