Börsenverein 4. Branchenparlament: Gemeinsam für libreka! / Remissionen überdenken

Blick zum Podium

Sind wir gewappnet, die gegenwärtigen stürmischen Zeiten zu überstehen? Diese Frage stellte Parlamentsvorsitzender Heinrich Riethmüller in seiner Begrüßungsrede an alle Sparten auf dem 4. Branchenparlament in Frankfurt.

Die Digitalisierung sei nicht mehr aufzuhalten, obwohl es noch zahlreiche technische Probleme gebe. „Doch mit der Plattform libreka! haben wir eine gute Antwort auf die Anforderungen der Zukunft gefunden“, äußerte der Vorsitzende.

Ronald Schild, Geschäftsführer der MVB, präsentierte die verbesserte Plattform und berichtete, dass die Suchfunktion von libreka! bereits viel genutzt wird und auch bekannt ist. Zurzeit können E-Books in zwei Dateiformen von libreka! bezogen werden – als PC-PDF und als mobiles PDF. Ein drittes Format wird vorbereitet.

Die Auswahl der Buchhandlungen wurde auf Wunsch des 3. Branchenparlaments geändert, gegenwärtig können zehn der eingegebenen Postleitzahl am nächsten liegende Buchhandlungen angezeigt werden.

Schild demonstrierte außerdem ein E-Book Transfer Tool, das für Downloads im stationären Buchhandel in Vorbereitung ist. Und: Die im letzten Parlament kritisierten Abrechnungsmodalitäten seien verbessert worden.

In den nächsten sechs bis acht Wochen sind folgende Neuerungen geplant:

– ein spezielle Suche nach E-Books
– das EPUB wird angeboten und beinhaltet Wasserzeichen
– auf Wunsch kann ein technischer Kopierschutz angeboten werden

Der Präsentation schlossen sich die Statements der Sparten an. Matthias Ulmer, Verlegerausschuss, bestätigte, dass mit dem neu gestalteten libreka!-Portal viele Differenzen ausgeräumt werden konnten. Natürlich bestehe weiterhin Nachbesserungsbedarf, aber dieser sei kleiner geworden.

Für die Sortimenter sprach Thomas Wrensch. Er forderte eine auf den Umfang bezogene – „kritische Titelmasse“ und eine breitere Teilnahme der Verlage. Allerdings sollten auch die Buchhändler sich stärker für libreka! engagieren. Die Abrechenbarkeit bezeichnete er als gut.

Matthias Heinrich, Zwischenbuchhandel, unterstrich: libreka! hat in den letzten sechs Monaten Fortschritte gemacht. Allerdings bleiben noch Wünsche offen: So sollte libreka! nicht nur E-Books, sondern auch gedruckte Bücher einbeziehen. Er forderte zudem eine Warenübergabe an Shopbetreiber.

In der Diskussion gab es die Frage nach der Nutzbarkeit der auf libreka! angebotenen E-Books für das i-Phone. Das wurde bestätigt, ist jedoch noch eher umständlich.
Die Übergabe des Warenkorbs sollte vereinfacht werden, denn hier bestehe die Gefahr, Kunden zu verlieren.

Karl-Peter Winters stellte klar: Ziel von libreka! ist es nicht, alle Wünsche der drei Sparten zu berücksichtigen, sondern Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Portalen zu erreichen. Schließlich geht es um Kundengewinnung und –bindung.

Eine wenig kontroverse Diskussion endete damit, dass das Parlament eine Empfehlung übergab, die in der von der MVB entwickelten Plattform ein Modell sieht, das die Interessen aller Branchenteilnehmer berücksichtigt und weiter voranzutreiben ist.
Mit libreka! gehe der deutsche Buchhandel offensiv auf den Markt zu und setzt Zeichen.

Für den Vorsteher des Börsenvereins Prof. Dr. Gottfried Honnefelder war es daher eine Genugtuung zu sehen, dass die einzelnen Sparten miteinander umgehen können und gemeinsam nach Lösungen suchen. Helmut Dähne brachte die Stimmung des Vormittags auf den Punkt: Wenn jemand daran zweifelt, dass der Börsenverein ein dreistufiger Verband ist, so wurde dieser heute eines Besseren belehrt.

Nächster Tagesordnungspunkt: Mit der Goldenen Ehrennadel des Börsenvereins wurden Dr. Joachim Treeck, seit 2003 Aufsichtsratsvorsitzender der Börsenvereinsholding BBG, und – wie bereits gemeldet – BuchMarkt-Chef Christian von Zittwitz [mehr…] geehrt.

Zweites Thema waren die Empfehlungen zur Optimierung des Remissionswesens, die Franziska Bickel und Christoph Maris für die AG PRO vortrugen. Die AG hatte in den letzten Monaten im Auftrag des 3. Parlaments umfangreiche Untersuchungen angestellt. Fest steht, dass Remissionen notwendiger Teil im Arbeitsablauf des Buchhandels sind. Allerdings können Kosten gespart werden, wenn eine Remissionsobergrenze von etwa 10 Prozent eingehalten werden würde. Keine der sieben verschiedenen Remissionsformen ist als Non Plus Ultra anzusehen, aber die Vielfalt müsse richtig genutzt und entsprechend angewandt werden. Hier stehen nicht nur Buchhändler, sondern auch Verlage vor der Aufgabe, ihre gegenwärtige Handlungsweise zu überdenken. Auf jeden Fall sind frühzeitige Remissionen – eigentlich ein „alter Hut“ – nicht sinnvoll, ebenso wenig wie Ein-Stück-Remissionen.

JF

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