Aus aktuellem Anlass: Das neue, 182igste, Merkheft von Zweitausendeins stapelt tief und spart sich hoch

Sparen-sparen-sparen, schlägt es dem dummen Mann, der langsam schon ein bisschen genervt ist davon, von allen Ecken und Enden entgegen. „So langsam wird nichts mehr übrig bleiben, von dem, was mensch einsparen soll“, schimpft er vor sich her. „Wenn die Wurst weg ist, gibts keinen Zipfel mehr zu sparen – aus die Maus.“ Die beste Form des Sparens und ein Anachronismus in sich ist aber das neue Merkheft des Buch- & CD-Versenders Zweitausendeins www.zweitausendeins.de. Die sparen sich nämlich hoch bzw. stapeln tief.

Denn die Zweitausendeinsler haben an ihr 340 Seiten starkes Katalögchen, das Merkheft, welches das gewohnte Tascheneinsteckformat von 10,7 cm (Breite) mal 14,5 cm (Höhe) hatte, 5 cm angebaut – in die Höhe oder Tiefe, je nachdem, wie mensch es betrachtet. „Stapeln die nun tief oder sparen sie sich hoch?“, fragt sich der dumme Mann. „Und das nach 181 Ausgaben…“, brummt er vor sich hin. „So also bricht man mit Traditionen. Wer hätte das gedacht…“

Hatte Lutz Kroth, der Chef von Zweitausendeins, nicht sogar mal gegen die Buchhandelskette Wohlthats geklagt, weil sie angeblich sein Merkheft in Format und Anmutung kopiert haben sollten? Oder war es gegen den Eichborn Verlag gewesen? Oder doch beides? Der dumme Mann versucht sich zu erinnern. „Zu lange her, viel zu lange her, alles Schnee von gestern…“ Verschwunden nun auch, mit der Ausgabe 182 des Merkheftes, die geliebt-gehassten Beilagen, die mensch als erstes entgegenfielen, wenn er, begierig auf den Inhalt, die billigen Bücher, Platten und merkwürdigen Gimmicks, den Umschlag (auch der wird gespart) aufriss, um das Merkheft herauszupellen. Patsch! und schon lagen sie auf dem Boden. Bis zu 5 Stück von diesen lose zusammengefalteten Dingern lagen in einem Merkheft drin, meist thematisch zusammengestellt, 64 Seiten oder weniger stark, oft mit lustigem Dreheffekt und Doppeltitel – von vorn nach hinten lesen, dann umdrehen und von hinten nach vorn lesen. Jedoch immer so unhandlich, genau wie der Rest des Merkheftes auf das hauchdünne Bibeldruckpapier gedruckt, dass sich ihre Ecken schon vom ansehen hochbogen, zerflettert nach dem ersten Durchblättern, auseinandergerupft beim verzweifelten Versuch sie wieder -irgendwie- ins Merkheft zurück zu schubsen.

„Aber immer mit den besten Angeboten“, denkt der dumme Mann und genehmigt sich noch ein Zigarettchen. Immerhin war er früh dran heute. „So, so,“ lallt er vor sich, „festen, kartonierten Umschlag gemacht, ums neue Merkheft. Ist das denn nicht teurer?“ Überhaupt fragt sich der dumme Mann, was die Zweitausendeinsler denn nun eingespart hatten? Ok, Lutz Kroth hatte seinen „Guten Tag“ gekürzt, die Gesamtseitenzahl (Beilagen mitgerechnet) hatte sich um ca. 70-80 Seiten reduziert, aber dem standen stattliche 340 mal 14,5 cm mal 5 cm gegenüber. Dabei hätten sie, findet der dumme Mann, ganz einfach sparen können: Kürzen, kürzen, kürzen. Bei einem Katalog, in dem die Texte verkaufen ein gewagtes Unterfangen, das weiss selbst der dumme Mann. Aber es war gar nicht einzusehen, warum zum Beispiel das Lexikon des Internationalen Filmes auf ganzen 2,5 Seiten vorgestellt werden musste, noch dazu mit einer abgeschnittenen, krottenhässlichen Abbildung der Buchrücken. Eine Seite hätte es da auch getan. In der Kürze liegt die Würze. Und dann diese seltsamen weissen Löcher auf der dritten Umschlagseite! 18 Zeilen Text, 6 Punkt gross, schmallaufend, achtzehn, 18 (!) Zeilen, hätten dort hingepasst.

Statt dessen: Ein grosses, weisses Nichts!? Unglaublich. Und was sollen uns diese 5 Zeilen (Encyclopaedia Britannica 2002) sagen: „Praktische Funktionen, wie der Knowledge Navigator erleichtern es zusätzlich, aus den gefundenen Einträgen, Informationen, Abbildungen, eigene Notizen, Materialsammlungen, Präsentationen und Vorträge zu erstellen.“ Geht’s noch redundanter? Kürzen-kürzen-kürzen. Dabei wissen die Zweitausendeinsler eigentlich sehr gut, auf was es ankommt, in ihren Texten. „Ihr Lieblingswort“, denkt der dumme Mann, „hat gerade mal 3 Buchstaben: „nur“ und ihr zweit liebstes Wort 5: „statt“. Dazwischen gibt es Zahlen und heisst dann so: „Statt 75 E nur 25 E“. Ganz einfach. Deshalb versteht der dumme Mann auch nicht, wie zu der Schlamperei beim Impressum mit den AGBs -über eine halbe Seite!- kommen konnte: „Verantwortlich für den Inhalt des Merkhefts und aller Beilagen ist Lutz Kroth.“ Welcher Beilagen? Die gibt’s nicht mehr. He, hallo, hier gibt es ganze 3 Wörter zu sparen: „und aller Beilagen“! Gott-sei-Dank und dies nimmt der dumme Mann mit grosser Erleichterung auf, denn dafür liebt er das Merkheft, sparen die Zweitausendeinsler aber nicht mit genial-dummen Sprüchen: „Und denken Sie, bitte daran: Je mehr Sie bei uns kaufen, desto mehr sparen Sie!“ Da kann der dumme Mann, genau wie die Comicfigur auf der Titelseite des 182. „Spar-Merkheftes“, nur sparsam sagen: „SHR GT!“

DER DUMME MANN

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