Betriebsvergleich 2005 ist raus – Leicht verbesserte Ertragslage im Buchhandel – Unsicherheit bezüglich Liberalisierung

Eine Studie des KMU-Instituts an der Universität St. Gallen im Auftrag des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbandes SBVV zeigt, dass sich die Ertragslage der Buchhandlungen in der Schweiz in den letzten beiden Jahren leicht verbessert hat. Allerdings geht aus einer erstmaligen Befragung zur Liberalisierung hervor, dass sich die Buchhändler durch diese stark bedroht fühlen.

Der durchschnittliche Umsatz der Vergleichsteilnehmer beträgt im Jahr 2004 1.5 Mio. CHF, was praktisch gleich hoch ist wie im Vorjahr. Knapp ein Sechstel dieses Jahresumsatzes wird im Dezember erzielt. Im Jahr 2004 beträgt die durchschnittliche Umsatzrendite 1.6%, die Gesamtkapitalrendite 5.9% und die Eigenkapitalrendite 12.4%. Über sieben Jahre betrachtet sind die Werte seit 1998 nur leicht gestiegen und bewegen sich in engen Bandbreiten. Weiterhin sind die mittelgroßen Unternehmen unter Druck, denn in allen relevanten Renditekennzahlen schneiden sie schlechter ab als die großen und kleinen Unternehmen. Es lässt sich jedoch feststellen, dass mittelgroße Buchhandlungen, welche in einer Stadt an einer Nebenverkehrslage liegen und über ein spezialisiertes Sortiment verfügen, überdurchschnittlich erfolgreich am Markt agieren. Dieser Typ von Buchhandlung hat klar weiteres Potential.

Die Buchhandlungen weisen weiterhin eine solide Finanzierung mit rund 43% Eigenkapital auf, auch die Liquidität ist auf einem ansprechenden Niveau. Bei den Kostenstrukturen ist festzustellen, dass der Anteil der Löhne für Mitarbeitende, die nicht im Verkauf tätig sind, deutlich gestiegen ist. Dies weist nicht nur auf eine gestiegene administrative Belastung hin, sondern auch auf die Kosten für den Unterhat von Online- Shops. Der weiterhin wichtigste Kostentreiber sind die Personalkosten, welche im Durchschnitt rund 22% des Umsatzes ausmachen.

Die Arbeitsproduktivität ist über die sieben untersuchten Jahre ziemlich konstant geblieben, trotz unterschiedlicher Teilnehmer. Der Umsatz pro Mitarbeiter beträgt im 7-Jahresmittel Fr. 309’700.-. Die im Verkauf tätigen Mitarbeiter erzielten im Mittel einen Umsatz von Fr. 368’200.- pro Verkaufsmitarbeiter. Über alle Vergleichsunternehmen wird das Lager 6.4 mal pro Jahr umgesetzt. Die Lagerbestände der Vergleichsbetriebe sind im Durchschnitt auf rund die Hälfte des Einkaufspreises abgeschrieben.

Die Sortimente bleiben praktisch gleich zusammengesetzt. Sach- und Fachbücher machen nach wie vor den Großteil des Umsatzes aus, gefolgt von Belletristik. Der Verkauf von Sachbüchern verschiebt sich jedoch immer mehr aufs Internet. Das Internet wurde denn auch als Absatzkanal erkannt, heute haben rund 77.5% der an der Umfrage teilnehmenden Buchhandlungen einen Internetauftritt. Dieser Wert lag vor 4 Jahren noch bei 37.5%. Die Buchhändler schätzen, dass sie dank dem Internet einen Mehrumsatz von rund 10% generieren. Im Vergleich zum stationären Buchhandel, wo ein Warenkorb von durchschnittlich 32 CHF gekauft wird, kaufen die Online Käufer im Durchschnitt für 57.5 Franken ein.

Die Buchhändler stehen einer Liberalisierung sehr kritisch gegenüber: Rund ein Drittel der Befragten geht davon aus, dass ihr Geschäft in einigen Jahren nicht mehr existiert, wenn der Buchmarkt vollständig liberalisiert würde. Und rund 81% der Buchhändler sehen in einer vollständigen Liberalisierung des Buchmarktes eher eine Gefahr als eine Chance. Einige Unternehmen haben jedoch vorbereitende Massnahmen ergriffen. So werden bereits Preisspielräume ausgenützt, Kalkulationsgrundlagen angepasst, Einkaufsgemeinschaften gebildet, oder Maßnahmen im Marketing ergriffen, welche auf eine Bereinigung und Neuausrichtung des Sortiments zielen. Es zeigt sich jedoch auch, dass die bestehenden Gestaltungsmöglichkeiten bei der Preissetzung nur von 38% der Unternehmen genutzt werden.

Obwohl nur 41 Buchhandlungen am Betriebsvergleich teilgenommen haben, ist die Aussagekraft des Vergleiches als genügend einzuschätzen. Dieser Anteil von 9.6% aller Buchhandlungen in der Deutschschweiz ist für Marktstudien prozentual gesehen ein relativ hoher Wert. Der kumulierte Umsatz aller Teilnehmer beträgt 55.8 Mio. Fr. was rund 12.3% des stationären Sortimentsbuchhandelsvolumens in der Deutschschweiz ausmacht.

Der Betriebsvergleich 2005 kann gegen Gebühr bei der Geschäftsstelle des SBVV bestellt werden. (Mitglieder SBVV CHF 49.-; Nichtmitglieder CHF 139.-, Branchenfremde: CHF 198.-, je exkl. MwSt.)

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