Libro beschäftigt Börsenaufsicht

„Die drohende Pleite des Buch- und Medienhandelskonzerns Libro beschäftigt jetzt die Bundeswertpapieraufsicht, meldet der österreichische Standard heute. Wie BWA-Sprecherin Ulrike Weiser dem Blatt bestätigte, wird es Wochen in Anspruch nehmen, um die Informationspolitik des Unternehmens zu durchleuchten. Ob es zu einer Vernachlässigung der Informationspflicht gegenüber den Anlegern gekommen ist, sei zu prüfen. Mehrere Zeugenladungen stehen bevor. Weiter schreibt der Standard: „Grundsätzlich muss die BWA auf jede Kursauffälligkeit reagieren, von denen es bei Libro zuletzt genug gab. Interessant werde auch sein, ob das Management bei der Bekanntgabe von Zahlen am 27. April – die über die Überschuldung keine Auskunft gaben – schon Kenntnis von der später offenkundig gewordenen Überschuldung hatte. Sollte der Vorstand relevante Information verschwiegen haben, droht eine Verwaltungsstrafe in einem Höchstausmaß von 300.000 S. Mitte dieser Woche steht ein neuer Gipfel mit den Gläubigerbanken an. Die Position der Banken: Schuldennachlass ja, aber nur wenn die Eigentümer ‚Geld in die Hand nehmen‘. Dazu seien aber weder die Finanzgesellschaften UIAG und DBAG, noch das Management und schon gar nicht die Telekom Austria bereit. Anton Stahrlinger, Mehrheitseigentümer und Geschäftsführer von PBS Austria, mit einem Gesamtumsatz von zwei Mrd. S Marktführer im Großkundengeschäft mit Papier-Büroschreibwaren, bestätigte im Standard-Gespräch sein Interesse, bei Libro einzusteigen und ‚die industrielle Führung zu übernehmen‘. Finanziert solle der Deal über Investorgesellschaften werden. Er habe weitere ‚inhaltliche Partner‘ aus dem In- und Ausland an der Hand. Stahrlinger: ‚Es ist aber nicht Bertelsmann.‘ Ein erster Blick in die Kennzahlen habe Stahrlinger ‚noch nicht abgeschreckt‘. Crux der Sache sei jedenfalls die Beschaffung: ‚Die Logistikstrukturen von Libro sind zum Weinen. In Verbindung mit der aggressiven Preispolitik bleibt nichts in der Kassa.‘ Synergien würden sich durch die ‚großen‘ Beschaffungsstrukturen bei PBS ergeben. Indessen werden in den Libro-Filialen die ersten Lücken im Sortiment evident. Die Unternehmensberatung Roland Berger sieht einen Bedarf von 1,1 Mrd. S für die Restrukturierung vor. Laut Brancheninsidern sei dies ‚wahrscheinlich die Untergrenze‘. Ein deutscher Verleger prognostiziert: 300 Mio. DM (2,1 Mrd. S) ‚sind das Allernotwendigste‘.“ In Österreich werden drei Amadeus-Standorte geschlossen – laut von der „Presse“ zitierten Insidern soll es sich dabei um jene Filialen im Wiener Kaufhaus Steffl, in Wien-Floridsdorf und in Innsbruck handeln. Zudem werden die Forderungen gegenüber der Online-Tochter lion.cc im Ausmaß von rund einer halben Mrd. S in ein nachrangiges Darlehen umgewandelt. Bereits Anfang der Woche hatte der Standard gemeldet, dass Libro-Chef André Rettberg persönlich vor einem Finanzdesaster stehe: „Rettberg, der bereits seit dem Börsengang an Libro beteiligt ist, soll aus privaten Geschäften Bankschulden in zweistelliger Millionenhöhe angehäuft und diese mit – mittlerweile praktisch wertlosen – Libro-Aktien besichert haben. Seine Außenstände dürften sich allein bei der Creditanstalt auf 30 Mill. S (2,18 Mill. Euro) belaufen.“ „

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