Verband meldet sich zu Wort: Schulbuchverlage sehen kein „Rechtschreibchaos“ / Michael Klett missverstanden?

Eben erreicht uns diese Presseerklärung des Verbandes Bildungsmedien VdS – sichtlich im Bezug u.a. auch auf das heutige Interview bei uns mit Verlegerin Karin Pfeiffer-Stolz [mehr…], die mit einem offenen Brief [mehr…] die Diskussion wieder angeheizt hatte, und auf das Interview von Michael Klett in der FAZ [mehr…]:

Die Schulbuchverlage in Deutschland sehen definitiv keine Notwendigkeit für eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung. Das von den Reformgegnern im Vorfeld der Sitzung der Kultusministerkonferenz in der nächsten Woche wieder einmal mit drastischen Worten herbeibeschworene „Rechtschreibchaos“ in den Schulen, kann der Branchenverband, VdS Bildungsmedien, nicht nachvollziehen. Die Schulverwaltungen wie auch alle, die vor Ort die Reform lehren und praktizieren, bestätigen im Gegenteil, dass die neuen Schreibungen weitgehend problemlos umgesetzt wurden.

Der VdS begrüßt die von der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung vorgeschlagenen, behutsamen Modifikationen am Reformwerk und spricht sich auch für eine sukzessive Weiterführung dieser Arbeit aus. Wie Sprache selbst ist auch ihre Rechtschreibung ein lebendiger Prozess, der nicht künstlich konserviert werden könne. Eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung – wie von den Reformgegnern gefordert – sei sowieso ausgeschlossen, und ist angesichts der bundesweiten Kürzungen bei der Lernmittelfreiheit weder von den Schulen noch von den Schulbuchverlagen zu finanzieren.

Wie die „PISA“-Ergebnisse drastisch vor Augen geführt haben, stehen die Schulen heute vor ganz anderen und dringlicheren Problemen als es der Streit um die Schreibung von „daß“ oder „dass“ suggeriert. In fast allen Bundesländern müssen sie heute umfassende Bildungsreformen umsetzen, die in direkter Reaktion auf „PISA“ den Unterricht wie die Schulstruktur modernisieren sollen.

Mit seiner Erklärung reagiert der Verband auf die Meinungsäußerungen einzelner Verleger, die kürzlich ihre persönlichen Zweifel an der Reform öffentlich geäußert haben. „Einen Dissens unter den Schulbuchverlagen gibt es aber definitiv nicht“, stellt der VdS-Vorsitzende, Dr. Gerd-Dietrich Schmidt klar. Die in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 28. Mai gemachten Äußerungen des Verlegers Dr. Michael Klett sind in Bezug auf die problemlose Rückkehr zur alten Rechtschreibung in Teilen missverständlich dargestellt. Eine entsprechende Erklärung des Klett Verlages liegt dem Verband vor.

Die Branche ist sich in ihrer übergroßen Mehrheit einig darin, dass eine Rückkehr zur alten Schreibung den Reformprozess in den Schulen völlig unnötig belasten würde und finanziell von den Schulträgern angesichts der Finanzkrise der öffentlichen Hand nicht geleistet werden könnte. Die Schulbuchverlage selbst, die allein im letzten Jahr bundesweite Kürzungen von 10 % an den Schulbuchausgaben der Länder und Kommunen hinnehmen mussten, würden die dann notwendigen Umstellungskosten dramatisch hart treffen. „Dies kann die Branche überhaupt nicht verkraften“, stellt Dr. Schmidt fest. Der VdS plädiert stattdessen erneut für eine Versachlichung der Diskussion. Der Streit um die „richtige“ Schreibung wird nun schon über acht Jahre auf dem Rücken derjenigen geführt, die sich in den Schulen vor Ort mit den wachsenden Defiziten bei den Lese- und Sprachfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler auseinandersetzen müssen. Hier muss endlich Rechts- und Planungssicherheit geschaffen werden.

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