Die reiche Kinder- und Jugendbuchlandschaft macht den Anfang Auftakt zum Gastlandauftritt Norwegens auf der Frankfurter Buchmesse

Zum Auftakt des Gastlandauftritt Norwegens auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse fand gestern Abend im Felleshus der Nordischen Botschaften in Berlin ein Abend rund um die Kinder- und Jugendliteratur des skandinavischen Landes statt. „Zwischen Tradition und Experiment“ lautete das Thema des Abends.

Stian Hole, Gry Moursund

Moderiert von der Autorin und Journalistin Ute Wegmann gaben zunächst Stian Hole und Gry Moursund Einblick in ihre Arbeit. Die Autorin und Illustratorin Gry Moursund hat u.a. das Buch Die Böckchenbande (Klett Kinderbuch) illustriert, zu dem sie Kinderzeichnungen aus aller Welt inspiriert haben. „Ich wünsche mir, dass Kinder beim Betrachten Lust bekommen, selbst zu zeichnen“, sagte sie.

Der Bilderbuchkünstler Stian Hole, der für Garmans Sommer u.a. mit dem Bologna Ragazzi Award und dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde und für Annas Himmel (beide Hanser) den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis erhielt, greift in seinen innovativen Bilderbüchern die großen Fragen des Lebens auf. In der norwegischen Kinder- und Jugendliteratur gebe es viel Raum für vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten, sagte er. Zudem seien Bilderbücher ein guter Anlass um mit Kindern auch über schwierige Themen zu sprechen. „Es wäre Betrug, Kindern nur eine heile Welt zu zeigen“, betonte Stian Hole. „Aber wichtig ist auch die große Bandbreite. Es gibt auch viel Nonsense und Lustiges.“ Die staatliche Förderpolitik erlaube es Autoren und Illustratoren zu experimentieren und lasse ihnen die Freiheit, visuell und inhaltlich Grenzen einzureißen, so Gry Moursund.

Ines Galling, Ute Wegmann (r.)

Um die norwegische Förderpolitik ging es auch in der anschließenden Podiumsdiskussion mit Ines Galling, Lektorin für deutschsprachige und skandinavische Kinder- und Jugendliteratur in der Internationalen Jugendbibliothek in München, Sverre Henmo, Programmleiter für Kinder- und Jugendliteratur im Aschehoug forlag in Oslo und Kristin Ørjasæter, Direktorin des Norwegischen Kinderbuchinstituts.

Das Publikum erfuhr, dass der Norwegische Kulturrat 1.500 Exemplare der Neuerscheinungen von norwegischen Autoren und Illustratoren ankauft und öffentlichen Bibliotheken und Schulbibliotheken zuteilt. Die staatliche Förderung von Schullesungen erhöhe zudem die Sichtbarkeit der Kinder- und Jugendliteratur, so Kristin Ørjasæter. Weitere Säulen des norwegischen Literatursystems sind die Buchpreisbindung und die Befreiung gedruckter Bücher von der Mehrwertsteuer.

Kristin Ørjasæter, Sverre Henmo

Immerhin lesen 88 Prozent der Bevölkerung mindestens ein Buch pro Jahr. Auch viele angesehene norwegische Romanautoren schreiben für Kinder, etwa Jo Nesbø, Maja Lunde und Jon Fosse. Dennoch werde die Kinder- und Literatur in der öffentlichen Wahrnehmung oft als „der kleine Bruder“ betrachtet, so Sverre Henmo.

Fazit: Die Kinder- und Jugendliteratur genießt in Norwegen einen hohen Stellenwert, es entstehen Bücher von hoher Qualität und es wird sichergestellt, dass die jungen Leser auch Zugang zu den unterschiedlichen Genren und Ausdrucksformen bekommen. Eins stand den ganzen Abend im Mittelpunkt: die ungewöhnliche Bandbreite der norwegischen Kinder- und Jugendliteratur. Wir sind gespannt und freuen uns schon mal auf Frankfurt.

ml

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