Ein Thema, dass den Buchhandel spalten kann Darf und kann der Buchhandel mit Amazon kooperieren?

Bisheriger LG Buch Aufkleber

Das Experiment wird wiederholt: Ende Juni werden die Leistungsgemeinschaft  Buchhandel (LG Buch) und die  IG Unabhängiges Sortiment (IGUS) zum zweiten Mal ihre Jahrestagung gemeinsam abhalten. Doch es brodelt hinter den Kulissen:

Wenn sich diese beiden buchhändlerischen Interessengruppen in diesem Jahr vom 23. Juni bis 25. Juni wieder in Mannheim im Leonardo Hotel treffen, wird es bei aller Harmonie – das ist heute bei einem Pressegespräch deutlich geworden – nicht nur um beinharte Interessen (der Richtsatz der LG Buch eG ist auf deren Webseite nachzulesen: „Für einen starken unabhängigen Buchhandel“) gehen, sondern auch um Richtungskämpfe, wie man künftig die „Stärke im gemeinsamen Handeln verwirklicht und entfaltet“. Und darin steckt Sprengstoff.

Denn: Ein jetzt in der LG Buch kursierender Vorschlag, den bisherigen Türaufkleber 1A Qualitäts-Buchhandlung (s. Abb. oben) durch das Qualitätsversprechen „Unsere Bücher jetzt amazonbewertet“  abzulösen, macht deutlich, dass ein tiefer Riss durch die LG Buch geht, der angesichts der stark divergierenden Auffassungen für das künftige Handeln die diesjährige Tagung überschatten und auch die Mitglieder der IGUS anstecken könnte.

Wird der alte Aufkleber abgelöst?

Eine starke Fraktion innerhalb der Leistungsgemeinschaft hat sich jedenfalls, wenn man den heute vorgestellten Aufkleber-Entwurf richtig deutet, dafür entschlossen, statt Konfrontation die Umarmung mit Amazon zu suchen – weil man  begriffen habe, wie sehr die Buchbewertungskompetenz des Online-Riesen inzwischen bei den Kunden geschätzt wird. Im Pressegespräch heute hat LG-Buch Geschäftsführer Dr. Michael Fürtjes verraten, dass ein Test in zehn ausgewählten LG Buchhandlungen (in denen alle Bücher mit der jeweils aktuellen Sterne-Bewertung von Amazon gekennzeichnet waren) zu deutlichen Umsatzsteigerungen geführt habe. Hier spalten sich jetzt aber die Gemüter, rührt das doch tief an das buchhändlerische Selbstbewusstsein, an das der Philosoph Peter Sloterdijk im Interview mit Börsenblatt-Chefredakteur Dr. Torsten Casimir nach der o.a. ersten gemeinsamen Tagung der beiden Gruppierungen erinnert hatte:

„ Die beste Immunisierung (gegen Depression, M.F.) für den Buchhändler besteht darin, dass er selber Sortimentskompetenz zeigt: dass er ein leidenschaftlicher Leser ist, der seinen eigenen Geschmack in das Sortiment projiziert und auf diese Weise zu einem Partner des Publikums wird. Der Buchhändler soll wie ein Sommelier zwischen den Weinstöcken und den Gläsern stehen. Er muss die literarischen Ströme besser dekantieren. Sobald das qualitative Element sich mit der Ausübung des Berufs untrennbar verbindet, entsteht ein metierspezifischer Stolz – und Stolz ist das stärkste Antidepressivum.“

Darf, soll der Buchhandel seine Deutungshoheit aufgeben? Die Tagung im Juni verspricht spannend zu werden.

Kommentare (2)
  1. Liebe Kollegen vom BuchMarkt,
    nach meinen Informationen will der stationäre Buchhandel noch viel enger mit amazon kooperieren.
    Aus reiner Liebe zum Kunden und um den Servicegedanken auf die Spitze zu treiben, empfehlen manche Buchhändler ihren Kunden mit Rückenbeschwerden, das gewünschte Buch dirket bei amazon zu bestellen. Diese müssen die eventuell schwere Ware dann nicht nach Hause tragen.
    Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, dass nicht nur der Versandhändler amazon diese Maßnahme begrüßt, sondern auch eine Reihe von Krankenkassen.
    Dr. Jürgen Pütz
    Pütz-Kommunikation

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert