Das Feuilleton hat sein Thema: Peter Handke und der Heine-Preis – Handke revidiert viele Aussagen

Am 22. Juni 2006 erst fällt offiziell die Entscheidung, ob Peter Handke den Heinrich-Heine-Preis erhalten soll oder nicht. Doch gestern bereits haben sich drei Fraktionen, die im Düsseldorfer Rathaus die Mehrheit haben, darauf geeinigt, dass sie nicht für den Heine-Preis an Handke votieren werden.

Begründet hat das Manfred Neuenhaus, Geschäftsführers der FDP-Ratsfraktion damit, dass sich der österreichische Autor zu dem Diktator und Menschenrechtsverletzer Milosevic bekannt habe. „Wir sind der Auffassung, daß Handke sich mit seinem öffentlichen Verhalten einem autoritären, verbrecherischen Regime angedient hat“, sagte er.

Dennoch: Es bleibt noch Zeit für das Feuilleton, lebhaft zu debattieren. Zum einen wie die Entscheidung tatsächlich ausfällt und wer den Preis denn an Stelle bekommen soll. Dabei wird auch offen darüber geredet, den Preis im 150. Todesjahr seines Namensgebers gar nicht zu verleihen. Insgesamt kommt durchaus ein diffferenzieretes Bild zustande.

So schreibt Thomas Steinfeld in der Süddeutschen Zeitung was alles nicht geht: Nicht, dass der Bürgermeister jetzt schon bei Handke anruft und ihm ausrichtet, dass er den Preis nicht bekommen wird, nicht, dass sich jetzt schon einige Jury-Mitglieder von ihrer Entscheidung distanzieren und nicht, dass sich jetzt Politiker aller Colleur aufregen. Und weiter lässt sich in der nachlesen, welche Aussagen Handke revidiert habe, schon lange. Und zitiert Handke:
„Es stimme nicht, dass er die während der jugoslawischen Kriege verübten Massaker verleugnet habe, auch nicht das von Srebrenica. Er habe Slobodan Milosevic nicht als Opfer bezeichnet, und den Vergleich zwischen Serben und Juden, der ihm, wie er sagt, in der großer Aufregung und in einer fremden Sprache unterlaufen sei, habe er umgehend als „Un-sinn“ revidiert – und diese Revision zudem mehrfach wiederholt, zuletzt in einem Artikel für die französische Tageszeitung Libération vom 22. Mai dieses Jahres.“

Die taz beschreibt unter dem Titel „Anschwellender Handke-Gesang“ die Merwürdigkeiten rund um die Preisverleihung, wie schnell einige Jurymitglieder von ihrer Entscheidung abgerückt sind, sich von zwei Jurymitgliedern überrannt fühlten und gegen die Gepflogenheiten die Öffentlichkeit gesucht haben. In seinem taz-Kommentar schreibt Daniel Haufler: „Heine hat Handke zwar nicht verdient und Handke nicht den Heine-Preis. Aber Heine hätte zweifellos die politische Kontrolle einer unabhängigen Jury abgelehnt. Diese Form von Zensur wäre erheblich schlimmer, als den Preis dem Falschen zu verleihen.“

„Erst lesen, dann urteilen“, diesem Einwand von Handke, aber auch von Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin hebt die Deutsche Welle http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2036247,00.html in ihrer Berichterstattung hervor. Demnach hat Erwin die Aussagen von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in diesem Zusammenhang als „peinliche Entgleisungen“ kritisiert.

Die Öberösterreichischen Nachrichten zitieren Elfriede Jelinek und Robert Menasse, die entsetzt über die Reaktionen der Politiker seien. Beide nennen die Verweigerung des Preises an den Österreichischen Schriftsteller Handke einen „Skandal“. Jellinek, selbst Heine-Preisträgerin, im österreichischen Standard: „Viele Dinge, die Handke vorgeworfen werden, hat er ja schon selbst entkräftet. Ich finde diesen Brei aus Halbwahrheiten ziemlich unappetitlich.“

Die ganze Aufregung in den Komentarspalten der deutschen Presse lässt sich auf Spiegel Online http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,418294,00.html nachlesen

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert