Das Sonntagsgespräch Bea Matz: „Über unsere Schmökerkisten schaffen es auch Bücher, die keine Schulbücher sind, in die Schule“

Das Team Schmökerkisten

Mit Schmökerkisten hat das Berliner Bildungsunternehmen SWIM ein lese- und buchbasiertes Bildungskonzept geschaffen das an über 100 Schulen schon erfolgreich zum Einsatz kommt. Wir sprachen mit den beiden Machern Bea Matz und Robert Greve.

BuchMarkt: Was genau sind die Schmökerkisten?

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Schmökerkisten: Die Schmökerkisten sind themenbezogene Buch- und Materialsammlungen von 25 bis 30 unterschiedlichen Medien. Es sind literarische Bücher, Sachbücher, CDs, DVDs und Spiele, aufbereitet für einen sprach-und leseförderlichen Unterricht. Die Kisten sind jedoch weit mehr als die Summe ihrer Bücher. „Veredelt“ wird die Sammlung durch umfangreiches didaktisches Material aus Anregungen für die Unterrichtsgestaltung, Projektvorschlägen, Inhaltsverzeichnissen, Leseaufgaben in den Büchern und zahlreichen Kopiervorlagen.

Welche Ziele verbinden Sie mit dem Konzept der Schmökerkisten?

Unser Hauptanliegen ist die Stärkung der Sprachförderung in Bildungsinstitutionen – und damit die direkte Unterstützung von Schülern. Sprache ist Teilhabe – das gilt sowohl für deutsche Schüler als auch für Schüler mit Migrationshintergrund. Die Kisten haben wir so gestaltet, dass die Lehrkräfte in ihren vielfältigen Anforderungen unterstützt werden. Die Schmökerkisten sind so konzipiert, dass sie nach nur einer halben Stunde Vorbereitungszeit durch die Lehrkraft einsetzbar sind. Durch die Prinzipien der Binnendifferenzierung und die motivierenden Materialien eignen sich die Kisten gut für den Einsatz in heterogenen Klassen.

Wie erarbeiten Sie die Schmökerkisten? Sind bei der Zusammenstellung einzelne Verlage unmittelbar beteiligt?

Die Themen der Schmökerkisten wählen wir nach Rücksprache mit Schulen – und natürlich in Anlehnung an die Vorgaben der Lehrpläne. Konkret sieht das so aus, dass wir zu dem jeweiligen Thema Medien recherchieren und detailliert vor Ort prüfen. Dabei achten wir auf Qualität des vermittelten Inhalts, sprachliche Besonderheiten und eine zeitgemäße Gestaltung. Es kommt bei vielen Schulen sehr gut an, dass wir damit einen Querschnitt aus vielen Verlagsprogrammen bilden. Die Unterstützung der Verlage ist uns natürlich sehr willkommen – sei es für gemeinsame Veranstaltungen oder die Zusendung von Prüfexemplaren. Nachdem die Buchauswahl steht, erarbeiten unsere Pädagoginnen die Unterrichtseinheiten und das didaktische Material zu jeder Kiste.

Wie setzen Schulen die Kisten ein?

Die Kisten werden einerseits im Regelunterricht eingesetzt, d.h. die Lehrkraft nimmt die Kiste mit in die Klasse. Zur Bearbeitung des Themas werden die Medien an die Schüler verteilt. Häufig stellen auch Schulbibliotheken die Kisten zur Verfügung. Dort können sie in freien Zeiten, Regenpausen oder dem Bibliotheksbesuch nach dem Unterricht genutzt werden. Aber auch Lesepaten setzen Kisten vor Ort ein oder AGs leihen sie aus – z.B. ist die Pflanzenkiste bei Schulgarten-AGs sehr beliebt.

Wie ist die Resonanz auf die Kisten?

Die Schmökerkisten kommen sehr gut bei Verantwortlichen und Lehrkräften in Schulen, Kitas und Bibliotheken an. Ein Grund ist, dass die Kisten die Lehrkräfte spürbar entlasten. Dazu trägt das Konzept der Kisten bei, dass sie alles in einem Paket anbieten. Das heißt, sie nehmen die Kiste mit in den Unterricht, verteilen die Bücher, legen die Arbeitsmaterialien aus und können unmittelbar mit der Vermittlung des Stoffes beginnen. Die zahlreichen Vorschläge und Tipps, die der Kiste beiliegen, sorgen dann noch für die entsprechende sprachliche Aufarbeitung des Themas. So gelingen die Vermittlung von Schulstoff und Sprachförderung gleichzeitig. Dass wir zu unserem didaktischen Material nur beste Rückmeldungen erhalten, freut uns natürlich sehr. Zudem wird von den Lehrkräften die Binnendifferenzierung und die liebevolle Materialauswahl besonders hervorgehoben.

Womit verdient Schmökerkisten sein Geld?

Wir müssen uns als eigenständiges Projekt selber finanzieren. Das heißt, dass wir auch unsere Mitarbeiter aus den Erlösen der Kisten bezahlen müssen. Dabei leben wir vom Verlagsrabatt, den wir erhalten.

Wie reagieren Verlage und Buchhandlungen?

Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich und wir sind noch zu jung, um hier ein abschließendes Bild vermitteln zu können. Einige Verlage sind sehr interessiert an der Zusammenarbeit und unterstützen uns, denn über Schmökerkisten schaffen es auch Bücher, die keine Schulbücher sind, in die Schule. Durch die Beschäftigung vor allem mit Kinder-und Jugendbuch wissen wir natürlich, dass es viele Bücher gibt, die geeignet sind, in der Sprachförderung eingesetzt zu werden. Von einigen Buchhändlern wissen wir, dass sie die Schmökerkisten nicht als Konkurrenz, sondern als qualifizierte Werbung sehen. Denn die Kinder arbeiten in den Schulen mit interessanten Titeln. Und manche Kinder sind so fasziniert, dass sie diese Bücher auch privat haben möchten – dann führt der Weg in eine Buchhandlung. Hier sehen wir uns durchaus auch als Promoter von guten Büchern für Kinder und Jugendliche.

Wie vertreiben Sie die Kisten?

Auf unserer Homepage sind alle lieferbaren Themen und Angebote einsehbar. Da jede Kiste 25 bis 30 verschiedene Medienprodukte enthält, die alle im Handel erhältlich und preisgebunden sind, sind auch die Kisten nicht ganz billig. Wenn also Schulbudgets schon erschöpft sind, erleben wir es häufig, dass engagierte Lehrer die Fördervereine ihrer Schulen aktiviert oder Spenden gesammelt haben. Leichter ist es z.Zt. bei allen Sprachfördermaßnahmen mit eigenen Budgets z.B. für Flüchtlinge und Migranten. Hier ist besonders die Kiste „Deutsch als Zweitsprache“ sehr beliebt. In manchen Fällen besprechen wir auch mit Schulen und Bildungseinrichtungen individuell, welche Finanzierungsmöglichkeiten es noch gibt.

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