Neuer Streit in Walser-Affäre

Wer glaubt, dass es mit der Auslieferung von Walsers neuem Roman nun sein Bewenden habe, irrt. Die Feuilletonisten von FAZ und SZ ziehen ihre Federn weiterhin blank und teilen gegeneinander aus. So lesen wir heute in der Berliner Zeitung:
Kaum ist Martin Walsers Roman „Tod eines Kritikers“ ausgeliefert worden, hat sich ein Streit erhoben um das Verhalten der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Ihr war das Manuskript zugänglich gemacht worden, um es für einen Vorabdruck prüfen zu können. Am 29. Mai dann brachte die F.A.Z. den offenen Brief ihres Herausgebers Frank Schirrmacher, der dem Buch Antisemitismus vorwarf. Damit begann eine beispiellose Debatte.
Die literarische Öffentlichkeit fragt sich seither, was zu diesen merkwürdigen Begebenheiten führte. Die Vermutung, die F.A.Z. habe eine gute Weile den Abdruck des neuen Walser-Romans erwogen, bevor sie sich darüber dann so sehr empörte, hat aber neue Nahrung erhalten. So stellte es jedenfalls die „Süddeutsche Zeitung“ dar: Mehrfach habe der Literaturchef der F.A.Z. Hubert Spiegel Verlag und Autor signalisiert, es gebe keine Bedenken. Dagegen hat sich die F.A.Z. gestern scharf verwahrt und von „Unwahrheiten“ gesprochen.

Der Suhrkamp Verlag versichert nun in einer Pressemitteilung, es habe Hubert Spiegel tatsächlich mehrfach Autor und Verlag gegenüber betont, dass es seiner Zeitung „gut anstünde“, den neuen Roman Walsers vorabzudrucken. Am 27. habe er noch um einen Tag Bedenkzeit gebeten. Am nächsten Tag sei nachmittags dann die Ablehnung ausgesprochen worden. Und eine Stunde später habe man Teile aus Schirrmachers Artikel schon in Spiegel online lesen können.

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