Düsseldorf: Krimiautor Horst Eckert bleibt rotes Tuch für Stadtverwaltung

Ein absurdes Spiel erlebten Journalisten vorgestern auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Es ging um die Ankündigung einer Kriminacht am 12.8. mit Horst Eckert, doch der Name des Autors wurde selbst auf Nachfrage nicht genannt oder bestätigt.

Der Hintergrund: Die Stadtverwaltung, Sponsor der Lesung, hatte den Veranstaltern (Kultursalon Düsseldorf) einen Maulkorb verpasst – Nachwehen des Skandals um die Düsseldorfer Lesungs-Zensur im Frühjahr durch Oberbürgermeister Erwin, als dem OB der Inhalt einer Kurzgeschichte nicht gefiel („Wege zum Ruhm“ in: „Blutgrätsche“, Grafit) und er kurzerhand die seit Wochen mit Eckert vereinbarte Lesung absagen ließ [mehr…].

Offenbar fürchtete nun ein Beamter den erneuten Zorn seines Dienstherrn über den Auftritt Eckerts am Samstag, traute sich aber auch nicht, eine erneute Ausladung zu erzwingen. Kenner der Düsseldorfer Kulturszene sehen darin ein Zeichen für das Klima der Angst, das in der angeblich weltoffenen NRW-Landeshauptstadt herrscht. Und der Maulkorb wirkte: Die Veranstalter, abhängig von Zuwendungen der Stadt, schwiegen über den Namen des von ihnen eingeladenen Autors, so lächerlich es während der Pressekonferenz auch wirkte.

Natürlich zwecklos: Flyer und Presse melden unterdessen den Auftritt Eckerts. Vollends unverständlich erscheint die Affäre obendrein, denn Eckert hatte gar nicht vor, die missliebige Kurzgeschichte zu lesen, sondern aus seinem aktuellen Roman „617 Grad Celsius“ (Grafit), in dem nicht ein korrupter Oberbürgermeister, sondern ein Ministerpräsident zu den Bösewichten zählt.

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