„Ende der Hypnose. Vom Netz und zum Buch“ – ein Plädoyer von Roland Reuß

Ein solches Buch hat es lange nicht gegeben – und dabei ist es längst überfällig: Abgewogen und doch leidenschaftlich argumentierend für die Kultur des Buches statt geifernd sich in Kommentarfunktionen austobend:

Stroemfeld hat die brillante Analyse Ende der Hypnose. Vom Netz und zum Buch von Prof. Roland Reuß, streitbarer Literaturwissenschaftler und mit Peter Staengle Herausgeber der Franz Kafka-Faksimile-Edition, veröffentlicht: ein kleines bibliophiles Taschenbuch, in dem nicht allein die vielbeschriebenen gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung reflektiert werden; Reuß brilliert mit Argumenten für’s gedruckte Buch und Lesen, die jeder in der Branche kennen sollte. Deshalb zitieren wir hier auch an den folgenden Freitagen ein paar Kernsätze und weisen darauf hin: Sie ersetzen keinesfalls die Lektüre des ganzes Werkes:

Seite 107
An der Westseite der von Joseph Durm über und über mit Buch- und Verlagssymbolen ausgestatteten Heidelberger Universitätsbibliothek steht in großen Versalien – ganz oben unterhalb des Firstes, für menschliche Augen fast nicht mehr gemacht (schon gar nicht heute, wo die Einfahrt einer Tiefgarage daran hindert, einen Standpunkt zu finden, von dem aus man die Goldschrift lesen kann) – „INTER FOLIA FRUCTUS.“ Ich frage mich, was man mit dieser inscriptio anfängt, wenn erst einmal die Pläne der Bibliotheksleute in Erfüllung gehen und sie nur noch ausdehnungslose Dateien (‚Medien‘) verwalten, weil Bücher Mühe machen und angeblich so veraltet sind. Übertünchen? Oder doch gleich den Bibliotheksquader abreißen?
Die dreidimensionale reife Frucht, Geist, im Zwischenraum materiell anfaßbarer Blätter: Codex im Licht des dritten Verses aus dem ersten Psalm. Greifen bewachen die Devise, Greifen und Löwen.

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