Literaturpreise LiBeraturpreis für Laksmi Pamuntjak

Zum vierten Mal wurde am Messesamstag der LiBeraturpreis auf dem Weltempfang der Frankfurter Buchmesse vergeben, seit 1988 gibt es den Preis für Autorinnen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt.

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Cornelia Zetzsche, Laksmi Pamuntjak, Martina Heinschke

Eine weitere Besonderheit: Leser stimmen darüber ab, wer den Preis bekommt. In diesem Jahr waren die Graphic Novel Aya: Leben in Yop City von Marguerite Abouet, Elfenbeinkünste; der Gedichtband Meerwüste von Najet Adouani, Tunesien; der Roman Lasst mich da raus von María Sonia Cristoff, Argentinien; der Roman Löwen wecken von Ayelet Gundar-Goshen, Israel; die Gedichte Körper, beraubt von Antjie Krog, Südafrika, und der Roman Alle Farben Rot von Laksmi Pamuntjak, Indonesien, nominiert.

„Die Leser hatten keine Angst vor dicken Brocken, keine Angst vor dem Unbekannten“, sagte Litprom-Geschäftsleiterin Anita Djafari bei der Begründung der Wahl, die auf Pamuntjaks 670-Seiten-Buch fiel. „Der Buchmesse-Ehrengast 2015, Indonesien, hat wohl einen starken Eindruck hinterlassen. Drei Romane aus dem Inselreich – alle von Frauen – werden erfolgreich verkauft. In allen Büchern geht es darum, Vorurteile über den Haufen zu werfen. Und darum geht es auch seit fast 30 Jahren beim LiBeraturpreis“, unterstrich Djafari.

Sie erspare es sich, auf Zahlen zu verweisen – die Namen der Literaturnobelpreisträger allein zeigten, dass nur wenige Frauen diese Auszeichnung erhielten.

In seiner Laudatio ging Ruthard Stäblein zunächst auf den Namen des Preises ein, der mit Literatur und Befreiung zu tun habe. „Im Buch von Laksmi Pamuntjak geht es um die Befreiung der Frau und die Befreiung von Fremdherrschaft. Es geht um einen uralten Mythos, das indonesische Nationalepos Mahabharata , um Versöhnung. Die Figuren, die sogar die gleichen Namen wie im Epos tragen, befreien sich im Laufe der Erzählung, die Autorin recherchierte genau, was im Jahr 1965 während des Suharto-Regimes passierte.“ Noch heute seien die verfeindeten Lager in Indonesien präsent. „Im Grund könnte Indonesien stolz auf seine Verfassung sein, doch leider gewinnen die Extremisten an Macht“, schloss Stäblein.

Messedirektor Juergen Boos übergab die Urkunde zur Auszeichnung an Laksmi Pamuntjak. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert und mit einer Einladung zur Frankfurter Buchmesse verbunden.

In ihrem Dank sagte die Autorin: „Ich bin glücklich, diesen Preis zu erhalten. So bin ich schon nach einem Jahr wieder auf der Buchmesse.“ Sie dankte dem Ullstein Verlag und ihrer Übersetzerin Martina Heinschke und widme das Buch erneut den Überlebenden der Gefängnisinsel Buru. „Ich möchte mich bei ihnen bedanken, dass sie als Zeitzeugen mit mir geredet und mich ermutigt haben“, bekräftigte Pamuntjak. „Indonesien hat noch einen langen Weg zu gehen.“

Im anschließenden Gespräch mit der Autorin, das Cornelia Zetzsche moderierte und an dem auch Martina Heinschke teilnahm, erklärte Pamuntjak, dass sie eigentlich Konzertpianistin werden wollte, sich dann jedoch anders entschied. Sie arbeitet neben ihrer schriftstellerischen und journalistischen Tätigkeit auch als Buchhändlerin. Alle Farben Rot ist ihr erstes ins Deutsche übersetzte Buch. Die bilingual, Indonesisch und Englisch, aufgewachsene Pamuntjak erzählte, dass bereits im Elternhaus Literatur, Kunst und Reisen geschätzt wurden.

Martina Heinschke, eine gefragte Übersetzerin, berichtete, dass sie mit 17 Jahren in einem Jugendaustausch erstmals Indonesien bereiste. Dieser Aufenthalt habe den Grundstein für ihre spätere Tätigkeit gelegt.

Im Gespräch wurde deutlich, dass sich indonesische Literatur seit Jahren mit der Aufarbeitung der Suharto-Ära beschäftigt. Literatur sei eine Möglichkeit, sich dem Thema zu nähern, bemerkte Heinschke. Noch immer gehe nicht nur ein Riss durch die Gesellschaft, sondern sogar durch Familien, weil Menschen verschiedenen Lagern angehörten.

„Buru ist heute ein Mini-Java“, sagte Pamuntjak, „es gibt Momente der Versöhnung.“ Sie fühle sich persönlich nicht angegriffen durch erstarkende konservative Strömungen: „Indonesien ist sehr vielfältig, auch die Toleranz wächst“, sagte sie zum Schluss des Gespräches.

JF

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