Nun doch keine Schadenersatzklagen?

Das im Juni 2001 nach Milliardenverlusten in die Pleite geschlitterte Buch- und Medienhandelsunternehmen Libro versucht langsam wieder Tritt zu fassen und die Vergangenheit weitgehend ruhen zu lassen, vermeldet heute der österreichische „Standard“. Der wirtschaftliche Turnaround ist für das Geschäftsjahr 2003/04 geplant. Zur langfristigen Sanierung sei aber der Einstieg eines Investors nötig, der aus heutiger Sicht rund 120 Mio. Euro zuschießen müsste. Bis Ende des laufenden Geschäftsjahres (Februar 2003) sollen 70 bis 100 der verbliebenen 247 Filialen mit einem Aufwand von 30.000 Euro pro Shop umgebaut werden. Ab Mai startet Libro eine Kooperation mit Kodak und strebt in der Fotoausarbeitung künftig die Marktführerschaft an. Ansonsten wird das Sortiment auf Buch, Musik, Papier und Büro reduziert.
Finanziell seien mit der Liquidation von Libro-Deutschland und dem Verkauf der Internettochter Lion.cc die „größten Bedrohungspotenziale“ für das Erreichen der Ausgleichsquote beseitigt worden, sagte Libro-Vorstand Werner Steinbauer. Am 30. Juni sehen die Gläubiger und Großbanken die nächste Ausgleichstranche von 8,5 Prozent. Auf der Hauptversammlung am Mittwoch wurde überdies klar, dass bis auf die Exvorstände André Rettberg und Johann Knöbl, denen die Aktionäre die Entlastung versagten, sowie die zum Handkuss gekommenen 670 Mitarbeiter praktisch niemand für den Libro-Krimi zur Rechenschaft gezogen wird. Aktionärsschützer Wilhelm Rasinger sprach von „Skandal“ und „legaler Abzockerei“.
Weder die Wirtschaftsprüfer noch die Libro-Altaktionäre, die sich beim Börsengang 1999 per Sonderdividende von fast 32 Mio. Euro im Nachhinein den Libro-Kauf von Billa finanzierten, werden auf Schadenersatz verklagt. Die Ausssichten auf einen Klagserfolg seien schlicht zu gering. Wie berichtet, fordern die neuen Libro-Chefs nur von Rettberg und Knöbl Schadenersatz in Höhe von 18 Mio. Euro. Ob der ehemalige Aufsichtsratschef, UIAG-Boss Kurt Stiassny auch belangt werden soll, wird erst geprüft. Stiassny könne aber bestenfalls die Genehmigung von Erfolgsprämien für Rettberg und Knöbl in Verlustjahren angelastet werden, so Steinbauer.

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