Anne Gesthuysen stellt bei KiWi ihren ersten Roman vor

Gerd Scobel, Anne Gesthuysen

„Jahrhundertroman“ liest man oft – und dann war’s wieder nur Marketing. Anders bei Anne Gesthuysen (Foto) und ihrem ersten Roman Wir sind doch Schwestern, der gestern bei Kiepenheuer & Witsch eine Vorabpräsentation erlebte: die Geschichte ihrer drei Großtanten, die zusammen 298 Jahre alt geworden sind.

Als Tante Katty mit 90 starb, war die Familie fast ein bisschen enttäuscht: In so jungen Jahren? Ihre Schwestern hatten es immerhin bis 104 und gar 105 geschafft. Aber Katty hatte vielleicht auch das aufregendste Schicksal dieser „Golden Girls vom Niederrhein“, wie die Autorin, bekannt vor allem als Moderatorin des ARD-Morgenmagazins, erzählte. Mit ihr auf der Bühne Moderatoren-Kollege Gerd Scobel, mit dem sie sich locker die Bälle zuwarf.

Eine ganz normale Jahrhundertgeschichte vom katholischen (und bigotten) Niederrhein wäre es geworden, wenn nicht der dazumal bekannte CDU-Politiker Heinrich Hegmann eine ganz besondere Rolle in dieser Familiengeschichte spielen würde („…ein bißchen Shades of Grey steckt auch in dem Buch“, so Gesthuysen). Aber: „Dieser Roman ist … kein Dokument der Wahrheit, wohl aber ein wahrhaftiges Dokument der Familiengeschichten.“ Die Anne Gesthuysen genauso saftig erzählt, wie sie sich zugetragen haben (und die die Profi-TV-Moderatorin auch genauso deftig vorzutragen versteht – also KiWis, denkt mal über ein Hörbuch nach!).

Kulminationspunkt – soviel sei hier verraten – ist der 100. Geburtstag der Tante Gertrud, bei dem die Zukunft der Tanten geplant werden soll – aber erstmal muss eben auch die Vergangenheit erledigt werden. Auf verschiedenen Zeitebenen gelingt der Autorin dabei nicht allein ein Porträt der Tanten und der Familie – ein ganzes Jahrhundert wird besichtigt und gehörig Staub aufgewirbelt vom katholischen Muff der 50er Jahre am Niederrhein.

Das Buch erscheint Anfang November.

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