Der Mann, der große Verdienste um die Öffentlichkeitsarbeit für das Buch hat Prof. Dr. Theo Schäfer (75)

Heute wird Prof. Dr. Theo Schäfer 75 Jahre alt. Ihm gratuliert BuchMarkt-Kolumnist Gerhard Beckmann:

Prof. Dr. Theo Schäfer: „Leipzig liest“ war seine große Idee

Hätte Theo Schäfer hundert Jahre früher gelebt, wäre er für seine Verdienste um Kunst und Literatur bestimmt von Kaiser Franz Joseph geadelt oder zum k.u.k. Hofrat ernannt worden. Die Republik Österreich, die den Adel abschaffte, hat ihn auf ihre Weise nobilitiert: Mit der Verleihung des Professorentitels.

So gern Theo Schäfer sich aber auch den mit allen Wassern der schönen blauen Donau gewaschenen Österreicher gibt, wurde er doch nicht als echtes Landeskind geboren. Als ich ihn als Studenten Mitte der 1960er in Erlangen kennenlernte, war er noch ein württembergischer Pfarrersohn (obwohl – sein Herz hatte er schon damals an und in Wien verloren.) Die abschätzigen Bemerkungen über seinen „Österreich-Spleen“ – man kann sie, wenn hier zu Lande von ihm gesprochen wird, auch heute noch hören – übersehen freilich etwas, das wohl nur einer  mitkriegt, der dort längere Zeit gelebt und gearbeitet hat: eine wie große Rolle die Kultur im öffentlichen Bewusstsein spielt und welch eine allgemeine, unmittelbare Bedeutung sie für die Identität der Österreicher hat. Es ist dieses Moment, das Theo Schäfer in besonderer Weise an Österreich fasziniert und österreichisch geprägt hat. Nur von daher, wage ich zu behaupten, ist auch die Eigenart und das Engagement zu verstehen, mit denen er in den 1990ern in Deutschland eine singuläre Leistung zustande bringen konnte.
Da kann ich doch gleich wieder die Stimmen im Hintergrund hören, die ihn schon immer bekrittelten. Und ich gebe zu, dass er mir mit seinem Sieben-Meilen-Stiefelschritt unter Megaphon-Lautbegleitung oft genug auf die Nerven ging. Es muss aber einmal ganz klar und unmissverständlich gesagt werden, welch hohe Verdienste er unserem Land erworben hat, weil er eben zu den Menschen gehört, die – um ein altes indisches Sprichwort abzuwandeln – so groß tun, dass es Mühe macht zu erkennen, wie groß sie sind.
Es ist nämlich so: Ohne Theo Schäfer wäre die Leipziger Buchmesse nie zu diesem ganz speziellen  {rocher de bronze} des deutschen Buch- und Kulturlebens geworden. Der besondere, ganz auf das Lesepublikum ausgerichtete Charakter dieser Messe geht auf nämlich auf die Veranstaltungsreihe „Leipzig liest“ zurück, die 2001, zehn Jahre nach ihrer Premiere, 8oo Autorenlesungen mit insgesamt 85.000 Besuchern zählte. Es war eine große Idee – von Theo Schäfer. Es war seine große Leistung, den Vorstand des Bertelsmann Clubs – dem er als Leiter der Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit als Mitglied angehörte – von dieser Idee zu überzeugen und dafür zu gewinnen, die dazu notwendige Organisation aufzubauen und (anfangs) mit jährlich einer halben Million Mark zu finanzieren. Und es war seinem Engagement und Geschick zu danken, dass deutsche Medien und Feuilletons dies Event unterstützten, für das am Ende die Leipziger Messe GmbH, die Stadt Leipzig, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels,  ausstellende Verlage und der Mitteldeutsche Rundfunk die Verantwortung übernommen haben.

Daran ist anlässlich seines heutigen Geburtstages noch einmal deutlich zu erinnern. Es sollte vielleicht mit einem Notabene zur Wiedererinnerung daran verbunden werden, dass die deutschen Buchclubs überhaupt ein wesentliches Rückgrat für die öffentliche BiIdung und Buchkultur in der Bundesrepublik Deuschland gewesen sind; so wie, im speziellen, der Bertelsmann Club mit „Leipzig liest“ doch wohl maßgeblich zur kulturellen Integration nach der Vereinigung beigetragen hat. 

Gerhard Beckmann

Kontakt Theo Schäfer: Theo.Schaefer@Kabsi.at

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