Literaturpreise Nadja Küchenmeister erhielt den ersten Horst Bingel-Preis

Barbara Bingel (r.) überreicht die Urkunde
an Nadja Küchenmeister, links Jürgen Bothner

Gestern Abend wurde im Hessischen Literaturforum in Frankfurt zum ersten Mal der Horst Bingel-Preis für Literatur vergeben. Über den mit 8.000 Euro dotierten Preis freute sich die Lyrikerin Nadja Küchenmeister.
Die 2009 gegründete Horst Bingel-Stiftung für Literatur und der Landesbezirk Hessen der Gewerkschaft ver.di lobten den Preis, der von nun an alle zwei Jahre vergeben werden soll, aus.

Barbara Bingel, Witwe des 2008 verstorbenen Schriftstellers, Lyrikers, Grafikers und Herausgebers Horst Bingel und Vorsitzende der Stiftung, sagte in ihrer Begrüßung: „Bis zur Stiftungsgründung war es ein weiter Weg. Es war für mich schließlich ein großes Glück, elf weitere Gründungsmitglieder zu finden. Jetzt sind wir 23 – da ist noch viel Luft nach oben.“

In den Statuten zur Verleihung des Horst Bingel-Preises soll der Nominierte mindestens eine Veröffentlichung bei einem anerkannten Verlag haben. Die Literaturgattung wird von der jeweiligen fünfköpfigen Jury bestimmt. In diesem Jahr gehörten dem Gremium Michael Krüger, Barbara Bingel, Harry Oberländer, Cornelia Kröll und Alexander Pfeiffer an.

Jürgen Bothner, Landesbezirksleiter der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft, unterstrich: „Schriftsteller und Gewerkschafter eint die Arbeit mit dem Wort.“ Er erinnerte daran, dass viele Schriftsteller auch Gewerkschaftsmitglieder sind, denn der Verband deutscher Schriftsteller (VS) ist eine Fachgruppe von ver.di. Bothner verwies außerdem auf die Auseinandersetzung der Autoren mit Amazon.

Der 1933 im hessischen Korbach geborene Horst Bingel absolvierte nach dem Krieg eine Lehre im Verlagsbuchhandel und studierte Malerei und Bildhauerei. Von 1956 bis 1957 war er Redakteur des Deutschen Büchermarktes und anschließend bis 1969 Redakteur und Herausgeber der Streit-Zeit-Schrift.
1965 gründete er das Frankfurter Forum für Literatur.
Bingel war Mitglied des P.E.N. und organisierte für den VS zahlreiche Kongresse und Veranstaltungen. 1974 wurde er zum Bundesvorsitzenden des VS gewählt, trat 1976 zurück, war jedoch in den 1970er Jahren Vorsitzender des VS-Landesverbandes Hessen.

An Horst Bingel erinnerten die Schriftsteller Uve Schmidt, Hanne Kulessa und Alexander Pfeiffer mit kurzen Vorträgen seiner Gedichte.

Dr. Holger Pils, Literaturwissenschaftler und Leiter der Münchner Stiftung Lyrik Kabinett, hielt die Laudatio auf Nadja Küchenmeister.
Die 1981 in (Ost-)Berlin Geborene studierte Germanistik und Soziologie und absolvierte das Deutsche Literaturinstitut in Leipzig. 2009 erschien ihr erster Lyrikband Nachbild in der Edition SchwarzHandPresse. 2010 kam im Verlag Schöffling & Co. Alle Lichter, 2014 Unter dem Wacholder heraus. Sie ist außerdem mit ihrer Lyrik in Anthologien und Literaturzeitschriften vertreten, schreibt Hörspiele und Features.
Sie habe „viele großartige, stille Liebesgedichte“ geschrieben, ihr sei eine „große Poetik der Erinnerung“ gelungen. Küchenmeisters Gedichte seien „sehr suggestiv und berückend schön“. Das gebe dem Leser die Möglichkeit der Erinnerung an eigenes Glück. „Nadja Küchenmeister hält sich an die Dinge und nicht an die großen, leeren Begriffe“, lobte Pils. Er zitierte Joseph Brodsky aus dessen Nobelpreisrede: „Unabhängig davon, ob einer Leser oder Schriftsteller ist, hat er zu allererst die Pflicht, ein Leben zu meistern, das nur ihm gehört, und das ihm nicht aufoktroyiert oder von außen vorgeschrieben worden ist, auch wenn es noch so glänzend erscheint. Denn jeder von uns hat nur dieses eine Leben, und wir wissen nur zu gut, wie es ausgehen wird.“
Nadja Küchenmeisters Gedichte seien, so Pils weiter, „keine Suchspiel-Philologen-Lyrik“. Sie selbst bezeichne ihre Gedichte als „Abwehrzauber, den man bei sich tragen kann“.

„Die Auszeichnung mit dem ersten Horst Bingel-Preis ist eine große Ehre für mich“, sagte Nadja Küchenmeister. Sie hatte für die Veranstaltung eigene Texte ausgewählt, die an den Namensgeber des Preises denken ließen.

Wolfgang Schopf hatte zur Veranstaltung einige Exponate der Horst Bingel-Ausstellung, die 2013 im Fenster zur Stadt am Haus des Buches in Frankfurt gezeigt wurde, mitgebracht. Außerdem agierte Schopf, der den Nachlass Bingels verwaltet, an diesem Abend als „Kaltmamsell“, wie Barbara Bingel bemerkte: Im Anschluss an die Preisverleihung war für die Gäste ein kleines Buffet vorbereitet worden.

JF

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