Ulmer warnt vor digitaler Diskriminierung im Buchhandel

Selbstkritisch gab sich Mathias Ulmer, Leiter des Projektes Volltextsuche beim Börsenverein, auf der Jahreshauptversammlung des Landesverbandes Nordrhein Westfalen,

Mathias Ulmer,
Leiter Projekt Volltextsuche

die heute in Köln stattfand. „Die Verlage haben diese Novelle zum Urheberrecht bekommen, weil sie sich der Digitalisierung der Inhalte so lange gesperrt haben“, sagte er. Jetzt müssten sie aufpassen, dass sie nicht qua Gesetz enteignet würden, so Ulmer weiter auf dem Tag des Verbandes, der heute gleichzeitig sein 60-jähriges Bestehen feierte.

Vor etwa 200 Teilnehmern, unter denen auch Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins zugegen war, sagte Ulmer, verbandspolitisch sei deshalb das Projekt der Volltextsuche überlebenswichtig. „Vor allem die europäische Union erwartet, dass die Inhalte digital zur Verfügung gestellt werden“, erläutert er. Sollten sich die Verlage weiterhin verweigern, Inhalte zur Verfügung stellen, könnte dies verbandspolitisch verheerende Konsequenzen habe.

Alexander Skipis,
Hauptgeschäftsführer Börsenverein

„Jetzt können wir der Politik noch anbieten, die Digitalisierung selbst in die Hand zu nehmen, weil wir sie billiger machen können“, sagte Ulmer. Ansonsten werde uns die Digitalisierung aus der Hand genommen, so Ulmer, der geschäftsführender Gesellschafter im Ulmer Verlag ist.

Weiterhin hat Ulmer vor einer neuen Form der digitalen Diskriminierung im Buchhandel gewarnt. „Wenn wir die Volltextsuche nicht selber machen, dann werden sich die Großen dies unter den Nagel reißen und die Märkte unter sich aufteilen“, so Ulmer weiter. Der Verband stehe in der Pflicht, eine Plattform zu schaffen, auf die alle Buchhändler zugreifen könnten.

Der Handel mit digitalen Inhalten sei in Zukunft die Tür für Buchhändler, um am Markt bleiben zu können, so Ulmer weiter und forderte ein Umdenken im Berufsbild: „Der Buchhändler muss von dem Gedanken wegkommen, dass er Inhalte nur als physikalisch greifbare Produkte anbietet, er müsse sich zunehmend als ein Lizenzverkäufer verstehen“, so Ulmer.

Ulmer kündigte an, dass die Probephase für das Projekt Volltextsuche noch im April beginnen solle. Bisher beteiligen sich etwa 100 Verlage, die jeweils mit 20 bis 30 Titeln vertreten sind, an dem Projekt. Ebenfalls noch in diesem Monat soll mit dem Aufbau der Suchmaschine begonnen werden. „Das Projekt wird in vier Phasen erstellt“, erläutert Ulmer. Und konkretisierte dies so: „In der ersten Phase stellen die Verlage ihre Inhalte auf einem Server zur Verfügung. Als nächstes müssen die Server an ein Netzwerk angeschossen werden, dann muss eine Suchmaschine erstellt werden, die schnell durch die Server findet und schließlich muss ein Shop-Tool installiert werden, über das der Buchhändler Inhalte vermitteln und Lizenzgeschäfte abschließen kann.“

Stefan Könemann,
Vorsitzender des Landesverbandes NRW

Stefan Könemann, Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein Westfalen, sagte, dass auf den Börsenverein noch gewaltige Aufgaben zukämen, die Änderungen im Selbstverständnis des Buchhändlers zu vermitteln.

In seiner Rede fand Alexander Skipis noch einmal deutliche Worte gegen die Novelle zum Urheberrechts. „Der Artikel 52b in seiner jetzigen Form ist eine Kampfansage der Politik gegen uns“, sagte er. Wir werden damit im Prinzip enteignet, so Skipis. Für den Börsenverein stünde eine schwierige Lobbyarbeit gegen 120 Institutionen aus dem Bildungsbereich bevor. Er kündigte an, die Novelle „verfassungsrechtlich überprüfen zu lassen“, sollte das Gesetz in seiner jetzigen Vorlage durchkommen.

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