Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – Dezember 2017

Kalkowski
Der Kaffeehaussitzer in seiner natürlichen Umgebung Foto: © Vera Prinz

Monatsrückblick Dezember. Dabei habe ich doch gerade erst den November-Rückblick geschrieben? Unglaublich, wie schnell die letzten zwölf Monate vergangen sind. Auch die Feiertage und das Weihnachtsgeschäft liegen hinter uns und dieses Stichwort ist ein wunderbarer Einstieg in diesen Monatsbericht.

Stefanie Leo, die Bücherkinder-Macherin, ist seit einigen Monaten als Teilzeit-Buchhändlerin in der Buchhandlung Schatzinsel in Solingen-Ohligs tätig. Über die Eindrücke von ihrem ersten Weihnachtsgeschäft berichtet sie in ihrem Blog Lesen/Leben/Lachen.

Apropos Weihnachtsgeschäft: Simone Stratil beklagt auf Papiergeflüster ein Phänomen, das mir selbst auch schon oft aufgefallen ist. Denn obwohl Gutscheine zu den beliebtesten Geschenken gehören, kennen viel zu wenig Kunden den Bücherscheck – gerade bei jüngeren Buchlesern habe ich dies schon sehr oft festgestellt. Diese seit Jahrzehnten bewährte Idee sollte doch bitte viel, viel offensiver kommunziert werden. Unbedingt. Und nicht nur zu Weihnachten.

Kaum ist das Jahr zu Ende, sind die Frühjahrsprogramme der Verlage am Start. Welche Bücher kommen auf uns zu? Welche neuen Autoren gibt es zu entdecken? Welche neuen Werke bereits bekannter Namen? Immer wieder findet man in Blogs Ausblicke auf die neuen Programme. Die beiden Beiträge, in denen ich am meisten Lese-Anregungen gefunden habe, gibt es auf Ilja Regiers Blog Muromez und in Constanze Matthes‚ Blog Zeichen & Zeiten.

Im Dezember habe ich in zwei Blogs, die ich sehr schätze, über das gleiche Buch so diametral unterschiedliche Meinungen gelesen, dass mich das sehr neugierig auf Juli Zehs Roman „Leere Herzen“ gemacht hat. Tobias Nazemi schreibt darüber auf buchrevier: „Leere Herzen ist ein radikales, aufwühlendes und nachdenklich stimmendes Buch. Nicht jeder wird es mögen.“ Im Blog Zeilensprünge kommt Gerrit ter Horst dagegen zu dem vernichtenden Fazit, dass Juli Zeh „den vielleicht dümmsten Roman des Jahres“ geschrieben hat. Jetzt bin ich sehr gespannt, was ich von diesem Werk halten werde.

Die Buchreihe Paper Princess hat für viel Aufregung in zahlreichen Blogs und in den sozialen Medien gesorgt. Der Bloggerin Madame Lustig ist nun der Kragen geplatzt und sie hat sich ihrem Ärger auf ihrem Blog Kunterbunte Flaschenpost Luft gemacht, da sich „immer mehr Leute herausnehmen, anderen Lesern zu sagen, was sie lesen dürfen und was nicht. Und das in einer Lautstärke, die einfach nicht mehr zu überhören ist.“ Es ist ein sehr fundierter Beitrag geworden – und hat eine beeindruckend umfangreiche Diskussion im Blog angestoßen. Manche Diskussionsbeiträge sind dabei fast länger als der Blogpost selbst.

Auf eine vollkommen andere Baustelle schickt uns Lars Hartmann auf seinem Blog AISTHESIS. Er beschäftigt sich dort seit einiger Zeit regelmäßig mit der Debatten(un)kultur zwischen Rechts und Links. In einem aktuellen Beitrag nimmt er nun das Pamphlet „Mit Linken leben“ auseinander, nachdem er letzten Monat bereits das Buch „Mit Rechten reden“ seziert hatte.

Es wird wieder literarisch. Im Blog Schwarzaufweiss habe ich eine wunderbare Besprechung von John Williams‚ Roman „Butcher’s Crossing“ gefunden. Das Buch steht schon längst auf der Leseliste, aber nach diesem Beitrag auf jeden Fall auf einem der Plätze ganz oben.

Auf Kaffeehaussitzer wird das Buch „Hillbilly-Elegie“ von J. D. Vance vorgestellt. Und geschildert, wie aus der Lektüre dieses autobiographischen Werkes über das Verschwinden der amerikanischen Arbeiterklasse ein regelrecht atemberaubendes Leseerlebnis wurde.

Im Blog Sätze & Schätze stellt Bloggerin Birgit Böllinger drei wenig bekannte Literaturzeitschriften vor – wer etwas Besonderes sucht, ist dort genau richtig. Feine, ambitionierte und unterstützenswerte Projekte.

Buchtrailer gibt es zwar auch auf dem deutschen Buchmarkt schon seit ein paar Jahren, der große Durchbruch als Marketinginstrument war bisher aber noch nicht zu beobachten. Zu diesem Thema hat Isabella Caldart für ihren Blog novellieren Melanie Hauke und Nina Lorenzen interviewt. Es sind die Gründerinnen des Start-ups nXm, die begonnen haben, in der Buchtrailerwelt mitzumischen und von denen wir noch einiges erwarten dürfen. Spoiler: Ein interessantes und sympathisches Gespräch.

Mit einem Verlagsbesuch möchte ich diesen Monatsrückblick beenden. Bloggerin Vera Lejsek war beim weissbook.w Verlag zu Gast und schreibt auf ihrem Blog glasperlenspiel13  darüber. Ein wunderbarer Indie-Verlag und ein schöner Beitrag mit vielen Bildern.

Das könnte übrigens ein Vorsatz für das neue Jahr werden: Mehr Bücher aus Indie-Verlagen lesen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein friedliches, gesundes und erfolgreiches Jahr 2018.

Uwe Kalkowski ist seit vielen Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler in großen und winzigen Buchhandlungen, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Marketingmensch in verschiedenen Fachverlagen; seit 2009 ist er Marketingleiter des RWS Verlags in Köln. Als Kaffeehaussitzer bloggt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse. In der Kolumne Kaffeehaussitzers Netzrückblick gibt er hier auf buchmarkt.de regelmäßig eine Übersicht über lesenswerte Fundstücke aus den Literaturblogs. „Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben“, wie er sagt.

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