Der Messe-Mayer Sonntag: Schöner Ausklang bei Droemer Knaur

Liebe Freunde,

und das war die Leipziger Buchmesse 2016. Zille kann sich nun erst mal erholen, Sie können alle Ihre Koffer auspacken, aber ich habe noch einen Tagesbericht nachzureichen, nämlich meinen Abschlusssonntag.

Ich erläutere vorab, dass ich am Messewochenende immer Plüschohren trage, die mich als CosPlayer kennzeichnen. Ich gehöre dann zu Halle 1. Außerhalb von Halle 1 sorgt das für Befremden. Man überreicht mir dann auch schon mal beleidigende Karten.

Esel und Ohren, verstehen Sie?

Den Tod von Roger Willemsen müssen wir alle noch verdauen, und da zieht uns Guido Westerwelle als nächster den Boden unter den Füßen weg. Trubel in den Hallen, doch Schnitter Tod droht uns allen. Auch deshalb lässt uns die Messe immer ein wenig näher zusammenrücken.
(Auch wenn Leipzig seine Gänge verbreitert hat.)

Insgesamt war der Sonntag gar nicht so furchtbar (also so brechend voll), wie ich befürchtet hatte, was ja eigentlich gut ist, wenn es nicht bedeutete, dass die Messe heute weniger Besucher hatte als sonst.

Fußboden? An einem Sonntag? Noch nie gesehen.

Und der Leipziger Sonntag ist auch immer der Tag, dessen Berichterstattung zu verbergen sucht, dass ich diesen Tag kaum noch auf der Messe, sondern in Wahrheit größtenteils in der Eisenbahn verbringe. Aber das verberge ich extrem geschickt. Folgen Sie mir deshalb gerne ein letztes Mal…

…DURCH DIE HALLEN

Am allerletztem Tag macht meine rechte Messehand Maren Ongsiek mich mit dem Wagenbach-Verlag bekannt. Weil kein Chef am Stand ist, lerne ich die Pressedame Annette Wassermann kennen. Wahnsinn, wen ich durch Frau Ongsiek alles kennenlerne.

Aber die ist bestimmt ohnehin viel lustiger als die Chefetage.

Und was treibt Herr Direktor Oliver Zille da, als gehöre ihm die Treppe? Foto-Shootings noch am letzten Tag?

Wieso ist das Bild so dunkel? Ich habe doch extra einen Beleuchter fotografiert!
Sehen Sie hier den Beleuchter?

Hier wird ein unbescholtener Walking Act / Walk Act von zwei entsetzlichen Aliens sodomisiert. Nein, nicht sodomisiert, das nun nicht. Tatsächlich scheinen sie sich sogar ganz gut zu verstehen.

Hieronymus Bosch soll das malen.

Und die schleichende Belästigung durch Cosplayer soll mir ein guter Übergang sein zum Thema Cosplay 2016!

COSPLAY 2016

Zwei Trends lassen sich eindeutig benennen für dieses Jahr: Erstens ist Doctor Who absolut nicht mehr aufzuhalten. Man darf sagen, der Doctor ist endlich in Deutschland angekommen.

Kuscheldaleks? Echt jetzt?
Der 10. Doctor
Der 10. Doctor
Der 11. Doctor
Der 11. Doctor
Der 11. Doctor
Papp-TARDIS für nur 49,90 €!
Eine TARDIS
Lady TARDIS und ein verdammter weinender Engel.

Ein weinender Engel. Das ist sehr viel Aufwand für ein unbequemes Kostüm. Jawohl, Doctor Who ist in Deutschland angekommen.

Allons-y, Whovians!

Zweitens: Der Anarcho-Super-Anti-Held Deadpool war der Held der Woche. Das mag dem Film zu danken sein, oder auch Verlagen wie Panini, die dafür sorgen, dass wir Deutschen wenigstens ein paar Happen aus dem Marx Brother unter den Superhelden lesen dürfen.

Deadpool!
Deadpool.
Deadpools Rehydrierungskräfte!
Deadpool vs. Deadpool (jawohl, das sind ein Gummihuhn und ein Plastikdinosaurier.)
Madame Deadpool
Und natürlich Deadpool.
Koch-Deadpool
Koch-Deadpool mit Kindern
Deadpool kann echt nicht mehr.

Auch die Fan-Artikel fehlen nicht:

Püppchen und Tassen…
…und Tassen…
…und Käppchen.

Kein Wunder, dass Deadpool erschöpft ist, wenn er in seiner freien Zeit auch noch Mützen näht und Tassen brennt.

Aber wenn Doctor Who oder Deadpool zu speziell für Sie ignoranten Noob sind, dann haben Sie gewiss Freude an meinen anderen Fotos. Denn es gab ja noch andere Kostüme!

Und was ist das aber auch für ein herrlicher Gandalf!
Zombie-Marilyn …naja, warum auch nicht…
Wut, Angst, Trauer, Freude und Ekel
Kekseee!
Fünfziger-Jahre-Disney-Feen
Ah, die Drachenlady Daeneris Targeryan. Aus Game of Thrones, Sie Dorschbert!
Spar-Voldemort mit Kuschelschlange und Badekappenglatze
Star-Wars-Familie mit R2D2 als Kühlbox
Bestes Kostüm überhaupt: Little Britain mit echten Behinderten
Und der hier war völlig empört, weil man ihn für einen CosPlayer hielt.

Und nur damit Sie nicht denken, am Sonntag arbeitet der Herr Mayer wohl gar nichts mehr:

LETZTES INTERVIEW DER MESSE: MANUEL ANDRACK BEI MALIK

Der Redakteur und Journalist Manuel Andrack hat ein Geschichtsbuch verfasst, das sich an berühmten Wanderwegen orientiert. Ich formuliere es absichtlich so, damit ich die Formulierung „Wanderbuch“ vermeide. Denn das ist es nicht. Natürlich wandert Andrack, das können sich die, die ihn kennen, schon denken. Aber in erster Linie erwandert er sich Geschichte, die er vorher gründlich recherchiert. Seien dies der Marsch der 300 Spartaner, sei es Luthers gefährliche und beschwerliche Winterwanderung auf dem Rennsteig, sei es der Kreuzweg Jesu Christi. BuchMarkt traf den ehemaligen Informationsoffizier der Harald-Schmidt-Show am Verlagsstand von Malik.

Schritt für Schritt, Manuel Andrack

BuchMarkt: Sie hatten doch bestimmt viel mehr Wanderungen auf Ihrer allerersten Auswahlliste als in dieses Buch passen. Welche haben es denn nicht ins Buch geschafft?

Manuel Andrack: Die ganzen Alpengeschichten sind nicht so meins. Hannibal oder auch der Gang nach Canossa. Die Alpen habe ich schon im Vorfeld für mich ausgeschlossen.

Und nach welchen Kriterien haben Sie sich für die Strecken im Buch entschieden?

Im Prinzip waren es Wanderungen innerhalb der Epoche. Natürlich mussten die Griechen irgendwie rein. Ich habe nach Fußwegen von 1789 gesucht – wo und warum lief man während der französischen Revolution? Auf die Bastille anzurennen kam mir aber ein wenig öde vor. Diesen Teil zu planen hat fast genau so viel Spaß gemacht wie das Wandern: Historisch schlüssige Strecken zu finden, die eine gewisse Aussagekraft haben.

Ich habe auch kein Vorgängerbuch in dieser Art gefunden. Ein Novum: Ein Geschichtsbuch über das Wandern.

Schreiben Sie das! Eine Weltneuheit!

Ist das Erwandern eine deutsche Herangehensweise? Das Spazierengehen? Gibt es Völker, die uns dafür belächeln?

Eigentlich nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass selbst in Ländern, wo man das gar nicht erwartet, unglaublich viel gewandert wird. Mazedonien zum Beispiel. Kann man da wandern? Wie sieht es denn da aus? Erwarten mich Bürgerkrieg und Verwüstung? Nein. Man trifft dort an jedem Wochentag echt viele Wanderer! Und warum? Weil das dort ein Nationalsport ist. Es gibt keine Wanderkarten, keinen Wanderverein, aber es wird gewandert. Oder der griechische Fremdenführer, über den ich schrieb, der führt ja hauptberuflich auch Wanderungen. Aber so gründlich und bekloppt wie die Deutschen macht das sicher niemand anderes.

Das liegt in unserer Seele oder in unseren Genen?

Das fing bei den Romantikern an, Goethe, Eichendorff und so. Dann wird es wohl die Seele sein.

Ihr Buch spart auch ernste und schreckliche Gänge nicht aus.

Die Schuhprüfstrecke im KZ kann man ja nicht als Wanderung bezeichnen, das war ja eine Gehfolter.

Haben Sie eine Liste mit unmöglichen Wanderungen? Solche Sachen wie Armstrongs Schritte auf dem Mond und dergleichen?

Naja, das sind dann eher pragmatische No-Gos. Die Inkas haben wundervolle Wegenetze hinterlassen, aber irgendwo muss es auch im Budget bleiben.

Stimmt, Piper bezahlt Ihnen ja nicht lauter Flüge, damit Sie zwischen den Pyramiden wandern können. Das Buch finanzieren Sie als Idee erst mal völlig privat vor.

So sieht es aus. Nach Ägypten gibt es keine billigen Charterflüge, das muss ich dann durch den Rennsteig wieder ausgleichen, den Luther bewandert hat.

Das ist ein teures Buch gewesen?

Oh ja, deshalb bin ich auch stolz darauf. Das ist mein erstes Hardcoverbuch, und gleich mit Lesebändchen! Drei Jahre hat es gedauert, und es war der größte Aufwand, den ich bisher in ein Projekt gesteckt habe.

Was man an Manuel Andrack schätzt, ist die Gabe, komplexe Sachverhalte auf sympathische Augenhöhe zu bringen. Ihr Überblick über die Weltreligionen im Kapitel über Jesus‘ Kreuzweg war kritisch auf den Punkt gebracht. Brachte Ihnen das Proteste von Christen ein? Oder anderen Religionen?

Das Buch ist ein wenig religionskritisch an manchen Stellen, das ist richtig. Das gebe ich zu.

Nicht nur das. Es ist ja – und das ist ja noch schlimmer – sogar kerkelingkritisch!

(lacht) Das war mir ein bisschen zu pietistisch, was der gute Hape da teilweise geschildert hat. Aber das passt zum Pilgern, Pilgern soll ja keinen Spaß machen, da soll man ja eher leiden.

Pilger und Wanderer sind keine Brüder im Geiste?

Ich werde oft gefragt, ob der Jakobsweg mich nicht reizt. Aber Pilger sind keine Wanderer. Wir laufen beide, sicher. Wir gehen. Aber der Pilger geht aus ganz anderen Gründen. Und Hape hatte ja selber im Buch geschrieben, dass ihm das Laufen keine Freude mache. Was soll einer wie ich dazu sagen, der sich aufs Wandern immer freut?

Wie waren Ihre Erfahrungen in Israel?

Man fährt nach Israel, man ist an den Orten des neuen Testaments, und dadurch liest man das NT auch nochmal neu, und man reflektiert natürlich, wie da diese Weltreligionen aufeinanderprallen.

Gibt es berühmte Wanderschaftsbücher, die Sie gelesen haben und mögen?

Ich mag Eichendorffs Wandergedichte. Bill Brysons „Picknick mit Bären“ ist ebenfalls sehr lesenswert.

Welche positive Charaktereigenschaft wird durch Wandern gefördert?

Vielleicht Demut. Tausende Kilometer lassen sich nicht so einfach bewältigen. Wenn man kein Auto, kein Flugzeug, keinen ICE hat, dann erwartet einen ein Abenteuer.

BuchMarkt dankt für das Gespräch.

Sympathischer, fröhlicher Wanderkauz, dieser Andrack.

AUSKLANG BEI DROEMER KNAUR

„Ausklang“ bedeutet soviel wie „Hier bleibe ich sitzen und bewege mich nicht mehr“. In Meinem Fall heißt das sogar: ich fotografiere nur noch, was hier unmittelbar vor mir am Stand passiert. Ich hatte schon gute Ausklänge am Buchmarkt-Stand, auch schon bei den Frankfurtern, auch schon bei Arena, auch schon bei Lübbe. Und am Sonntag war das bei Droemer Knaur der Fall. Ich dachte, da hätte ich meine Ruhe, aber weit gefehlt.

Frau Schenkel kommt einen Tag zu spät zum Whiskytreffen und nimmt mich mit zu Droemer
Tommy Krappweis mit Vater, eine Art unlustiger Bully, der Bernd das Brot erfunden hat
Elena Uhlig, Abnehm- und Stimmungskanone
So werden Bücher verkauft!
Klüpfel und Kobr stehen in echtem Sand
Aber welcher ist welcher?
Bei Iny Lorenz (recht und links neben Frau Schenkel) stellt sich diese Frage erst gar nicht
Verdammt, Sabine Ebert hat die Augen zu!
Verdammt, Sebastian Fitzek hat die Augen zu!
Nina George (links) und eine Frau, die glaubt, sie neige sich aus dem Bild
Nina George (links) und ein Mann, der glaubt, er neige sich nach dem Feierabend
Sieht aus wie das Kind von Matthew McConaughey und mir

Von Nina George und mir existiert noch ein weitaus verfänglicheres Foto, das mit ihrer Zunge und meinen Ohren zu tun hat, aber gottlob trage ich auf Buchmessen ja immer mehrere davon.
Das halte ich zurück, bis es mir nützt.

ABSCHLUSS

Das war Leipzig 2016. Preisträger und Nennenswertes haben Sie bei mir nicht erfahren. Für seriöse und relevante Nachrichten sind zum Glück echte Redakteure da. Aber ein wenig Messe-Feeling, Name-Dropping, Dissing und Bashing, Fotos und Gespräche, all das ließ sich bei mir jederzeit finden.

Ich danke allen Freunden und Verbündeten für alle Hilfe. Ja, der Messe-Mayer ist wie jeder echte Journalist abhängig von Kontakten, Terminen, Informationen und zugespielten Bällen. Damit meine ich nicht nur Rhein-Main-Buchmesserin Maren Ongsiek, aber ihre Benennung an dieser immergleichen Stelle trifft es ziemlich stellvertretend.

Wenn Sie Kontakt zum Messe-Mayer wünschen, dann sprechen Sie mich an, und schon kann ich Sie bloßstellen. Wenn Sie Berührungsängste haben, dann sprechen Sie Frau Ongsiek an, und die hetzt mich dann auf Sie. Und dann kann ich Sie bloßstellen.

Die spaßigsten Promi-Kontakte hatte ich bei Droemer Knaur. Mit Nina George zu kaspern oder mit Don Winslow zu singen lässt sich schwer toppen, da muss Frankfurt sich im Oktober ordentlich anstrengen. Aber auch die seriöseren Interviews gingen mir nah. Bei Lübbe aufregende Geschichten über Stanley Kubrick aus Sky du Monts Munde zu hören, wenn das Mikrofon längst ausgeschaltet ist, war ebenfalls ein Zückerchen. Und das sanfte Brennen in meiner Seele, wenn ich Kinderbuchdebütanten Steven Gätjen ausdrücklich NICHT mit Oscar- und Red-Carpet-Fragen zuballern darf, weil ich vorher so meine Anweisungen kriege – auch das ist wunderbarer, herrlicher, aufregender Journalistenalltag. Eine einzige Red-Carpet-Frage habe ich dann doch hineingeschlichen, und die Gätjen/Karlström-Brüder und Ravensburger haben alle sechs Augen zugedrückt.

Erholen Sie sich gut von der Leipziger Messe! Danke fürs Anklicken. Wir sehen uns wieder in Holland, Flandern, Frankfurt im Oktober 2016!

Das hätte mal genau andersherum scharf gehört
Vielen Dank an Carsten Tergast für dieses Juwel von einem Fundstück.

Das hier hat eigentlich gar nichts zu sagen. Ich muss nur endlich dieses Foto verbrauchen.

Krasses Zeug bei Coppenrath
Wann geht es denn nun los mit dem Sodomisieren?
Mein Buchjournal-Gesicht Nummer 5 von 5

Herzlichst,

Ihr und Euer
Matthias Mayer

Hier geht es zum Vortag: [mehr…]

herrmayer@hotmail.com

www.herrmayer.com

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