Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – Juli 2018

Der Juli ist vielerorts Ferienzeit. Bei manchen Literaturblogs scheint daher gerade tatsächlich eine sommerliche Erholungspause eingekehrt zu sein, aber bei der Vielfalt an besuchenswerten Buchblogs herrschte an empfehlenswerten Beiträgen für diesen Netzrückblick trotzdem kein Mangel.

Zuerst geht es nach Klagenfurt, zu den 42. Tagen der deutschsprachigen Literatur, die dort Anfang Juli stattfanden. Im Blog AISTHESIS hat Lars Hartmann seine Gedanken dazu notiert. Lesenswert ist ebenfalls sein zweiter Beitrag zum Bachmannpreis, der sich mit dem Phänomen auseinandersetzt, dass zunehmend nicht mehr die ästhetischen Maßgaben der Kunst zentrales Kriterium sind, sondern dass Kunstwerke politischen, moralischen oder gesellschaftlichen Geboten gehorchen müssen.

Im Blog Fräulein Julia gab Bloggerin Julia Schmitz einen Veranstaltungshinweis auf das Literaturfestival Urban Dictionary, das die beiden Städte Berlin und New York miteinander verknüpft. Das Festival hat inzwischen zwar schon stattgefunden, aber da es mir bisher nicht bekannt war, habe ich den Tipp mit Interesse gelesen und ihn auch hier mit aufgenommen.

Auch 2018 gibt es wieder den Wettbewerb Wissenbücher des Jahres. Sachbuchbloggerin und Wissensbuch-Jurymitglied Petra Wiemann stellt in ihrem Blog Elementares Lesen die 54 nominierten Titel vor – eine wunderbar vielseitige Auswahl mit vielen Leseanregungen.

Die Umsetzung der DSGVO hat in den sozialen Medien inzwischen zum Teil absurde Züge angenommen und gefühlt jedes zweite Instagram-Buchphoto ist mit einem Werbehinweis versehen. Warum das meist gar nicht notwendig ist, vielmehr sogar schädlich sein kann erklärt Blogger und Medienrechtler Tilman Winterling auf 54Books. In seinem Beitrag gibt er einen gut lesbaren Überblick über den Stand der Dinge bei diesem Thema.

In Zeiten von Twitter und Facebook erreichen Buchkritiken die Autoren oftmals viel unmittelbarer als früher. Wie gehen sie dann mit einem Verriss um? Das wollte Crow and Kraken-Bloggerin Mareike Hansen von den Autorinnen Nora Bendzko und Lisa Grimm wissen, mit denen sie selbst schon intensiv über deren Bücher diskutiert hatte. Herausgekommen ist dabei ein sehr lesenswertes Interview.

Die Klappentexterin Simone Finkenwirth hatte einen Auftritt im Leipziger Museum der Bildenden Künste und es ging – natürlich – um Literatur.

Autor und Blogger Sören Heim hat in seinem Blog die Pamuk-Wochen gestartet, in denen er sich intensiv mit dem Werk Orhan Pamuks beschäftigen möchte. Eine spannende Idee, los ging es mit einem Beitrag zu „Das schwarze Buch“.

Die Besonderheit des Blogs Travel Without Moving: Jeden Monat gibt es einen anderen geographischen Schwerpunkt, zu dem passende Bücher vorgestellt werden. Der Blog hat sich dadurch zu einer wahren Fundgrube interessanter Literatur entwickelt. Im Juli drehte sich alles um die Balkanländer.

Stefanie Leo hat sich auf Lesen – Leben – Lachen anhand zahlreicher Redensarten Gedanken über die Macht der Worte gemacht und ein paar interessante Links zusammengetragen. Und auf Kaffeehaussitzer habe ich aufgeschrieben, wie sich die Juryarbeit für den Deutschen Buchpreis anfühlt.

Urlaubsbedingt fällt dieser Netzrückblick etwas kürzer aus als gewohnt. Deshalb möchte ich zum Schluss noch zwei Literaturblogs empfehlen, die ich sehr gerne besuche. Weil es dort eine interessante und vielseitige Buchauswahl gibt, weil die Texte ansprechend verfasst sind und neugierig auf die vorgestellten Bücher machen – und weil die übersichtliche, gelungene Gestaltung Lust auf Literaturentdeckungen macht. Es sind die Blogs Poesierausch von Juliane Noßack und Stefan Diezmann sowie Zeichen & Zeiten von Constanze Matthes. Vorbeischauen lohnt sich immer.

Ich wünsche uns allen eine wunderbare Ferienlesezeit.

Uwe Kalkowski ist seit 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler in großen und winzigen Buchhandlungen, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Marketingmensch in verschiedenen Fachverlagen; seit 2009 ist er Marketingleiter des RWS Verlags in Köln. Als Kaffeehaussitzer bloggt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse. In der Kolumne Kaffeehaussitzers Netzrückblick gibt er hier auf buchmarkt.de regelmäßig eine Übersicht über lesenswerte Fundstücke aus den Literaturblogs. „Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben“, wie er sagt.

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