In den Medien Krimibestenliste Juli 2020: Guillermo Martínez auf Platz 1

Die Krimibestenliste Juli 2020 von Tobias Gohlis gibt es hier als Download. An der Spitze der aktuellen Krimibestenliste finden Sie neu auf Platz 1: Der Fall Alice im Wunderland von Guillermo Martínez (original 2019: Los Crímenes de Alicia) (im Juni Platz 4).

Selten ist der deutsche Titel eines Romans besser als der originale, in Der Fall Alice im Wunderland von Guillermo Martínez aber schon. Denn Verbrechen haben weder Lewis Carrolls literarische Figur noch ihr Vorbild, die historische Alice Liddell (soweit man weiß) je begangen, und auch Martínez‘ Roman handelt von keinem Verbrechen (erst Recht nicht im Plural), das Alice oder Spanisch: eine Alicia begangen hätte.

Vielmehr geht es in dem 2019 mit dem Premio Nadal ausgezeichneten Kriminalroman scheinbar um die Eifersüchteleien in der ebenso elitären wie verschrobenen Lewis-Carroll-Bruderschaft, die jedes Fitzelchen der Hinterlassenschaften ihres Idols für die Nachwelt philologisch durchkaut.

Wie bereits in den Pythagorasmorden (2005 erschienen, jetzt neu unter dem Titel Die Oxfordmorde) ermittelt der begnadete Mathematiker und Logiker Arthur Seldom. An seiner Seite wirkt als Berichterstatter und Bewunderer der mit einem Stipendium ausgestattete argentinische Postdoc Guillermo Martínez, dessen Lebensdaten mit denen des 1962 in Buenos Aires geborenen Mathematikers und Schriftstellers und Borges-Verehrers Martínez übereinstimmen.

Natürlich ist auch Seldom Mitglied der Carroll-Bruderschaft und gehört sogar zum Inner Circle. An ihn wendet sich die junge Doktorandin Kristen Hill, als sie bei ihren Nachforschungen im Carroll-Archiv auf eine Notiz stößt, die die Nichte Carrolls verfasst hat, als sie bestimmte Tagebuchseiten aus dem Juni 1863 entfernte. Die fehlenden Einträge und die Notiz könnten Aufschluss über die Ursachen des Zerwürfnisses zwischen Carroll und der mit ihm befreundeten Familie Liddell geben – also vielleicht auch den im Jahre 1994 viel brisanteren Verdacht aufklären, ob der frenetische Fotograf junger Mädchen (darunter sehr vieler unbekleideter) sich an der damals elfjährigen Alice kinderschänderisch vergangen hatte. Zusätzliche Brisanz entsteht dadurch, dass der Ehrenvorsitzende der Carroll-Bruderschaft ein Royal ist, von dem pädokriminelle Luftzüge, und seien sie noch so dünn, mit allen, auch militärischen Mitteln, ferngehalten werden müssen.
Doch das sind sozusagen nur die äußeren Treibsätze, die auf die Anschlagserie einwirken, deren erstes Opfer die eifrige Doktorandin selbst wird: Querschnittgelähmt übersteht sie einen Autounfall und weckt trotzdem mit ihrer Unschuld und Liebenswürdigkeit in Guillermo die romantischsten Gefühle. Mehr über diesen ebenso anspielungsreichen wie raffiniert verrätselten Kriminalroman zu verraten, würde zu einem Verbrechen führen, das Sie, verehrte Leserinnen und Leser, mir nie verzeihen würden: das des Spoilerns. Da geht es mir wie schon 2005 mit den Pythagorasmorden. Gemeinsam ist beiden Romanen, dass sie die Abduktionslogik eines Sherlock Holmes und dessen Idee vom rationalen Verbrecher ad absurdum führen. In Der Fall Alice im Wunderland konkret, indem die schuldige Person alle kühnen Vermutungen und Konjekturen durch ein verblüffendes Geständnis tief emotional und moralisch ganz im Geist des 19. Jahrhunderts auflöst.

Inzwischen sind von Jurymitgliedern Rezensionen zu Der Fall Alice im Wunderland erschienen. Sylvia Staude in der Frankfurter Rundschau: „Ein argentinischer Mathematiker schreibt hinreißende britische Kriminalromane.“
Marcus Müntefering im Spiegel: „verstörend und spannend zugleich.“

Nota bene scheint der im Konzern Lübbe untergeschlüpfte Eichborn-Verlag sich zum Spezialisten für das Sub-Subgenre „Verbrechen in Literarischen Gesellschaften“ zu entwickeln. 2019 veröffentlichte Eichborn den ziemlich vertrackten Kriminalroman Der Mann der Sherlock Holmes tötete des amerikanischen (Drehbuch-)Autors Graham Moore, in dem es um eine Mordserie in der internationalen Holmes-Gesellschaft ging. Auch hier war ein verschwundenes Tagebuch des verehrten Doyle und die darin verborgenen Geheimnisse um ein wahres Verbrechen der Auslöser.

Neu auf der Krimibestenliste Juli finden Sie insgesamt fünf Titel. Diesmal sind es je 1 japanischer, 1 deutscher, 1 amerikanischer, 1 englischer, 1 niederländischer mit zusammen 1.932 Seiten. 1 weibliche, 4 männliche Autoren.

Überaschende thematische Korrespondenzen: 2 Romane handeln von der Gewalt des Staatsapparats, 3 Romane spielen nicht in der Gegenwart, zwei davon in der Nachkriegszeit, und zwei behandeln auch mehr oder minder zentral das Thema Organspende.

Neu dabei sind:

Auf  Platz 2: 50 von Hideo Yokoyama (original 2005: Han‘ochi )

Ein japanischer Autor wie Haruki Murakami kann leicht bei seinen westlichen Lesern die Vorstellung wecken, die Japaner (zumal die jüngeren) tickten doch ungefähr so global und interkulturell (und vertraut mit amerikanischen Kulturprodukten) wie wir. Irrtum.
Wer die Kriminalromane des 1957 in Tokio geborenen Hideo Yokoyama liest, wird mit einer sehr sehr fremden Welt konfrontiert, die nur noch schemenhaft an die aus zig Krimis vertrauten Strukturen von Polizei/Verbrecher/Ermittler erinnert.
Das wurde deutlich in dem monumentalen Roman 64, der 2018 vier Monate lang auf der Krimibestenliste stand und mit dem Deutschen Krimipreis 2019 ausgezeichnet wurde. Allein die strukturierende Idee der „Showa-Zeit“ konnte schwindeln machen.
Der Erfolg von 64 ermutigte den Atrium-Verlag, auch Yokoyamas Debüt 2 von 1998 zu veröffentlichen. Diese mangels besserer Bezeichnung als „Thriller“ verkaufte lose Verknüpfung zweier Novellen aus dem Inneren des Polizeiapparats der „Präfektur D“ zeigte Yokoyama als formal experimentierfreudigen Autor, den nicht das Verbrechen und seine Ermittlung, sondern das „Spinnennetz zwischen den Emotionen der Figuren und den Ereignissen“ innerhalb der Hierarchien interessierte. Beide Romane wurden aus der englischen Übersetzung ins Deutsche übertragen, u.a. weil die japanischen Verlage gewöhnlich die von ihnen akzeptierte Übertragung ins Englische als Musterausgabe für westliche Leser verstehen.

50 nun ist bisher nicht ins Englische übertragen, da musste aus der Originalsprache übersetzt werden. Das, was man bisher nicht kannte, ist die rüde Sprache, in der die Vorgesetzten ihre Untergebenen niedermachen. Verwaltungschef Iyo, qua Amt für die Wahrung des äußeren Scheins der Präfekturpolizei zuständig, brüllt alle Nase lang Leute als „Idioten“ nieder. Und um den äußeren Schein geht es in 50 zuallererst.
Sōichirō Kaji hat es zum Hauptmeister gebracht, seine kunstvollen Arbeiten wurde etliche Male in der Kalligrafie-Ausstellung der Präfektur gezeigt, er ist Vizedirektor der Polizeiakademie. Als er sich seinen Kollegen stellt, weil er seine an Alzheimer schwer erkrankte Frau auf deren Flehen hin getötet hat, besteht die erste Reaktion der Verwaltung darin, ihn zu entlassen. Ein Polizist, der in seiner Funktion – und die hat er 24 Stunden am Tag inne –  ein Verbrechen begeht, ist eine Schande für die Polizei und ein öffentlicher Skandal.
Doch es kommt noch schlimmer: Kaji hat zwar den Totschlag gestanden, aber was hat er in den zwei Tagen zwischen Tat und Geständnis getrieben? Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wird ein Päckchen Taschentücher gefunden mit einem Aufdruck des Tokioter Kabuki-Rotlichtviertels. Das darf niemals bekannt werden! Nicht nur, dass Kaji keinen Selbstmord begangen hat, wie es mindestens seine Pflicht gewesen wäre, sondern er hat sich auch noch im Kabuki-Viertel beschmutzt: Schande für die Organisation.
Über das, was er in diesen zwei Tagen getan hat wie auch über die Bedeutung seiner Kalligrafie mit dem Text „Der Mensch lebt fünfzig Jahre“ schweigt Kaji beharrlich. Darauf spielt auch der japanische Titel an, der etwa „halbes Geständnis“ bedeutet.
Alle Instanzen der öffentlichen wie im engeren Sinn der behördlichen Moral – vom Kriminalpolizisten über Staatsanwalt, Journalist, Rechtsanwalt, Richter und Gefängniswärter – versuchen, dieses Geheimnis zu knacken. Und sie zerbrechen daran – auch und vor allem moralisch. Aber wie das geschieht, kann hier, um die überraschende Schlusswendung nicht zu verraten, nicht einmal angedeutet werden.
Moralischer Triumph des Einzelnen in einer Gesellschaft, in der Individualität wenig zählt?

Kolja Mensing hat es in seiner begeisterten Rezension in Deutschlandfunk Kultur auf diesen Punkt gebracht: „Kaji verlässt das System. Und das ist ein Verbrechen, das in Japan genauso geahndet wird wie im Rest der Welt: mit lebenslang.“

Auf Platz 4: Paradise City von Zoë Beck

Obwohl Paradise City in hundert Jahren spielt, kommt einem vieles darin wie der gegenwärtige Albtraum vor, nur etwas albtraumhafter. Nach etlichen Epidemien ist die Bevölkerung stark reduziert. Wohl überwacht durch die Gesundheits-App KOS (analog zu Äskulaps Insel, wie mir die Autorin verriet) und ausgestattet mit einem Allround-Smartcase als Bindeglied zur überwachenden Kontrollinstanz dämmert die Mehrheit satt und zufrieden in Megacities vor sich hin, eingelullt von den Staatsmedien, die als Alibi für eine autoritäre, formal aber noch bestehende Demokratie so etwas wie die unabhängige Agentur GALLUS dulden.
Als eine unabhängige Investigativjournalistin ermordet wird und der Agenturchef unter die U-Bahn stürzt, sammeln die Mitarbeiterinnen alle Kräfte, um herauszufinden, wer ihnen warum ans Leben will.
In ihrem vierzehnten Kriminalroman zeigt die vielfach ausgezeichnete 1975 geborene Zoë Beck eine Gesellschaft, in der Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe keine diskriminierende Rolle mehr spielen. Viele Ungleichheiten, unter denen heute gelitten wird, scheinen abgeräumt. Umso zentraler ist die Frage: Wer hat die Macht und wie wird sie ausgeübt?
Erzählt wird diese keineswegs abstrakte Dystopie aus der Perspektive der Rechercheurin Liina. Ausgestattet mit einem inzwischen zweiten Spenderherzen ist sie sowohl Nutznießerin wie Objekt der modernen medizinischen Technik und ihres Kontrollwahns.
Das Riskante und Provozierende dieses Thrillers ist die Frage, ob wir es so weit kommen lassen, dass wir uns zwischen Gesundheit und Freiheit entscheiden müssen.

„Die Spannung des Szenarios resultiert nicht so sehr aus dem Rätsel. Sondern aus der Spekulation, aus dem Entwurf einer Zukunft. Einige Linien scheinen direkt aus unserer Gegenwart in sie hineinzuführen. Die Gesundheits-App ist schon heute der heimliche Traum der Kassen, Gesundheitskonzerne und Ämter, und wenn man den milden Selbstoptimierungswahn verschärft und flächendeckend werden lässt, ist man schnell in Paradise City. (…)Paradise City ist ein beunruhigendes Buch.“ (Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung)

Und hier noch ein Interview, das Marcus Müntefering im Spiegel mit der Autorin geführt hat.

Auf Platz 7: Flucht von Benjamin Whitmer (original 2018: Escape)

Die Werke des 1972 in Upstate New York geborenen und heute mit seiner Familie in Colorado lebenden Benjamin Whitmer sind über Frankreich nach Europa gekommen. Sein Kriminalroman Nach mir die Nacht wurde 2013 mit dem Grand Prix de Littérature Policière ausgezeichnet, 2016 stand er auf der Krimibestenliste.
Flucht ist Whitmers dritter auf Deutsch erschienener Roman. Vorlage für das in der Silvesternacht 1968 spielende Geschehen im fiktiven Old Lonesome ist ein realer Gefängnisausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis im Jahre 1947. „Old Lonesome“  kann nicht weit von diesem Cañon City entfernt sein. Darauf verweisen die übereinstimmenden Geschichten der beiden Gefängnisse: Als Colorado Bundesstaat werden sollte, konnten die Bürger entscheiden, ob sie eine Universität oder ein Bundesgefängnis haben wollten. Sie entschieden sich für den Knast.
Old Lonesome ist Ort und Gefängnis zugleich, Direktor Jugg herrscht als ebenso sadistischer wie evangelikaler Patriarch über Strafanstalt und von ihm abhängige Stadt. Im Nachwort berichtet Übersetzer Alf Mayer (der den Regeln der Jury entsprechend nicht für Flucht gestimmt hat), wie sehr Whitmer von Baudrillards Konzept des Simulacrums fasziniert ist. Entsprechend ist Flucht lesbar als Bild einer Gesellschaft, die sich und ihre Mitglieder als Gefangene behandelt, auch wenn sie selbst das nicht gänzlich versteht.

Lesenswert als Hintergrund sind Alf Mayers Essay über Flucht, sowie die Interviews, die er und Sonja Hartl mit Whitmer geführt haben.

„Die tiefschwarze Geschichte voller Gewalt, Blut und Tränen hat einen bestechenden Rhythmus. Whitmer schreibt starke Dialoge und versteht es, mit kleinen Details nicht nur Stimmungen, sondern ganze Lebenswelten zu vermitteln.“ (Hanspeter Eggenberger, Tages-Anzeiger)

Auf Platz 8: Trojanische Pferde von Philip Kerr (original 2018: Greeks bearing Gifts)

Trojanische Pferde und Greeks bearing Gifts – beide Titel von Philip Kerrs dreizehntem Bernie-Gunther-Roman warnen in Erinnerung an den Trojanischen Krieg vor Griechen, die Geschenke bringen. Oder im erweiterten Sinn vor verzuckerten Angeboten des Feindes.
Nur das könnte eine Brücke zur Handlung bilden: Bernie Gunther fühlt sich 1957, er ist Anfang Sechzig, ganz wohl als Leichentransporter in einem Münchner Krankenhaus, als er unter äußerst dubiosen Umständen einem alten Bekannten, dem Juristen Max Merten, wieder begegnet. Dieser bietet ihm einen altersgemäß ruhigen und sicheren Job in der Münchner Rück – heute wieder eine der größtenVersicherungsgesellschaften der Welt – an: Er soll seine kriminalistischen Fähigkeiten in den Dienst der Schadensregulierungsabteilung stellen.
Als vergiftet erweist sich dieses Angebot, als Bernie einen erkrankten Schiffsfachmann ersetzen soll, der in Griechenland dem Untergang eines bei den Münchnern versicherten Schiffs nachspüren sollte. Sein Chef warnt:
„Sobald es um Angelegenheiten geht, die mit Geld zu tun haben –  unserem Geld – kann man den Griechen nicht mehr trauen. Diese Ziegenficker sind vermutlich die liederlichste Rasse in ganz Europa. Lügen und Unehrlichkeit sind tiefverwurzelte Gewohnheiten.“

Natürlich sind es die Deutschen – Kriegsverbrecher unter falschem Namen, sein alter Bekannter Merten, Adenauer und sein „heimlicher Außenminister“ Hallstein – denen Bernie aus langer Erfahrung nicht traut.

Wie immer nutzt Kerr den spannenden Plot um den versunkenen Schatz, den die Nazis den Juden von Thessaloniki abgepresst haben, zur Unterrichtung der Nachfahren in Zeitgeschichte.
Es gibt nur wenige Kriminalromane, darunter Orkun Erteners „Leben“, Petros Markaris‘ „Der Großaktionär“ und D.B.Blettenbergs „Falken jagen“, die die deutschen Kriegsverbrechen in Griechenland thematisieren. In den zynisch-selbstironischen Grundton des Ich-Erzählers Bernie mischt sich in diesem, vorletzten Fall eine Sehnsucht, die Gunther bisher nicht kannte: Er hofft auf eine Chance zu „wahrer Wiedergutmachung“.

Hannes Hintermeier hat dem 2019 verstorbenen Philip Kerr in der FAZ ein Porträt gewidmet.

Auf Platz 9: Staub zu Staub von Felix Weber (original 2016: Tot Stof)

Weder unter seinem bürgerlichen Namen Gauke Andriesse noch unter seinem bei Staub zu Staub erstmals benutzten Pseudonym Felix Weber ist dieser bemerkenswerte Krimiautor im deutschsprachigen Raum bekannt, obwohl er in seiner niederländischen Heimat bereits zwei Mal mit dem Gouden Strop für den besten Kriminalroman ausgezeichnet wurde. Eine Entdeckung also.

Weber führt seine Leser in die unmittelbare Nachkriegszeit. Die Niederlande haben gerade die Naziherrschaft abgeschüttelt und sind jetzt gleich wieder in einen Krieg verwickelt. Die Unabhängigkeit Niederländisch-Indiens wurde blutig unterdrückt. Erst 1962 wurde es als Indonesien anerkannt.
Der Krieg, die Kriege lassen die Protagonisten nicht los: Siem Coburg hat den Kriegsdienst verweigert, als er nach Südostasien ausrücken sollte, aber im Widerstand gegen die Nazis wurde er seiner Kaltblütigkeit wegen eingesetzt, um Verräter hinzurichten. Auch Bruder Felix, der im Kloster Sint Norbertus in der Nähe der deutsch-niederländischen Grenze schwer behinderte Kinder betreut, ist von den Gräueln des Ersten Weltkrieges traumatisiert, den er als junger Sanitäter durchlitt. Seine Tagebuchaufzeichnungen dieses Grauens sind im Hintergrund der Kriminalhandlung gegenwärtig.
Coburg wurde gerettet, weil er unter dem Bett eines gellend kreischenden behinderten Jungen lag, dem sich die Verfolger nicht nähern wollten. Dieser Junge ist später im Heim von Sint Norbertus zu Tode gekommen, die Umstände soll Coburg aufklären.
Die eindringlichen Winterbilder, die Felix Weber entwirft, bilden die Folie für eine deprimierende Kriegs- und Nachkriegsgeschichte, in der nach wie vor entscheidende Fragen in allen ihren moralischen Implikationen angestoßen werden: Sie kreisen um den Wert des Lebens, die Menschenwürde und den Gnadentod. Ein tieftrauriger, skeptischer Kriminalroman, wahrlich keine Erbauungsliteratur.

Unsere Dauerchampions: Zum dritten Mal steht Sara Paretsky mit Altlasten auf der Krimibestenliste. Angie Kim stand mit Miracle Creek auf der Krimibestenliste Mai.

Ich wünsche Ihnen wie immer viel  Anregung und Vergnügen bei der Lektüre und würde mich freuen, wenn Sie unsere Bestenliste weiterempfehlen könnten. Abonnieren können Sie den Krimibestenliste-Newsletter hier

Die Krimibestenliste Juli wird wie immer am ersten Sonntag des Monats, am 5.7.2020, veröffentlicht, und ist online wiederzufinden unter www.faz.net/krimibestenliste und  www.deutschlandfunkkultur.de/krimibestenliste. Unter diesen Webadressen finden Sie immer die aktuelle Krimibestenliste.

Am Freitag, dem 3. Juni, um 8.20 Uhr  gab es wie immer einen Vorgeschmack auf die Krimibestenliste bei Deutschlandfunk Kultur.

Die Krimibestenliste finden Sie hier als Download zum Ausdrucken

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