Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – Juni 2019

Der Netzrückblick für den Monat Juni mit dem gewohnten Bummel durch die Welt der Literaturblogs fällt etwas kürzer aus als gewohnt. Das ist zum einen dem Umstand geschuldet, dass ich – wie ich gestehen muss – die wunderbaren Sommerabende der letzten Zeit lieber mit einem Glas eiskalten Rosé auf dem Balkon verbracht habe als vor dem Bildschirm. Und gleichzeitig habe ich das subjektive Gefühl, dass in den vergangenen vier Wochen insgesamt auch weniger Beiträge in den durchforsteten Blogs erschienen sind – was möglicherweise den gleichen Sommerabend-Grund hat.

Gerne erinnern sich noch viele an die Begeisterung für Literatur aus Georgien, die vor allem durch den grandiosen Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse und das begleitende Rahmenprogramm ausgelöst wurde. Das Team des Georgian National Book Center ist für den Erfolg gefeiert worden und hat noch viele weitere Pläne in petto, doch jetzt droht die Schließung dieser Institution. Buchhändlerin Maria-Christina Piwowarski ist irritiert über die seltsame Stille bei all denjenigen, die vor ein paar Monaten noch Lobeshymnen über die Arbeit dieses Erfolgsteams verfasst haben. Darüber schreibt sie in einem offenen Brief, der in den Blogs Bücherkaffee und Kaffeehaussitzer veröffentlicht wurde. Auf diesen engagierten und von einer großen Literaturleidenschaft getragenen Text sei hier ausdrücklich hingewiesen.

Im Blog Fräulein Julia gibt es einen schönen Text über das Gehen und über Bücher zu diesem Thema. Da dies auch eine meiner bevorzugten Fortbewegungsmethoden ist, war ich sehr angetan von der gelungenen Titelauswahl.

Auf Binge Reading & More nimmt uns Sabine Delorme mit auf eine Entdeckungstour durch Athen – und hat auch gleich passende Lektüretipps im Gepäck.

Im Blog Lesen mit Links von Jan Drees habe ich einen hochinteressanten Beitrag über die Geschichte der Templer gefunden. Der Roman „Die Templer“ des tschechischen Autors Ernst Sommer räumt mit sämtlichen Klischees auf. Er ist bereits 1935 erschienen und gerade wiederentdeckt worden. Klingt spannend und kommt auf jeden Fall auf die Wunschliste.

Die Buchhandlung am Obstmarkt in Augsburg veranstaltet regelmäßig den Literarischen Salon, bei dem kontrovers über Bücher debattiert wird. Sätze & Schätze-Bloggerin Birgit Böllinger hat zum ersten Mal auf dem Podium mitdiskutiert und stellt in ihrem Blog die Bücher vor, um die es ging.

Zum diesjährigen Bachmannpreis gibt es einen interessanten Beitrag von Berit Glanz im Blog 54Books. Darin findet sich eine Auswertung, welche Namen und Werke in den Jury-Diskussionen genannt werden, egal ob es sich um Filme, Serien oder literarische Texte handelt. Hintergrund dieser dadurch entstehenden Liste ist die Frage nach einer Kanonisierungspraxis in Gesprächen über Literatur.

Neu entdeckt habe ich den Blog BookGazette, der sich auf Literatur aus unabhängigen Verlagen spezialisiert hat. Es gibt ihn zwar schon eine ganze Weile, aber das ist ja das Spannende an der Welt der Literaturblogs: Die Entdeckungen hören nie auf.

Und da wir gerade bei Entdeckungen sind: Auf Facebook wurde angekündigt, dass es 2020 wieder einen Blogbuster-Wettbewerb geben wird, Details wurden dabei aber noch nicht verraten. Wenn man sich anschaut, wie viele lesenwerte und unterschiedliche Romane im Umfeld dieses Preises schon entstanden sind, kann man jetzt schon gespannt sein.

Das war es für dieses Mal. Ich wünsche uns allen schöne Sommertage, eisgekühlten Rosé auf abendlichen Balkonen und viel Zeit zum Lesen.

Uwe Kalkowski ist seit über 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler in großen und winzigen Buchhandlungen, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Marketingmensch in verschiedenen Fachverlagen; seit 2009 ist er Marketingleiter des RWS Verlags in Köln. Als Kaffeehaussitzer bloggt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse. In der Kolumne Kaffeehaussitzers Netzrückblick gibt er hier auf buchmarkt.de regelmäßig eine Übersicht über lesenswerte Fundstücke aus den Literaturblogs. „Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben“, wie er sagt.

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