Jetzt hier jeden Werktag die Plattform für "Bücher, die Buchhändler und Leser bereichern" „Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?“ – „das“ bildungspolitische deutsche Buch unserer Zeit

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Jürgen Kaube hat „das“ bildungspolitische deutsche Buch unserer Zeit mit Blick auf die Zukunft unseres Landes geschrieben. Anstatt der üblichen Wut- und Frustliteratur bietet sein Buch eine grundsätzliche Neubewertung der großen anstehenden Probleme mit bemerkenswerten konkreten Ansätzen zu ihrer Lösung – Was Eltern und Lehrer tun könnten und müssten, damit die  Schule ein positiver  Ort  für das Leben und Lernen ihrer Kinder und ihrer Schüler wird.

Jürgen Kaube hat DAS ZENTRALE BILDUNGSPOLITISCHE BUCH unserer Zeit geschrieben.  Es hat die Kernfrage zur Zukunft unseres Landes als Thema: Wie müsste die richtige Schule für unsere Kinder beschaffen sein?

Das Buch enthält die erste umfassende BESTANDSAUFNAHME der maßgeblichen Institutionen, Kräfte und Personengruppen mit all ihren widersprüchlichen politischen und sozialen Zielvorgaben und Zweckbestimmungen, mit all ihren unterschiedlichen Organisationsmodellen und Struktur-Reformen, ihren immer neuen Lehr- und Lernprogrammen – sie haben die Schule in Deutschland für Eltern, Lehrer und Schüler zum Problem gemacht.

Nein, auch für BuchhändlerInnen und LeserInnen, die derlei Bücher in der Regel links liegen lassen, ist das mal eine interessante Lektüre. Die Fülle der vielfältigen Informationen wirkt keineswegs ermüdend, langweilig oder verwirrend – aus einem ganz speziellem Grund.

„Abstand nehmen von gesellschaftspolitischen Illusionen“ über Schule und Erziehung

Das Buch ist nämlich noch in anderer Hinsicht einmalig. Es ist wie ein meisterhaft angelegter Lehrpfad.  Wie ein sonnenlichtheller Lehr- und Lernpfad führt es durch den hohen dunklen Wildwuchs der vielen Theorien und Hypothesen, Amts- und  Jargon-Sprachen, Wahrheiten, Halbwahrheiten und Nebelkerzen von Seiten der Teil- und Teilchen-Wissenschaften, die sich in dem großen Komplex von Bildung und Erziehung eingerichtet haben; der Parteien und Verbände, die ihre Ideologien und Ansprüche ins Spiel bringen wollen; der Bildungs- bzw. Kultusministerien und -bürokratien, die sich  laufend  neu dafür rechtfertigen (müssen), wie sie Schule und Bildung steuern und verwalten.

Aber wozu soll das alles gut sein? Wem nützt solch ein kritischer Durch- und Überblick?

„Mir hat Kaubes Buch endgültig eins klargemacht“, erklärt ein verdienter Schulmann, dem ich die Lektüre empfohlen hatte. „Die Reden und Versicherungen vom denen da oben hinsichtlich ihres Engagements für die Schule als Garanten unserer Zukunft sind leider nur öffentliche Show-Einlagen in der Absicht, uns ruhig zu stellen. Und dann fordern die da oben, dass wir uns ihren neuen schulischen „Kompetenz“-Standards zu verpflichten hätten – dazu kann ich nur sagen: Inkompetent sind, was die Schule betrifft, doch bloß sie selber. Die da oben. Die haben keine Ahnung, wovon sie  e reden. Die wissen überhaupt nicht, was sie tun. Für mich gibt es nur noch eins – mich ganz darauf zu konzentrieren, meine Schüler so gut und gewissenhaft  zu unterrichten, wie es unter den gegebenen Umständen möglich ist.“

Ein politisch engagiertes  Ehepaar mit schulpflichtigen Enkelkindern ist nach dem Lesen des Buches zu folgendem Schluss gekommen:  „Es ist ja nicht so, dass die Schule für die Kinder zu blöd ist. Es ist vielmehr so, dass diejenigen, die politisch für die Schule verantwortlich sind, zu blöd für die Schule sind. Jürgen Kaube hat uns fit gemacht, um ihren hochgestochenen unsinnigen ‚Argumenten‘  Paroli bieten zu können. Und was ist denn mit ihren immer wieder zitierten ‚Investitionen in die Bildung‘? Die Wahrheit sieht anders aus.  Den deutschen Grundschulen werden pro Kind durchschnittlich bloße 8.000 Euro zur Verfügung gestellt. Den Kindern kommen bei uns lediglich 2.800 Unterrichtsstunden im Jahr zugute –  gegenüber 4.000 Unterrichtsstunden in Holland! Also, mal ganz nüchtern: Wir müssen die Regierungen und Ministerien knallhart, permanent unter Druck setzen, bis sie unseren  Schulen endlich die nötigen Mittel und ausreichend Lehrer bewilligen, damit die Schüler wirklich so t unterrichtet werden können, wie sie und ihre Eltern es verdient haben.“

„Der Kampf um guten Unterricht ist ein Kampf um wirksame Entscheidungen, die auch in den Schulen ankommen.“

Die Lektüre des Buches hat einen starken,  einen tiefen Eindruck auf sie gemacht. Doch die Reaktion, die sie auslöste, hat mich überrascht. Angesichts der oft geradezu vernichtenden Kritik an der Arbeit und an den Umständen, die in deutschen Schulen vorherrschen, wären eigentlich die üblichen Äußerungen von Wut, Verbitterung oder Resignation zu erwarten gewesen. Und stattdessen sind sie nun zu einem zu einem entschiedenen Eintreten „für“ die Schule motiviert worden.

Wie ist die (mich zunächst überraschende) Reaktion zu erklären? Wie kann ich die ganze Fülle an  Informationen und den Reichtum an zwingenden Analysen und Gedanken für BuchhändlerInnen n bündig umreißen, die Kaubes Buch wahrscheinlich noch nicht gelesen haben? Da hat mir ein Hinweis aus meinem Bekanntenkreis geholfen.

Der englische Psychiater und Sozialkritiker Ronald Laing hat in den 1950ern auf ein seltsames Phänomen der Moderne verwiesen: dass es Menschen äußerst schwer fallen kann, Phänomene wahrzunehmen, die eigentlich für alle offen sichtbar sind und selbstverständlich sein müssten. (In  unserem Fall liegt es klar auf der Hand, dass Schulen ja zum Wohl von Kindern da sind.)

Warum die real existierenden Schüler, Lehrer und Schulen mit ihren reellen Nöten und Problem überhaupt nicht auf dem Radarschirm von Erziehungsbehörden sind

Der große britische Evolutionsbiologe und –kybernetiker Gregory Bateson hat die Beobachtung Ronald Laings zu deuten verstanden. Er führt sie auf ein spezielles soziologisches Problem zurück, das in etwa seit Mitte des 19. Jahrhunderts aufgekommen ist.  Es betrifft politische Parteien, Kartelle, Handels- und Finanzgesellschaften, Vereine und Nationen und Behörden, die zwei besondere Charakteristika gemeinsam haben. Zum einen sind sie so in sich beschaffen, dass sie zu immer größerer Macht wachsen, wachsen, wachsen wollen.  Zum andern haben sie in „etwa  den gesetzlichen Status von ‚Personen‘ gewonnen“ – obwohl sie wirklich alles andere als (biologische) „Personen und sogar nicht einmal Aggregationen“ aus Bestandteilen wirklicher Personen sind. Und das heißt, sie treten nach außen wie Personen auf, ohne ein moralisches Gewissen und Verantwortungsbewusstsein wie natürliche Personen zu kennen. Gregory Bateson bezeichnet sie als „selbstregulierende Systeme“, die darauf ausgerichtet sind, nur der Logik ihres eigenen Regelwerks zu folgen. Es ist eine treffliche Umschreibung der Bürokratie in jedweder Form – so wie sie heute eben auch für das Bildungswesen bestimmend ist.

Nun handeln ja immer einzelne Mitglieder einer Bürokratie – auch gegenüber der Schule. Und wenn, wie Bateson ausführt, ein Mitarbeiter solch moderner Organisation an einem Entscheidungsgremium teilnimmt, „so wird von ihm erwartet, dass er sein Denken strikt auf die spezifischen Zwecke dieses Gremiums oder auf die Zielsetzung der Abteilung dieser Organisation einengt, (der er angehört oder) die er ‚repräsentiert‘.“ Und wenn da etwas eigentlich ganz  Offensichtliches ansteht, das jedoch nicht so beschaffen ist, dass die Mitarbeiter „ es leicht und ohne Störung“ ihres inneren Regelwerks „assimilieren können, dann setzen sie ihre selbstregulierenden Mechanismen ein“ – mit der Konsequenz, „das Offensichtliche beiseite zu schieben, zu verstecken, notfalls sogar die Augen zu verschließen oder verschiedene Teile des Wahrnehmungsprozesses auszuschalten.“ Sie werden, sagt Bateson, zu „entmenschlichten Kreaturen“. In unserem Kontext: Der einzelne Schüler und Lehrer in der real existierenden Schule kommt offiziell sozusagen  gar nicht mehr vor, wenn er sich nicht in den behördlichen Vorstellungen eingemeinden lässt. Jürgen Kaube veranschaulicht das Dilemma anhand einer erziehungswissenschaftlichen Programm-Schrift:  Dort wird „der Schüler  erstmalig nach rund siebzig Seiten theoretischer Rahmenüberlegungen erwähnt.

Lehrerinnen und Lehrer sind zu Sündenböcken für unverantwortliche Fehler von anderen gemacht worden: Eine Ehrenrettung ihres Berufs und ihrer Arbeit

Die detaillierten Analysen des Buches sind essentiell wichtig. Sie führen zu Ergebnissen, die eine breite öffentliche Diskussion verdienen.

Der Frust und die Wut, die sich, vor allem von Seiten der Eltern, gegen die Lehrer und Schulen wenden, sind an die falsche Adresse gerichtet.  Nicht sie sind an der Misere schuld, die so viele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland aufregt. Dafür sind vielmehr die Bildungs- und Kultusminister und ihre Bürokratien, die politischen Parteien und weithin der mit Erziehung und Bildung befasste Wissenschaftsbetrieb verantwortlich.

Es braucht ein neues Verständnis, eine neue Wertschätzung und eine entschiedene Unterstützung der Arbeit von Lehrerinnen und Lehrern. Ohne sie, ohne ihr Engagement ist eine Verbesserung der schulischen Situation unseres Landes gar nicht möglich.

Das bedeutsamste, das zentrale Resultat aus den kritischen Ausführungen besteht jedoch in der unabweisbaren Erkenntnis, dass sich die herrschenden schlechten Verhältnisse nur ändern lassen, wenn unsere Schulen finanziell, organisatorisch und im Unterrichten ihrer Schülerinnen und Schüler autonomer und selbstverantwortlicher denken und handeln können. Von den Ministerien und Schulbehörden, von Politik und Wirtschaft sind jedenfalls, wie Jürgen Kaube klar stellt, gegenwärtig keinerlei positive Entwicklungen zu erwarten.

Was seine dementsprechenden Perspektiven zur Lösung der gegebenen Probleme betrifft, so kann ich hier nur die Lektüre insbesondere der letzten Kapitel wärmstens empfehlen.

Dieses Buch ist „der perfekte Steilpass“ zum erfolgreichen „Vor-Ort- Marketing“  des guten alten stationären  Buchhandels

„Erziehung“, schreibt Jürgen Kaube, „ist ein lokales Geschehen.“ Er macht deutlich, wie entscheidend es ist, dass die örtlichen Schulen – jede für sich – so autonom und  selbständig wie nur eben möglich  arbeiten. Dass sie in der Auswahl ihrer Lehrer frei sein müssten. Dass ihre Lehrer, innerhalb gewisser  Rahmenbedingungen, ihren Unterricht mit Hinsicht auf die je besonderen Stärken und Schwächen ihrer Klassen frei gestalten können müssten. Dass Schulen ein eigenes Budget bräuchten, um selber über die Durchführung notwendiger Maßnahmen entscheiden zu können, etc. In Summa: Die örtliche Schule muss instandgesetzt werden, damit Erziehung als lokales Geschehen von Erfolg gekrönt sein kann.

So etwas kommt aber nicht von selbst. Dafür müssen Eltern, Lehrer, Politiker und nicht zuletzt – siehe das Engagement der von Greta Thunberg initiierten Freitagsbewegung von Kindern für den Klimaschutz – eben auch die Schüler vor Ort für ihre Schule vor Ort konsequent gegen die behördlichen Apparate, Funktionäre und Mächte ankämpfen, von denen nicht zu erwarten ist, dass sie von sich aus zu Schritten in einer richtigen Richtung bereit oder fähig wären.

Und in dem Punkt kommt nun dem örtlichen stationären Buchhandel eine Führungsposition zu – eine zentrale Rolle, die ihnen weder die Großfilialisten noch Amazon streitig machen können.

Eine frühere Marketing-Leiterin des Versand-Unternehmens Quelle hat Einzelhändlern auf einer Tagung in Fürth vor rund fünfzehn Jahren einmal auseinanderklamüsert, dass sie in ihren Kommunen über ein durch nichts und niemand sonst erreichbares genaues, singuläres Marketing-Wissen verfügen und nutzen können. (Die Information habe ich Volker Hasenclever zu verdanken.) Das trifft sicherlich in besonderem Maße auch auf die Sortimenter zu – ganz bestimmt aber im Zusammenhang mit dem Titel von Jürgen Kaube.

Was Sortimenterinnen und Sortimenter mit diesem Buch speziell „für ein gutes Geschäft“ tun könnten:

Es liefert alles, was man zu diesem Thema an Basiswissen und Handlungsvorlage wissen muss, um aktiv werden zu können. Er legt schlüssig dar, dass es auf ein starkes lokales Engagement ankommt,  weil alle notwendigen Schritte zu einer Verbesserung der schulischen Situation von den örtlichen Gegebenheiten ausgehen müssen. Er skizziert – vor allem in den letzten Kapiteln seines Buches – ein Kernprogramm an konkret erforderlichen und (auch schon jetzt) möglichen kommunalen Aktivitäten. Wäre es nicht bedenkenswert, dass BuchhändlerInnen alle für dieses Thema aufgeschlossenen, in diesem Umfeld engagierten bzw. tätigen Personen ihres Kundenkreises „gezielt“ auf Kaubes Buch anzusprechen? Es – vielleicht mit einem informativen Flyer –  auf einem Sondertisch oder neben der Kasse zu präsentieren? Eine diesbezügliche Mailing- oder Newsflash-Aussendung an ihnen bekannte Vertreter der lokalen Lehrer-, Eltern- und  Schülerschaft zu machen? Wie wäre es, Lesekreise und Diskussionsrunden ins Gespräch zu bringen?

Zu solchen Dingen möchte ich nicht mit dem Hintergedanken eines moralischen Appells anregen. Sortimenterinnen und Sortimenter sind sich, davon bin ich fest überzeugt, ihrer ganz besonderen Bedeutung für das geistige und soziale Leben ihrer  Kommune bewusst.  Mir scheint es aber erwähnenswert, dass sie  auf diese Weise vielleicht doch ein gutes Geschäfte machen könnten.

In dem Zusammenhang möchte ich übrigens zudem bemerken, dass sich hier und dort bei Verlagen ein neues Marketing-Denken abzuzeichnen beginnt, das inhaltsbezogen auf Kommunikationen setzt, die bestimmte Lesergruppen ausdrücklich, konkret und echte Neugier weckend ansprechen – so etwas  liegt voll und ganz im Interesse des unabhängigen stationären Buchhandels, den die vorherrschen „kommerziellen“ Marketing-Methoden bisher eher links liegen gelassen haben.

Gerhard Beckmann

Werktäglich schreibt hier Gerhard Beckmann über „große Bücher“,  für Ihre Gespräche mit Kunden, die auf der Suche sind nach besonderem und relevantem Lesestoff.  An jedem Werktag (also montags bis Freitags) soll ein neuer Beitrag erscheinen, dazu auch ein zusätzliches  „Buch zum Sonntag“. 

Die Idee dahinter haben wir beim Start der Serie erläutert: Im BuchMarkt und auf buchmarkt.de wollen wir „große Bücher“ klar und deutlich profilieren. Und damit auch die deutschsprachigen Verlage darauf hinweisen, dass Bücher in erster Linie ein durch nichts anderes zu ersetzendes Medium zur Kommunikation mit und unter Menschen und Lesern ist, mit denen unsere Verlage  darum auch wieder so zu kommunizieren lernen müssen, dass diese Bücher von den Menschen und interessierten Lesern überhaupt gefunden werden können, als Orientierungshilfen für Buchhändlerinnen und Buchhändler, insbesondere denen, die im Ladengeschäft „an der Front“ stehen. 

Gestern schrieb Gerhard Beckmann über Der Stotterer von Charles Lewinsky

 

 

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