Gestorben Werner Fingberg

Werner Fingberg

Werner Fingberg ist am 25. Februar im Alter von 90 Jahren verstorben. Helmut Lentfer erinnert an „seinen liebenswerten Kollegenfreund“:

Der sehr ehrenwerte Kollege, Werner Fingberg ( geb.10.12.1927), hatte 1948 die gleichnamige Buchhandlung im Bielefelder Stadtteil Brackwede gegründet und 45 Jahre lang zusammen mit seiner ebenso liebenswerten wie tüchtigen Ehefrau, erfolgreich geführt. 1993 haben die beiden ihre Firma in andere Hände übergeben und sich in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen.

Zu beiden, Werner und seiner lieben Frau Jutta, hat sich zwischen uns in den vielen Jahren unserer Zusammenarbeit und der späteren Gemeinschaft im Dürkheimer Kreis eine wunderbare, tiefe Kollegen- Freundschaft entwickelt.  Dabei war der Anfang reichlich holprig.

Als ich die Firma auf meiner ersten Reise an einem Montag im Januar 1979 besuchte, herrschte tiefer Winter (ja, so etwas gab es damals noch). Werner Fingberg war „schwer am Schneeschippen“ und der angekündigte Vertreterbesuch kam ihm da mehr als ungelegen. Sein Empfang war entsprechend frostig:  „Sie haben mir gerade noch gefehlt!“. Das war damals eine kalte Dusche für den vorher so erfolgsgewohnten Vertriebsleiter eines großen Verlages und den auf seiner ersten Reise noch völlig unerfahrenen Vertreterneuling…

Nun, die weitere Zusammenarbeit wurde dann um so angenehmer, was ich größtenteils seiner Frau zu verdanken habe. Sie war die Persona grata an der Front, Werner regelte alles andere. Ich lernte ihn erst nach und nach als besonders liebenswerten Zeitgenossen kennen, immer mit „einem Schalk im Nacken“. Eine Eigenschaft, die ich sehr an ihm gemocht habe und die er auch noch im hohen Alter hatte.

Zum 50jährigen würdigte die „Neue Wesfälische“ die Buchhandlung Fingberg mit einem Beitrag, in dem Werner Fingberg in seiner unvergleichlichen Art die Anfangsschwierigkeiten in den Eröffnungsjahren schildert . Daraus einer kleiner Auszug:

Als Werner Fingberg am 12. Dezember 1948 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, herrschte im Nachkriegsdeutschland noch bittere Armut.

„Das Geld , das die Leute über hatten, investierten sie lieber in Schokolade als in Bücher.“

Für 2,85 Mark war damals ein Schmöker zu haben. 400,- Mark Umsatz machte Werner Fingberg an seinem Eröffnungstag, etwa 100,- Mark täglich waren es in den darauffolgenden Monaten. Einnahmen von denen er kaum leben konnte. Gut, dass die Schwester nebenan ein Tabakgeschäft führte. Gemeinsam überstand das Geschwisterpaar die schweren Zeiten. Und sie sollten einige Jahre dauern.

„Erst kam die Schokolade, dann investierten die Leute in ihre Wohnungseinrichtung.“

Erst in den 50er Jahren ging es bergauf. Bücher mit neuer Papierqualität kamen auf den Markt, die alten wurden von den Buchhändlern in einer Gemeinschaftsaktion günstig verkauft….

Lieber Werner, Du warst mir viele Jahre ein sehr liebenswerter Zeitgenosse. Du und Deine tüchtige Jutta, Ihr habt Euer Leben gemeistert, wart nicht nur großartige Sortimenter, echte Buchhändler alter Schule sondern  auch überragenden Eltern. Ihr habt neben Eurem Geschäft noch drei wunderbare Söhne mit akademischer Ausbildung in ein sehr erfolgreiches Leben entlassen. Bewundernswert!

In meiner Erinnerung wirst Du, lieber Kollegenfreund, unvergessen bleiben.

 

 

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