„Ende der Hypnose. Vom Netz und zum Buch“ – ein Plädoyer von Roland Reuß

Ein solches Buch hat es lange nicht gegeben – und dabei ist es längst überfällig: Abgewogen und doch leidenschaftlich argumentierend für die Kultur des Buches statt geifernd sich in Kommentarfunktionen austobend:
Stroemfeld hat die brillante Analyse Ende der Hypnose. Vom Netz und zum Buch von Prof. Roland Reuß, streitbarer Literaturwissenschaftler und mit Peter Staengle Herausgeber der Franz Kafka-Faksimile-Edition, veröffentlicht: ein kleines bibliophiles Taschenbuch, in dem nicht allein die vielbeschrieenen gesellschaftliche Folgen der Digitalisierung reflektiert werden; Reuß brilliert mit Argumenten für’s gedruckte Buch und Lesen, die jeder in der Branche kennen sollte. Deshalb zitieren wir hier auch an den folgenden Freitagen ein paar Kernsätze und weisen darauf hin: Sie ersetzen keinesfalls die Lektüre des ganzes Werkes:

Seite 92
Mangelndes Bewußtsein davon, was ein Buch ausmacht, ist kein neues Phänomen. Das ‚Netz‘ hat die Krise der Buchkultur … nur verstärkt und ihre Auswirkungen beschleunigt… Das Schlimmste freilich sollte hier erst noch kommen. Und in diesem Bereich ist es, wo Verlage die größten Fehler gemacht haben… Wissenschaftliche Verlage ohne Lektorat, die die typographisch ungeschulten Autoren alles selbst ‚setzen‘ lassen; Ausstattungen, die zum Himmel schreien; Buchblöcke, die bei einmaligem Öffnen brechen; nicht selten neuerdings bläulichweißes, gestrichenes Papier, lesephysiologisches Augenpulver ohne jeden haptischen Charme. Man ist, allerdings mit bedeutenden Ausnahmen, im Schnitt wieder auf dem Stand von 1880.

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