Das Sonntagsgespräch Till Tolkemitt: Bei HardcoverPlus Bücher und E-Books kein Entweder-oder mehr

Die Verlage Haffmans & Tolkemitt und Rogner & Bernhard präsentieren mit dem Frühjahrsprogramm, das in diesen Tagen an Buchhändler und Journalisten verschickt wird, als „Weltneuheit“ ihre Antwort auf die E-Book-Diskussion: HardcoverPlus.

Christian von Zittwitz sprach mit Dr. Till Tolkemitt über diese Weltneuheit.

Till Tolkemitt

Herr Dr. Tolkemitt, was ist Ihre Weltneuheit?

Till Tolkemitt: Ab jetzt sind Bücher und E-Books kein Entweder-oder mehr. Alle Bücher mit dem Hardcover Plus-Logo werden fortan inklusive E-Book verkauft. Eigentlich ist das eine alte Idee, die ja auch sehr naheliegend ist – nur machen tut es eben bisher niemand. „Weltneuheit“ ist insofern auch etwas schmunzelnd gemeint.

Und wie geht das?

Hinten im Buch ist ein Code, mit dem das E-Book von der Internetseite der Verlage heruntergeladen werden kann – und zwar genau ein Mal.

Und der Preis?

Der steigt dadurch nicht, denn wenn man das normale, gedruckte Buch ohnehin produziert – und das werden wir auch weiterhin tun – dann kostet das E-Book fast nichts mehr in der Herstellung.

Die Idee ist also: So wie der Käufer einer CD seine Aufnahme auch mal auf seinem iPod hören möchte, kann er so auch eine Sicherungskopie auf seinem iPad für den Urlaub mitnehmen. Ich gebe zu: Ich hatte so eine Lösung viel früher erwartet…

Ja, das dachte ich auch… Wir müssen in dieser Branche einfach anfangen, vom Kunden, das heißt vom Leser aus zu denken. Die Musikindustrie ist zumindest auch daran zugrunde gegangen, dass sie es versäumt hat, ihren Käufern ein tolles Angebot zu machen. Diesen Fehler sollten wir nicht wiederholen. Es ist doch einfach so, dass die Leser – ich übrigens auch – beides lieben: Buch und E-Book. Das echte Buch habe ich zuhause, ich stelle es gerne ins Regal, ich lese es gerne im Bett und in der Badewanne. Aber wenn ich unterwegs bin, vielleicht nur 15 Minuten im Bus zur Arbeit fahre, dann will ich Dr. Schiwago doch nicht mitschleppen. Wenn ich es auf dem Reader habe, dann lese ich einfach an der Stelle weiter, wo ich gestern abend im Buch aufgehört habe. Und wir alle nehmen lieber den Reader mit auf die Alpenwanderung als ein gedrucktes Buch. Dennoch lieben wir das Buch weiterhin. Übrigens darf nicht vergessen werden, dass etwa jedes zweite gekaufte Buch in Deutschland verschenkt wird – ein Markt, der beim E-Book fast vollständig wegbrechen würde. Das heißt also, Menschen sind nicht Entweder-oder, sie mögen Bücher zum anfassen, verschenken, sammeln, und sie mögen E-Books, wenn sie unterwegs sind. Aber zweimal kaufen wollen Sie das Buch natürlich nicht.

Hat das Zögern der Branche auch rechtliche Gründe?

Zu unserem Erstaunen waren fast alle Rechtegeber, auch große deutsche, schweizer und englischsprachige Agenturen von der Idee begeistert. Besonders die Autoren lieben die Idee. Die Wiley Agency war die einzige, die nicht mitmacht – die wollen noch abwarten.

Die wollen mehr verdienen…

Das sagen die so nicht, aber ich denke das natürlich, etwa mit der Idee ein sog. „Bundle“. Das gibt es in den USA. Dort gibt es das Buch (30 $), das E-Book (20 $), zusammen gekauft anstatt 50 $ nur noch 40 $. Erstmal ist ein solches Bundle immer noch sehr teuer – man muss das selbe Buch zweimal kaufen. Vor allem aber würde ein solches Modell in Deutschland evtl. gegen die Buchpreisbindung verstoßen.

HardcoverPlus ist also kein Bundle?
Nein, das ist es nicht, ein Verstoß gegen die Preisbindung ist so ausgeschlossen. Das liegt auch daran, dass wir unsere Bücher nur entweder als HardcoverPlus – also als Buch mit E-Book – oder als reines E-Book verkaufen. Das „Nur-Buch“ wird es bei uns nicht mehr geben. Aber da der Preis eines HardcoverPlus nicht höher ist als der eines herkömmlichen Buch, kann das ja auch den Käufer nicht stören, der den E-Book-Download nicht nutzt. Er kann den Code im Buch einfach ignorieren.

Was heißt das jetzt für die Autoren?

Abgerechnet mit den Autoren wird wie beim normalen gedruckten Buch. Also normales Honorar. Unsere Autoren finden HardcvoverPlus fantastisch. Die finden, dass es ein wundervolles neues Produkt ist, was den Verkauf beflügeln kann.

Und für den Handel?
Das ist es ja, worauf wir stolz sind, ich glaube, das wäre das Ei des Columbus. Denn über HardcoverPlus kann auch der stationäre Buchhandel am E-Book Markt teilhaben.

Wenn andere, wichtige Verlage mitziehen…

Das würde ich sehr begrüßen. Weil es einfach ein tolles neues Produkt ist, was den Buchmarkt beleben und auch uns Verlagen ein Überleben sichern helfen kann. Ich würde mich freuen, wenn andere Verleger Kontakt mit uns aufnähmen – damit wir dem gleichen Produkt nicht 100 verschiedene Namen geben. Toll wäre es, wenn auch auf den Büchern anderer Verlage bald das HardcoverPlus-Logo wäre, dann wüsste irgendwann auch der Kunde gleich Bescheid.

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