Griechischem Verleger von Haderers Jesus-Satire droht Haftstrafe / Protest des Ueberreuter-Verlags

Dem griechischen Verleger von Gerhard Haderers „Das Leben des Jesus“, Nikos Chatzopoulos von OXY Publishing droht ein Gerichtsverfahren und eine Haftstrafe bis zu zwei Jahren . Das Buch wurde in den griechischen Buchhandlungen beschlagnahmt. Wie uns der Ueberreuter-Verlag Wien BuchMarkt mitteilt, versucht man zur Zeit, der griechischen Staatsanwaltschaft zu vermitteln, dass eine Anklageerhebung weder in den deutschsprachigen Ländern, noch in den Ländern in denen bis dato das Buch erschienen ist (Korea, Frankreich, Ungarn) erfolgt ist. „Wir haben Oxy versprochen, die deutschen Medien auf den Fall aufmerksam zu machen“, so Dr. Fritz Panzer, Geschäftsführer.
Der dpa wurde folgende Stellungnahme übermittelt:

Es ist empörend und ein Fall für den Europäischen Gerichtshof, wenn ein satirisches Buch beschlagnahmt wird, sein Verleger wegen der Publikation vor Gericht gezerrt werden soll und ihm zwei Jahre Haft drohen. Ein Verlag ist ein Unternehmen, das dafür einsteht, daß seine Autoren ihre Meinung sagen dürfen und können. Das ist die Grundlage jedes Medienunternehmens. Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um unseren Kollegen in Griechenland beizustehen.
Im Buch „Das Leben des Jesus“ wird niemand persönlich beleidigt oder gekränkt. Es geht nur um die Frage, ob historische Figuren – in einem Buch, das übrigens niemand lesen muß – anders gesehen werden dürfen, als sie von einer Institution, in diesem Fall der Kirche in Griechenland, gesehen werden. Das Jesus-Bild von Gerhard Haderer ist anders – und humorvoller – aber genauso legitim wie das Jesus-Bild jeder Glaubensgemeinschaft. Verlangt werden Sanktionen für jemanden, der anderer Meinung ist als die von einer Kirche, Sekte oder Religionsgemeinschaft für ihre Mitglieder vorgeschriebene. Wenn ein Staat diesem Verlangen nach Zensur nachgibt und Autor und Verleger vor Gericht stellt, ist das ein Armutszeugnis für die demokratische Kultur dieses Landes. Noch überraschender empfinde ich die Reaktion der griechischen Justiz, weil gerade Griechenland als Wiege der europäischen Kultur gesehen wird – und weil dort die bedeutendsten europäischen Philosophen gelebt haben – die ihren Göttern damals viel kritischer gegenüberstanden als es heute scheinbar der Fall ist.
Mit der Argumentation der „Verletzung religiöser Gefühle“ kann dieser Schritt der Justiz wohl nicht begründet werden. Denn jeder weiß, daß in der Literaturgeschichte eine ganze Reihe von Büchern erschienen sind, die die „persönlichen religiösen Gefühle“ vieler Katholiken weit mehr verletzen würden, würden sie sie nur lesen. Eigene Meinungsbildung ein Merkmal von Diskussionskultur und heute sollte allem Menschen klar sein, daß (auch satirische) Kritik an der Institution Kirche und ihren Funktionären nichts mit der Verletzung von religiösen Gefühlen zu tun hat.

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