Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – Februar 2018

Kalkowski
Der Kaffeehaussitzer in seiner natürlichen Umgebung Foto: © Vera Prinz

Der Februar 2018 war ein ziemlich abwechslungsreicher Monat: Es gab es wieder zahlreiche lesenswerte und sehr unterschiedliche Beiträge in den Literaturblogs zu entdecken. Eine Auswahl daraus habe ich hier zusammengestellt.

Ganz besonders abwechslungsreich ging es in den letzten Wochen im Blog Lesen macht glücklich zu: Marc Richter veröffentlichte einen Beitrag zu seinem neuen Herzensprojekt Brot backen, in dem er natürlich auch gleich die passende Literatur präsentierte. Sehr gern gelesen habe ich ebenfalls seinen Text über das Lesen und das Bloggen, eine persönliche Standortbestimmung. Und ebenfalls auf diesem Blog hatte ich noch im Januar die Buchbesprechung des Romans „Turmstraße 4“ von Hans Weinhengst gefunden. Das Besondere an diesem Buch: Es wurde ursprünglich 1934 in der Kunstsprache Esperanto geschrieben, die Anfang des 20. Jahrhunderts als völkerverbindendes Projekt etabliert werden sollte. Flächendeckend durchgesetzt hat sich Esperanto nie, aber die Sprache existiert nach wie vor. Das Buch ist in der Edition Atelier erschienen und im Verlagsblog Textlicht.Literatur gibt es passend dazu ein Interview mit dem Übersetzer, der den Roman vom Esperanto ins Deutsche übertragen hat. Ein spannender Entstehungsprozess.

Frau Hemingway ist der neue Name des Literaturblogs kapri-ziös. Bloggerin Janine Rumrich stellt in einem schönen Beitrag ihre Kindheitshelden vor – die Bücher, die sie beim Erwachsenwerden begleitet haben.

Um etwas wirklich vollkommen anderes geht es im Beitrag „DSGVO – Leitfaden für Blogger“ im Blog Lesefreude. Sabrina Waldbauer hat sich darin mit der kommenden Datenschutzgrundverordnung beschäftigt, die ab Mai für zum Teil deutlich verschärfte Regelungen im Netz sorgen wird. Sie hat in einem Beitrag zusammengestellt, welche davon auch für Blogs relevant sind und wie man seinen Blog abmahnsicher anpasst. Danke dafür!

Im Blog Lesefreuden hat sich Tobias Zeising Gedanken darüber gemacht, wie man antiquarisch erworbenen und äußerlich nicht mehr ansehnlichen Bücher zu neuem Glanz verhelfen kann – und das Ergebnis ist eine echte Augenweide. Ein DIY-Beitrag für Buchmenschen.

Mareike Fallwickl – deren (Achtung, Werbung!) großartiger Debütroman „Dunkelgrün, fast schwarz“ Anfang März 2018 erscheint – fragt sich in ihrem Blog Bücherwurmloch, ob sie das Lesen verlernt habe. Und in der Tat scheint es immer schwieriger zu werden, angesichts der Dauerbefeuerung medialer Eindrücke sich mit einem Buch aus allem auszuklinken – besonders, wenn, wie sie schreibt, bei vielen Büchern der Funke nicht überspringen mag.

Passend dazu ging es im Februar auf Kaffeehaussitzer um die Einsamkeit des Lesers. Und um zwei mir vollkommen unbekannte Menschen, die gar nicht wissen, wie sehr sie durch ihr Lesen in Erinnerung geblieben sind.

Auf crimenoir gibt es eine handverlesene Liste mit Krimis, die man 2018 lesen sollte – eine gelungene Auswahl, wie ich finde. Und da wir gerade bei Krimilisten sind, sei auch unbedingt der Besuch im Blog Wortspiele des Schriftstellers, Island-Experten und Übersetzers Wolfgang Schiffer empfohlen. Er stellt hier neue Kriminalromane aus Island vor, die sehr vielversprechend klingen.

Im Blog Binge Reading and more ist ein spannendes Projekt angelaufen. Bloggerin Sabine Delorme hat die Beitragsreihe Women in SciFi ins Leben gerufen. Hier werden Blogbeiträge zahlreicher Bloggerinnen zum Thema gesammelt – und es kommen die unterschiedlichsten Buch- und Lesetipps zusammen.

Auf ivy.booknerd schreibt Ivonne Ludwig über ihre Superhelden-Begeisterung. Und untersucht im Beitrag „Superhelden Battle: Supergirl vs. Wonder Woman“ die Unterschiede zwischen diesen beiden Akteurinnen.

Der Beitrag „Worüber man spricht“ von Katharina Herrmann beschäftigt sich auf 54Books intensiv mit unserer aktuellen Debattenkultur – und vor allem damit, welche Debatten in der Presse hochgekocht werden und welche kaum Beachtung finden, obwohl sie eigentlich viel essentiellere Dinge ansprechen. Ein gutes Beispiel dafür ist die etwas absurde Romantik-Diskussion über eine mögliche Rechtslastigkeit des Autors Simon Strauß. Im Blog Feiner reiner Buchstoff (übrigens einer meiner Lieblings-Blognamen) gibt es einen Text dazu.

„Schatzkammer des Wissens“: buchwolf hat zum 650jährigen Jubiläum die österreichische Nationalbibliothek besucht und berichtet darüber. Isabella Caldart war in Lissabon unterwegs und erzählt auf novellieren davon. Und glasperlenspiel13-Bloggerin Vera Lejsek traf den baskischen Autor Fernando Aramburo, dessen Roman „Patria“ eines der wichtigen Bücher in diesem Frühjahr ist.

Zum Schluss noch eine Nachricht von der London Book Fair. Nach dem Vorbild der Frankfurter Buchmesse gibt es hier nun auch einen Buchblog-Award, genauer: The UK Book Blog Awards. Ich schreibe es deshalb in diesen Monatsrückblick, weil ich die Entwicklung sehr interessant finde. Denn in der Buchblog-Welt findet gerade eine Art Konsolidierung statt, wie Blogger Ilja Regier auf Muromez kürzlich feststellte. Manche Blogs gehen, einige stagnieren, aber viele sind inzwischen fester Bestandteil der Literaturwelt. Es ist spannend, wohin die Reise führen wird.

Uwe Kalkowski ist seit vielen Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler in großen und winzigen Buchhandlungen, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Marketingmensch in verschiedenen Fachverlagen; seit 2009 ist er Marketingleiter des RWS Verlags in Köln. Als Kaffeehaussitzer bloggt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse. In der Kolumne Kaffeehaussitzers Netzrückblick gibt er hier auf buchmarkt.de regelmäßig eine Übersicht über lesenswerte Fundstücke aus den Literaturblogs. „Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben“, wie er sagt.

Kommentare (1)
  1. Zu: „Roman(s) “Turmstraße 4” von Hans Weinhengst (…). Das Besondere an diesem Buch: Es wurde ursprünglich 1934 in der Kunstsprache Esperanto geschrieben“.
    Das esperantosprachige Original habe ich vor 10 Jahren gelesen. Von der Stilistik war ich beeindruckt.
    Esperanto entwickelt sich derzeit zufriedenstellend. Viele haben sich bei Internetkursen angemeldet.

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