Musik-Versender JPC steigt ins Online-Buchgeschäft ein // Mircosoft eröffnet Blogger-Plattform // Amazons US-Umsatz mit Elektronikartikeln übersteigt erstmals den Buchumsatz

Was mit CDs geht, hat sich der Musik-Versender jpc http://www.jpc.de gesagt, der rund 400 000 CD-Titel im Web anbietet, geht auch mit Büchern. Und ist, gut 4 Wochen vor Weihnachten, ins Web-Geschäft mit Büchern eingestiegen. Seit dem 21.11.2004 finden wir unter http://www.lesen.de rund 1 Million Bücher, Versand erstmal portofrei. Nun können wir viel darüber mäkeln, wie die Website von Lesen.de aussieht und auch, dass einiges noch nicht so perfekt funktioniert. Nur: Ab sofort gibt es eine weitere Alternative zum Fast-Monopolisten Amazon http://www.amazon.de, von dem wir vor 10 Jahren noch nicht mal wussten, dass es ihn eines Tages geben würde.

Das Mutterunternehmen Amazon.com hat direkt nach dem Thanksgiving-Weekend, das von letzten Mittwoch bis zum letzten Sonntag im November geht, wobei der Freitag ein Feiertag ist, und das traditionsgemäss das Weihnachtsgeschäft in den USA eröffnet, mitgeteilt, dass sein Umsatz mit Elektronikartikeln (Digital Kameras, MP3-Playern, Druckern usw.) erstmals den Umsatz mit Büchern überstieg. Mit über 60 Shops zu allen Waren- und Produktwelten hat sich http://www.amazon.com schon längst zum Web-Warenhaus gewandelt, wobei Bücher das Feigenblatt sind, mit dem gerne gewedelt wird. Diese grundsätzliche Tendenz ist auch auf der deutschen Website von Amazon nachzuvollziehen und die Speisung aus den inzwischen 3 Buch-Datenbanken VlB, Libri und Knoe führt offenbar nicht zu einer qualitativ gehaltsvolleren Abbildung von Büchern. Das Interesse von Amazon dürfte vielmehr die Generierung des Nutzer-Marktes an und für sich sein, ganz gleich was diesem Markt, also auch uns, dann verkauft wird. Dafür sprechen auch die technischen Entwicklungen im Marketplace von Amazon, dem Bereich in dem jeder registierte Amazon-Kunde seine Produkte verkaufen kann.

Das wir einen im Verteilungskampf um die Besetzung von Schlüsselfunktionen im Web nicht unterschätzen dürfen, berichtete gestern die Washington Post auf Ihrer Website http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A27753-2004Dec2.html. Bill Gates hat via MSN, kaum 2 Wochen nachdem die MSN-eigene Internet-Suchmaschine MSN Search ink(http://search.msn.de) eingeführt wurde, den Markt der Web-Logs, der Blogger ins Visier genommen. Seit gestern bittet MSN mit dem kostenlosen aber registierungspflichtigen MSN Spaces http://spaces.msn.com Web-Raum für die inzwischen weitverbreitete Kultur der ganz unterschiedlichen Online-Schreiber, -Erzähler und -Fotografen an. Der Suchmaschinenbetreiber Google http://www.google.com hat sich diesen Bereich, durch den Kauf der Community Blogger.com von Pyra Labs, schon im Februar 2003 einverleibt.

Warum das wichtig ist, mal abgesehen davon, dass sich da gerade eine neue Kultur des Schreibens etabliert? Weil die beste Motivation zum Kauf eines Buches immer noch die persönliche Empfehlung durch einen Freund oder Bekannten ist. Mundpropaganda, könnten wir sagen. Und Web-Logs oder Blogs, wie sie heute genannt werden, leben davon, dass bei ihnen ihre täglichen Erfahrungen, Empfehlungen, Begegnungen usw. erzählt werden – eben nur im Web. Diese sind dann kommentierbar, linkbar, schließen sich zu Web-Log-Ringen zusammen usw. Wer mehr über Web-Logs, Blogger, ihre Kultur, Motivation und ihr Selbstverständnis erfahren möchte, dem sei das hervorragende Buch BLOGS! – Text und Form im Internet http://www.blogbar.de aus dem Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag http://www.schwarzkopf-schwarzkopf.de empfohlen. Eine Handvoll deutscher Web-Logs mit ganz unterschiedlicher Ausprägung kommen hier zu Wort. Können wir auch bei Lesen.de bestellen.

STEFAN BECHT stefan@stefanbecht.de

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