Mediengewerkschaft comedia zum neuen Vorstoß der Schweizerischen Wettbewerbskommission in Sachen Preisbindung

Die Schweizerische Wettbewerbskommission (Weko) bleibt stur: Zum zweiten Mal seit September 1999 hat sie sich gegen die Buchpreisbindung entschieden. [mehr…]Sollte sich die Weko durchsetzen, drohen der Buchbranche Arbeitsplatzverlust, Lohndruck und Monokultur.

Dazu die Mediengewekrschaft comedia im Wortlaut:

Die Mediengewerkschaft comedia ist zwar nicht überrascht über den Entscheid der Wettbewerbkommission. Nichtsdestotrotz hält sie ihn für bedauerlich und falsch. Während alle Nachbarländer nationale Preisbindungsgesetze eingeführt haben – Deutschland und Österreich erst vor wenigen Jahren – wird in der Schweiz weiter über die scheinbar „erhebliche Wettbewerbsbeeinträchtigung“ der Preisbindung (so die Weko) gestritten. Trotz gegenteiliger Untersuchungen kommt die Weko zum Schluss, dass die Preisbindung keinen wesentlichen Einfluss auf die Verkaufsstellendichte hätte. Nur ein Beispiel unter vielen: In Frankreich mussten während der zeitweisen Aufhebung der Preisbindung Anfang der 80er Jahre 40% der Buchhandlungen schliessen. In der Schweiz würde ein gleicher Konzentrationsprozess einem Arbeitsplatzverlust von ca. 1’000 Stellen entsprechen.

Es ist bekannt, dass sich die Weko nicht eigentlich für Arbeitsplätze interessiert. Wer aber meint, und das könnte ja durchaus in Sinne der Weko sein, die Bücher würden durch eine Aufhebung der Buchpreisbindung billiger, hat sich getäuscht. Auch die KundInnen würden von der Aufhebung der Preisbindung nicht profitieren: Zwar würden die Bestseller günstiger, das Gros der Bücher jedoch teurer. Oder geht es der Weko um die Konzern- und Grossbuchhandlungen? Diese würden am ehesten profitieren. Nur kann eine verstärkte Konzentration, die zu quasi Monopolstellungen einzelner Grossbuchhändler führen würde, kaum im Sinne des Wettbewerbs sein. Oder garantieren Monopole „Produktevielfalt“? Nebenbei: Beobachtet werden kann dies bsp. in der (preisbindungslosen) Westschweiz, wo der zum französischen Konzern Lagardère gehörende Payot inzwischen eine marktbeherrschende Stellung erlangt hat.

Wie der prognos-Bericht „Buchpreis und Buchmarkt in der Schweiz“ gezeigt hat, überwiegen die Vorteile der Buchpreisbindung die Nachteile. Es ist zu hoffen, dass sich Parlament (parlamentarische Initiative Maitre) und Bundesrat auf die in ihrem Auftrag erarbeitete Grundlage, den prognos-Bericht, stützen und sich – wie die meisten europäischen Länder – für ein nationales Preisbindungsgesetz aussprechen.

comedia ist nicht rekursberechtigt, begrüsst aber die Ankündigung des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbands (SBVV), der gegen diesen Entscheid Beschwerde einlegen wird. Damit bleibt auch die Buchpreisbindung in Kraft. [mehr…]

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