Pomikalkos Auslese All die schönen Bücher… Ellen Pomikalkos Lieblingsbücher, Heft 1/2017

Ellen Pomikalko
Ellen Pomikalko

Antony Beevor Die Ardennen-Offensive 1944 C. Bertelsmann

befvorMich hat sein 2010 erschienenes Buch über den „D-Day“, die Landung der Alliierten in der Normandie, sehr fasziniert, und diese letzte Hitler-Schlacht erzählt er auch abwechselnd aus alliierter und deutscher Sicht. Beide Seiten hatten mit Material- und Treibstoffknappheit zu kämpfen, aber Hitler misstraute seinen Generälen und war als Oberbefehlshaber dem Gegner nicht gewachsen. Das ist ungeheuer dicht an den Quellen erforscht. Die Eitelkeit Montgomerys gegenüber Eisenhower, überhaupt die Animositäten unter den Befehlshabern und politische Entscheidungen gegen deren Willen werden ebenso erwähnt wie die Leiden der Soldaten im harten Winter, in den eisigen und matschigen Gräben, wo sich schnell Fußbrand und Tod holte, wer keine trockenen Socken unterm Helm mitnehmen konnte. Die Schriftsteller Hemingway, Salinger, Louis Simpson und Kurt Vonnegut waren dabei, Martha Gellhorn als Journalistin in General Bradleys Stab. Wie sie Silvester feiern, am 1. Januar 1945 noch mal tausend deutsche Flugzeuge von 38 Basen (vergeblich) aufsteigen und am 12.1. Stalin mit 6,7 Millionen Mann seine Großoffensive gegen Ostpreußen beginnt – der Wahnsinn wird hier akkurat vorgeführt, und obwohl ich ihn verabscheue, habe ich jedes Wort gelesen. Es sind viele Karten dabei, der Stellungskrieg kann nachempfunden werden. Verluste: Zwischen dem 16. 12. 1944 und dem 29. 1. 45 gab es auf beiden Seiten je um die 80 000 Tote, Verwundete. und Vermisste. (477 S., 26 Euro)

 T.C. Boyle Die Terranauten Hanser

boyleEin gut Teil des Romans ist Sachinformation. Aber weil er wunderbar erzählen und den Figuren Kontur verleihen kann, ist es eine lebendige Utopia-Heraufbeschwörung. Denn es geht um den Versuch, in einem abgeschotteten Biotop mitten in Arizona zwei Jahre lang autark zu überleben, etwa so, als sei man auf dem Mars. Falls die Erde unbewohnbar würde! Vier Frauen und vier Männer, aus einer Menge an Interessenten ausgesucht, lassen sich einsperren und müssen mit dem auskommen, was sie erwirtschaften. Nichts kommt mehr rein und nichts raus. Überwacht von einer Zentrale, die auch Sponsoren wirbt. Alle technischen und medienwirksamen Möglichkeiten werden ausgeschöpft. Man möchte auf diesem Wege gern eine ideale Welt erschaffen. Wie das geht, erleben wir hautnah mit, und es ist beunruhigend. Der menschliche Makel – Egoismus, Neid, Bosheit – bricht durch, die Technik versagt, Gefühle sind nicht steuerbar. Eine sehr interessante Zukunftsvision. Da alles nur mit viel Strom funktioniert, ist der Sinn des Ganzen fürs Überleben auf dem Mars zweifelhaft, aber die Menschen würden es sowieso nicht schaffen. (604 S., 26 Euro)

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