"Warum soll es nach dem ,Bücherjournal' nun erneut ein unverzichtbares Kulturgut treffen?" Autorinnen und Autoren fordern: „Erhaltet uns den ,Ohrenbär‘!“

Heute hat der Intendant des NDR, Joachim Knuth, einen offenen Protestbrief erhalten, mit dem sich 55 erstunterzeichnende Autorinnen und Autoren (bzw. Institutionen) für den Erhalt der NDR-Radiosendung „Ohrenbär“ einsetzen. Sie reagieren damit auf Medienberichte, denen zufolge der NDR vermutlich schon Ende des Jahres den Sendeplatz von „Ohrenbär-Radiogeschichten für kleine Leute“ und „Mikado-Radio für Euch“ (Kinderradio) im linearen Analogradio einstellen will.

Der offene Brief im Wortlaut:

Erhaltet uns den „Ohrenbär“!
Wir, die unterzeichnenden Autorinnen und Autoren, haben mit Bestürzung erfahren, dass nun auch der „Ohrenbär“ den derzeitigen Sparmaßnahmen des NDR zum Opfer fallen soll.
Und bei allem Verständnis, dass die öffentlich-rechtlichen Sender sparen müssen, fragen wir uns, warum es nach dem „Bücherjournal“ nun erneut ein unverzichtbares Kulturgut treffen soll.
Seit über 30 Jahren sendet der NDR, in Zusammenarbeit mit dem RBB, bereits die „Ohrenbär“-Geschichten, die auf dieses Format eigens zugeschrieben sind. Auf hohem Niveau werden hier Kinder in ihrer Sprachgestaltung gefördert und für die Literatur begeistert. Wer hört, aktiviert außerdem sein Gehirn in hohem Maße und generiert eigene Bilder. Wir sprechen also von Bildungsförderung, Kulturförderung und Integrationsförderung.
Seit zwei Generationen schaffen es Kinder, sich vom „Ohrenbär“ begeistern zu lassen und greifen dann zu Büchern. Der „Ohrenbär“ ist mehr als niveauvolles Radioprogramm für Kinder – es ist Kulturförderung, die bei den Kleinsten ansetzt. Die Gesellschaft kann sich nicht beschweren, dass die kulturellen Programme immer weniger Anklang finden, wenn der Basis, also den Kindern, bereits hochwertige Kultur vorenthalten wird.
Doch der „Ohrenbär“ hat ja noch mehr erreicht, als nur Kinder und ihren Familien täglich einen wertvollen Kultur-Impuls zu bieten. Der „Ohrenbär“ hat sehr vielen Autor*innen den Einstieg in den Literaturbetrieb ermöglicht. Heute hoch angesehene Schriftsteller*innen haben ihre Karriere mit der Arbeit für den „Ohrenbär“ begonnen. Die Redaktion hat ihnen stets freie Hand in der Ausarbeitung gelassen, so dass die Autor*innen sich austesten und gleichzeitig auf Profi-Niveau ihre ersten Erfahrungen sammeln konnten.
Daher bitten wir dringend darum, diese Entscheidung zu überdenken und zurückzuziehen, zumal die Kosten durch die bloße Honorarübernahme so gering sind, dass sie in der zu ersparenden Gesamtsumme von 300 Millionen Euro kaum auffallen werden. Denn der NDR produziert ja nicht selbst, sondern finanziert den „Ohrenbär“ durch Honorar-Übernahme, was im Gesamt-Etat dieses riesigen Hauses völlig untergeht.

Lehmen, 16. Juni 2020

DIE ERSTUNTERZEICHNENDEN:
Stefan Gemmel, Kinder- und Jugendbuchautor und Mitglied des PEN und des VS
Claudia Guderian, Schriftstellerin, Mitglied des PEN und Ohrenbär-Autorin
Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS)
Lena Falkenhagen, Bundesvorsitzende des Verbandes deutscher
Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS)
Leander Sukov, Vize-Präsident des PEN-Zentrum Deutschland und Stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes deutscher
Schriftstellerinnen und Schriftsteller Andreas Steinhöfel, Kinder- und Jugendbuchautor sowie Ohrenbär-Autor
Klaus Peter Wolf, Schriftsteller und Ohrenbär-Autor
Sabine Ludwig, Ohrenbär-Autorin der ersten Stunde
Anja Kömmerling und Thomas Brinx (Die Köbris), Ohrenbär-Autoren der ersten Stunde
Monika Feth, Schriftstellerin und Ohrenbär-Autorin
Wolfgang Bittner, Schriftsteller, PEN-Mitglied und Ohrenbär-Autor
Sigrid Zeevaert, Schriftstellerin, langjährige Ohrenbär-Autorin
Mario Göpfert, Knder- und Hörfunk-Autor und Ohrenbär-Autor
Charlotte Richter-Peill, Schriftstellerin und langjährige Ohrenbär-Autorin
Martin Klein, Kinder- und Jugendbuchautor sowie langjähriger Ohrenbär-Autor
Petra Bartoli y Eckert, Kinder- und Jugendbuchautorin sowie langjährige Ohrenbär-Autorin
Martin Ebbertz, Schriftsteller und Ohrenbär-Autor
Annette Zaborowski, Ohrenbär-Autorin
Jochen Weeber, Kinderbuch- und Ohrenbär-Autor, Mitglied im Verband dt. Schriftsteller
Thomas Schmid, Kinder- u. Jugendbuchautor sowie Ohrenbär-Autor
Christian Bartel, Schriftsteller und Ohrenbär-Autor
Renate Schoof, Schriftstellerin und Ohrenbär-Autorin.
Snorre Björkson, Schriftsteller und Ohrenbär-Autor
Katharina Bendixen, Schriftstellerin und Ohrenbär-Autorin
Brigitte Endres, Kinder- und Jugendbuchautorin und Ohrenbär-Autorin
Christine Stahr, Kinder- und Ohrenbär-Autorin
Frauke Angel, Kinderbuch- und Ohrenbär-Autorin, Mitglied Bundeskongress Kinderbuch
Marc-Uwe Kling, Schriftsteller
Frank Kühne, Programmleiter Carlsen Verlag
Carsten Brandau, Theater- und Hörspielautor
Katharina Schmidt-Brass, Autorin, DaF-Lehrerin und Petitionsstarterin
Margit Hähner, Autorin und PEN-Mitglied
Dr. Nicol Goudarzi, Pädagogin und Autorin
Susanne Köhler, Autorin unter dem Pseudonym Sam Owi
Nadia Al Kureischi, Autorin
Sascha Pranschke, Schriftsteller
Svenja Hirsch, Autorin
Susanne Neuffer, Autorin
Bettina Rolfes, Autorin und Dozentin
Dr. Birgit Ebbert, Autorin
Sascha Preiß, Autor und Kulturmittler
Susanne Bienwald, Schriftstellerin
Andreas Gloge, Autor
Andrea Behnke, Kinderbuch- und Hörfunkautorin
Anke Küpper, Autorin
Julia Ditschke, Autorin
Larissa Rode, Autorin
Alice Beyer, Soziologin und Autorin, Mitglied im Writers` Room Hamburg e.V.
Dietlind Frieling, Autorin
Anne Köhler, Schriftstellerin
Gabriele Albers, Autorin
Inken Bartels, Journalistin
Christine Stahr, Kinderbuchautorin
Katia Simon, Autorin
Anja Kiel, Kinderbuchautorin
Fritzi Bender, Kinderbuchautorin
Henry Holland, Literaturübersetzer

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