In Klagenfurt gingen die 43. Tage der deutschsprachigen Literatur zu Ende Ingeborg-Bachmann-Preis für Birgit Birnbacher

v.l. Leander Fischer, Ronya Othmann, Birgit Birnbacher, Julia Jost, Jannic Han Biao Federer

 

Die österreichische Autorin Birgit Birnbacher hat beim Wettlesen in Klagenfurt für ihren Text Der Schrank den Ingeborg-Bachmann-Preis 2019 gewonnen

Darin geht es um eine 36-jährige Frau, die in prekären Verhältnissen lebt und deren Situation sich durch das plötzliche Auftauchen eines Biedermeierschränkchens grundlegend verändert. Die Laudatio hielt Stefan Gmünder, er bezeichnete den Text als „sprachlich knisternd und aufrührend“. Ohne Winke mit dem Zaunpfahl erzähle der Text vom Lebenskampf, von Ferne klinge Samuel Becketts Endspiel an. Birgit Birnbacher: „Unglaublich. Der Preis bedeutet uns allen viel, darum sind wir auch hier. Es ist eine besondere Runde, so habe ich das erlebt. Es sind viele da, die den Preis verdient hätten.“ Von Birnbacher sind bisher  der Roman Wir ohne Wal (Jung und Jung, 2016), sowie Mal lichterloh, mal wasserblau, ein Kinderbuch zum Thema Autismus bei Edition Tandem (2013) erschienen.

Neben dem Bachmannpreis (25.000 Euro) wurden in Klagenfurt weitere Auszeichnungen vergeben:

Der Deutschlandfunkpreis (12.500 Euro) ging an den österreichischen Autor Leander Fischer. Er las den Text Nymphenverzeichnis Muster Nummer eins Goldkopf, in dem Musik mit Fliegenfischen verschwimmt. Laudator Hubert Winkels sagte, der Titel sei sperrig, so wie es auch eine der sperrigsten Arbeiten sei, Köder für das Fliegenfischen zu knüpfen: „Da erfahren wir ausführlicher davon, als wir jemals wollten.“ Der Text schaffe es, Stück für Stück beim Zusammensetzen langsam das Vergnügen am Fertigen eines Kunstwerks zu vermitteln.

Für den KELAG-Preis (10.000 Euro) konnte sich in der Stichwahl die Kärtnerin Julia Jost durchsetzen. Sie gewann mit ihrem Text Schakaltal. Klaus Kastberger sagte in seiner Ansprache, noch hätten in Kärnten nicht alle Täler den richtigen Namen. Jost zeige in ihrem Text, wie ein solcher Bezeichnungsvorgang heute fiktional vonstatten gehen könnte. So werde aus dem Bärental oder einem ähnlichen das Schakaltal, nach dem Schrei einer Mutter, die um ihr Kind trauert. „Es ist eine Kindergeschichte, die die Auseinandersetzung mit der braunen Vergangenheit neu führt und mit neuen Mitteln erweitert.“

Den 3sat-Preis (7.500 Euro) hat der deutsche Autor Yannic Han Biao Federer für seinen Text Kenn ich nicht bekommne. In ihrer Laudatio sagte Jurorin Hildegard Keller, der Text berühre, weil er eine Trennungsgeschichte radikal von außen erzähle: „Der Autor kippt in die Geschichte, seine Freunde geben ihm immer wieder neue Namen. Bei diesem Gestöber von Alter Egos findet Trauerarbeit statt, das könnte man fast übersehen.“ Von Yannic Han Biao Federer erschien im Februar Und alles wie aus Pappmaché (suhrkamp taschenbuch).

Den BKS-Bank-Publikumspreis (7.000 Euro), der über ein Online-Voting ermittelt wurde, konnte die deutsche Autorin Ronya Othmann mit ihrem Text Vierundsiebzig für sich entscheiden.

Noch mehr Informationen rund um die 43. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt (inklusive Videos): bachmannpreis.orf.at

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