Literaturpreise Bodo Kirchhoff gewinnt diesjährigen Deutschen Buchpreis

Auszeichnungen

Soeben im Frankfurter Römer verkündet: Bodo Kirchhoff ist der Gewinner des diesjährigen Deutschen Buchpreises für Widerfahrnis(Frankfurter Verlagsanstalt, September 2016). Weiter waren nominiert:

Reinhard Kaiser-Mühlecker Fremde Seele, dunkler Wald (S. Fischer, August 2016)

André Kubiczek Skizze eines Sommers (Rowohlt Berlin, Mai 2016)

Thomas Melle Die Welt im Rücken (Rowohlt Berlin, August 2016)

Eva Schmidt Ein langes Jahr (Jung und Jung, Februar 2016)

Philipp Winkler Hool (Aufbau, September 2016)

Sie wurden aus 178 Titeln ausgewählt, die zwischen Oktober 2015 und dem 20. September 2016 erschienen sind.

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2016 gehören neben Christoph Schröder an: Thomas Andre (Hamburger Abendblatt), Lena Bopp (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Berthold Franke (Goethe-Institut Prag), Susanne Jäggi (Librium Bücher, Baden), Sabine Vogel (Berliner Zeitung) und Najem Wali (Autor und Kritiker, Berlin).

Mit dem Deutschen Buchpreis 2016 zeichnet die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Der Preisträger oder die Preisträgerin erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalistinnen und Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro.

Eigentlich sollte Cécile Schortmann den Deutschen Buchpreis moderieren, konnte aber nicht – mangels Stimme. Kurzfristig sprang der Buchpreis-erfahrene Gert Scobel ein.
„Ein Roman ist ein erzählendes Werk im Umfang von mindestens 200 Seiten“, zitierte Scobel Marcel Reich-Ranicki. „Auf unterschiedliche Weise haben die Romane der Shortlist Gegenwartsnähe hergestellt“, resümierte der Moderator vor der Vorstellung der sechs Autoren und ihrer Bücher die Shortlist.

Heinrich RiethmüllerVorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, gestand, dass er in diesem Jahr von der Longlist überrascht war: „Ich hatte in den vergangenen Monaten einige Bücher gelesen, denen ich eine Nominierung gewünscht hätte oder sogar fest davon ausging, sie auf der Liste zu finden. Ich erinnere mich noch, wie ich die Liste mehrmals durchgegangen bin und gedacht habe: Wie kann denn die Jury meine Lieblingsbücher, von denen ich so überzeugt bin, nicht aufnehmen? Das ließ mir keine Ruhe. Also habe ich mich mit anderen Buchhändlerinnen und Buchhändlern ausgetauscht und mit Kunden gesprochen … Und dann kam die Shortlist: Ich habe alle sechs Titel in den Koffer gepackt und mit in den Urlaub genommen … Und ich war versöhnt mit der Juryentscheidung, die mich zu Leseerlebnissen ganz besonderer Art gebracht hat, die mich auf Bücher aufmerksam gemacht hat, die ich so nicht auf Anhieb bemerkt hätte … Die Subjektivität der Jurorinnen und Juroren, ihr Ringen hinter den Kulissen, ihr Abwägen für und wider Texte, ihre Auswahl hat mir einen neuen Blick auf Bücher ermöglicht.

Nie wird mehr über deutschsprachige Literatur gesprochen, diskutiert und gestritten als nach der Veröffentlichung der Long- und Shortlist. Nie finden Romane deutschsprachiger Autorinnen und Autoren im In- und Ausland mehr Aufmerksamkeit als in dieser Zeit. Der Deutsche Buchpreis ist ein literarischer Debattenanreger, ein Zünder für Diskussionen und die Auseinandersetzung mit der aktuellen deutschsprachigen Romanliteratur.“

Riethmüller dankte der Deutschen Bank Stiftung, die nun schon im dritten Jahr den Buchpreis unterstürzt.

„Es war eine extrem schwierige Arbeit“, bekannte Jury-Vorsitzender Christoph Schröder. Man habe sich gestritten und diskutiert – aber auch Spaß gehabt.

Scobel zur Seite stand der Frankfurter Schauspieler und Regisseur Stéphane Bittoun, er las die ersten Passagen aus den nominierten Romanen. Anschließend folgte ein Kurzfilm über die Autoren und ihre Bücher.

In seiner Dankesrede sagte Bodo Kirchhoff, dass er seit 46 Jahren in Frankfurt lebe. „Wegen eines berühmten Verlages, den es jetzt nicht mehr in Frankfurt gibt, bin ich hergekommen. Aber dafür gibt es einen Spross dieses Verlages, der die Literatur hochhält.“

Er hätte sich nie träumen lassen, je so einen Preis im Kaisersaal entgegennehmen zu können. „Oder vielleicht doch; das erste Zeichen war das 2:1 der Frankfurter Eintracht gegen Bayer Leverkusen. Anschließend stand ich auf der Shortlist. Und am vergangen Samstag hat die Eintracht 2:2 gegen Bayern München gespielt“, scherzte er.

Er unterstrich, es sei wichtig, dass sechs Bücher auf der Shortlist stehen. „Es gibt in der Literatur keinen Videobeweis wie im Fußball“, fügte er hinzu.

Zu seinem Buchtitel erklärte er, dass ihm das Wort Widerfahrnis vor fünf Jahren in einem theologischen Zusammenhang begegnet sei. „Es ist ein verrücktes, mulmiges und wunderbares Gefühl, ein Wort zu haben, das nicht im Duden steht.“

Zum Schluss bemerkte er: „Ich bin über den Preis sehr viel glücklicher, als man mir das vielleicht ansieht.“

JF

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