„Ende der Hypnose. Vom Netz und zum Buch“ – ein Plädoyer von Roland Reuß

Ein solches Buch hat es lange nicht gegeben – und dabei ist es längst überfällig: Abgewogen und doch leidenschaftlich argumentierend für die Kultur des Buches statt geifernd sich in Kommentarfunktionen austobend:

Stroemfeld hat die brillante Analyse Ende der Hypnose. Vom Netz und zum Buch von Prof. Roland Reuß, streitbarer Literaturwissenschaftler und mit Peter Staengle Herausgeber der Franz Kafka-Faksimile-Edition, veröffentlicht: ein kleines bibliophiles Taschenbuch, in dem nicht allein die vielbeschrieenen gesellschaftliche Folgen der Digitalisierung reflektiert werden; Reuß brilliert mit Argumenten für’s gedruckte Buch und Lesen, die jeder in der Branche kennen sollte. Deshalb zitieren wir hier auch an den folgenden Freitagen ein paar Kernsätze und weisen darauf hin: Sie ersetzen keinesfalls die Lektüre des ganzes Werkes:

Niemals vorher ist in der Neuzeit die Kurzsichtigkeit im Kampf mit der Vorgängergeneration so groß gewesen wie heute, nicht 1519, nicht 1776, nicht 1789, nicht 1919, nicht 1967/68: Man nimmt, unfähig dazu, um die nächste Ecke zu schauen, die Eliminierung verantwortlicher und unabhängiger Autorschaft (sie ist bei aller Flexibilität ans Buch gebunden), den Zusammenbruch des Verlagsbereichs und den Kollaps des nichtmonopolistischen Buchhandels in Kauf und arbeitet unbewußt und unentgeltlich jenen global agierenden Konzernen in die Hände, die sich das kulturelle Gedächtnis im Horizont des zynisch-spätkapitalistischen ›Geschäftsmodell‹-Denkens einverleiben wollen. ›Kollateralschaden‹: die Liquidation eigensinnigen, nonkonformen, konkreten Subjektseins (Liquid democracy – ein schön doppeldeutiges Schlagwort übrigens auch für badbanker).

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