Literaturpreise WELT-Literaturpreis an Zadie Smith verliehen

Die britische Schriftstellerin Zadie Smith ist gestern Abend in Berlin für ihr literarisches Gesamtwerk mit dem WELT-Literaturpreis ausgezeichnet worden. Den Preis nahm sie im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung in der ehemaligen Wohnung des Verlegers Axel Springer – und heutigem Sitz der Redaktion des Kunstmagazins BLAU – am Kurfürstendamm entgegen.

Zadie Smith
Zadie Smith

Durch den Abend, zu dem Gäste aus Kultur und Medien geladen waren, führte Richard Kämmerlings, Leiter der „Literarischen WELT“. In seiner Laudatio würdigte er Zadie Smith als eine aufmerksame Beobachterin von Identität in der heutigen Zeit: „Zadie Smith hat Willesden, das multikulturelle Viertel im Nordwesten Londons, auf der Karte der Weltliteratur eingezeichnet. Sie bietet in ihren Geschichten Raum für unmögliche Identitäten, für die Vereinbarkeit des scheinbar Unvereinbaren.“

In ihrer Dankesrede ging Zadie Smith auch indirekt auf die amerikanischen Präsidentschaftswahlen ein: „Menschliche Individuen sind wie komplexe Partituren, aus denen bestimmte Melodien herausgekitzelt werden können und andere ignoriert oder unterdrückt – was, zumindest zu Teilen, davon abhängt, wer dirigiert. In diesem Augenblick, überall auf der Welt – und zuletzt in Amerika – haben die Dirigenten am Pult vor diesem menschlichen Orchester nur die gemeinsten und banalsten Melodien im Sinn. Jene von uns, die sich an eine schönere Musik erinnern, müssen jetzt versuchen, sie zu spielen, und andere zu ermutigen, mitzusingen.“

Die Jury des WELT-Literaturpreises hatte in ihrer Begründung Zadie Smith für ihr scharfes Bewusstsein für kulturelle wie soziale Prägungen und Verwerfungen gelobt. Ihre Romane – von dem Debüt „Zähne zeigen“ bis zu „London NW“ – erzählten von der Suche nach Identität und Glück in einer sich rasant verändernden Welt, die von Globalisierung, Migration und urbanem Wandel geprägt und auch zerrissen ist. Angesichts der aktuellen europäischen Debatten um Flüchtlingspolitik und Integration sei ihr Gesamtwerk von besonderer Aktualität.

Zadie Smith wurde 1975 in London geboren, als Tochter eines englischen Vaters und einer aus Jamaica stammenden Mutter. Sie studierte Englische Literatur am King’s College in Cambridge. Ihr literarisches Debüt, der Roman „Zähne zeigen“, erschien 2000 und wurde ein internationaler Bestseller. Im Herbst 2017 wird ihr aktueller Roman Swing Time auf Deutsch bei Kiepenheuer & Witsch erscheinen.

Zadie Smith ist die achtzehnte WELT-Literaturpreisträgerin nach Karl Ove Knausgård (2015), Haruki Murakami (2014), Jonathan Franzen (2013), Zeruya Shalev (2012), Albert Oster

maier (2011), Claude Lanzmann (2010), Philip Roth (2009), Hans Keilson (2008), Daniel Kehlmann (2007), Rüdiger Safranski (2006), Yasmina Réza (2005), Amos Oz (2004), Jeffrey Eugenides (2003), Leon de Winter (2002), Pat Barker (2001), Imre Kertész (2000) und Bernhard Schlink (1999).

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis erinnert an Willy Haas, der 1925 „Die literarische WELT“ gründete. Ausgezeichnet werden ein einzelnes Buch oder ein literarisches Gesamtwerk. Zur Jury gehören Richard Kämmerlings, Leiter der „Literarischen WELT“, Wieland Freund, Literaturredakteur der WELT, und Cornelius Tittel, Chefredakteur des Kunstmagazins BLAU.

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